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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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ist.«
    Biddle strahlte mich dankbar an. Ich hätte mir gewünscht, dass jeder meiner Constables so begeistert an seine Arbeit gehen würde wie der junge Biddle.
    Ich ging in mein Büro und setzte mich an den Schreibtisch, um einmal mehr alles durchzugehen, was ich bisher über den Fall wusste. Je länger ich nachdachte, desto überzeugter war ich davon, dass ich den Mörder, falls überhaupt, nur über den Tod von Adams finden würde. Jeder Mörder begeht früher oder später einen Fehler, und der Mord an Adams war mit großer Wahrscheinlichkeit solch ein Fehler gewesen.
    Doch wenn Adams der Schlüssel war, dann führte uns das zurück zu der Baustelle in Agar Town. Nehmen wir einmal an, dachte ich, dass Madeleine während der letzten Wochen vor ihrem Tod dort festgehalten worden ist. Nehmen wir weiter an, dass sie in einem der Häuser festgehalten wurde, dem Haus, in dem auch ihre Leiche gefunden wurde. Wo in diesem Haus? Höchstwahrscheinlich im Keller. An ihrem Kleid waren Moderflecken gewesen, wie sie von den feuchten Wänden eines Kellers herrühren mochten. In einem Keller hätte niemand ihre Hilferufe gehört.
    Ein Keller!
    Ich sprang auf und rannte ins Vorzimmer hinaus. Biddle ließ erschrocken seinen Stift fallen und starrte mich offenen Mundes an.
    »Constable!«, rief ich. »Erzählen Sie mir ganz genau, wie es zu Ihrem Unfall gekommen ist!«
    »Es … Es war wirklich nicht meine Schuld, Sir!«, stammelte Biddle.
    »Das sage ich doch gar nicht! Erzählen Sie mir einfach nur, wie es passiert ist, Junge!«
    »Nun ja, Sir …« Biddle schluckte und runzelte die Stirn. »Ich habe es leider nicht notiert, fürchte ich, Sir, wie Sie es zu tun pflegen.«
    »Dann lassen Sie sich das fürs nächste Mal eine Lehre sein!«, sagte ich streng. »Wenn Sie ein Detective werden wollen, müssen Sie lernen, alles aufzuschreiben, was Sie beobachten und was Ihnen oder anderen widerfährt. Jede Information kann sich als wertvoll erweisen; nichts ist zu trivial.«
    »Jawohl, Sir … ganz recht, Sir …« Langsam und stockend begann Biddle zu erzählen. Ich hielt meine Ungeduld im Zaum und lauschte aufmerksam. Es war mir gleichgültig, wie lange er brauchte, vorausgesetzt, er ließ nichts aus.
    »Wir waren zu diesen Häusern zurückgekehrt, Sie wissen schon, Sir, wo die Leiche gefunden wurde. Doch sie waren bereits abgerissen worden; flach wie Pfannkuchen lagen sie da, und Arbeiter waren damit beschäftigt, die Trümmer auf große Karren zu laden und abzutransportieren. Deswegen lagen die Keller frei an der Luft, Sir. Ich war neugierig, Sir, und wollte mir einen der Keller ansehen, den Keller des Hauses, in dem die Tote gefunden worden war. Wir hatten selbstverständlich schon vorher das ganze Haus mit unseren Lampen vom Dachboden bis zum Keller abgesucht. Aber jetzt schien Tageslicht hinunter, und ich sah, dass es wirklich nur eine feuchte Erdhöhle unter dem Haus war, kein richtig gebauter Keller …« Biddles Tonfall klang missbilligend ob der laschen Baustandards. Die Häuser von Agar Town waren billig und in aller Hast errichtet worden.
    »Die Wände bestanden aus rohen Ziegeln mit Lücken im Mörtel dazwischen. Ich hätte selbst besser bauen können, und das ist eine Tatsache, Sir. Doch weil sie so schlecht gemauert waren, boten sie reichlich Halt für Finger und Zehen. Also dachte ich mir, ich klettere hinunter und sehe mich um. Ich bin ein guter Kletterer, Sir. Ich konnte schon immer jeden Baum hinaufklettern. Einmal bin ich in unserem Haus aus einem Fenster im oberen Stock auf den Ast eines großen alten Baums geklettert und so heimlich nach draußen abgehauen. Mutter hatte mich in mein Zimmer eingesperrt, weil ich etwas angestellt hatte. Nun ja, jedenfalls dachte ich, dass es nicht schwer wäre, in diesen Keller hinunterzuklettern, und so zog ich meine Stiefel aus …«
    Ich hatte Biddle nicht unterbrechen wollen, doch an dieser Stelle konnte ich nicht anders. »Sie haben Ihre Stiefel ausgezogen?«, rief ich ungläubig.
    »Jawohl, Sir. Ich dachte mir, dass ich mit den Zehen Halt finden würde, aber nicht mit den Stiefeln. Sie sind zu klobig, Sir, wissen Sie? Nun ja, ich hatte gerade mit meinem Abstieg angefangen, als von oben eine zornige Stimme rief. ›Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?‹ Ich blickte nach oben und sah das Gesicht eines Mannes, rot und wütend und zugleich richtig erschrocken. Ich sagte ihm, dass er keine Angst haben müsse. Ich sei ein guter Kletterer und würde schon nicht fallen.

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