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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Karrenrädern und übersät mit widerlich stinkenden Löchern, welche die Stellen abgerissener Aborte und offener Kanalisation markierten. Ich trat den mumifizierten Kadaver einer Ratte aus dem Weg. Eine weitere nahebei war immer noch in Verwesung begriffen. Es wimmelte nur so von Maden auf ihrem toten Leib.
    Obgleich das Wetter kühl war, hatte es seit mehreren Tagen nicht mehr geregnet, und es herrschte ein unregelmäßiger Wind. Die Luft war voller Staub, der unsere Nasenlöcher und Kehlen belegte und uns zum Husten brachte, sodass wir gezwungen waren, unsere Gesichter mit Taschentüchern zu bedecken. Selbst die knochigen Flanken der vernachlässigten Klepper, die vor die Karren gespannt warteten, waren von grau-rosa Staub überzogen. In dieser Umgebung erinnerten die armen Tiere an die geisterhaften Pferde aus einem apokalyptischen Alptraum.
    Ich sah, dass an verschiedenen Stellen weitab von dem Fleck, dem wir uns näherten, sporadisch die Arbeiten wieder einsetzten. Männer bearbeiteten die Überreste eines Hauses. Dach, Fenster und Türen waren zusammen mit einem Teil der oberen Wände bereits verschwunden. Mein Blick fiel auf zwei oder drei Burschen, die unsicher im ersten Stock standen. Sie bearbeiteten die Wand mit gleichmäßigen Schwüngen ihrer Vorschlaghämmer, sodass große Brocken Mauerwerk herausbrachen und zu Boden krachten. Jedes Mal erhob sich eine Wolke aus Mörtel und Staub, der nach oben stieg und die Abbrucharbeiter mit einer dicken Schicht bedeckte. Sie erinnerten mich an die Minenarbeiter aus meiner Jugend, die stets von Kohlenstaub bedeckt gewesen waren. Ich fragte mich, ob diese Männer hier in späteren Jahren ebenfalls an Lungenkrankheiten leiden würden, wie es schon so vielen Minenarbeitern einschließlich meinem armen Vater ergangen war.
    Sobald die Arbeiter in ihrer luftigen Position Morris und mich erspähten, ertönte ein Warnruf, und alle Arbeit kam erneut zum Erliegen. Die Männer auf der halb eingerissenen Fassade standen da wie graue Statuen, die Werkzeuge noch in den Händen. Diejenigen, die unten gearbeitet und die heruntergefallenen Trümmer auf Karren verladen hatten, standen auf ihre Schaufeln und Spitzhacken gelehnt und beobachteten uns mit mürrischen Gesichtern. Ein Mann mit einer Wollmütze, der von oben bis unten in grauen Staub gehüllt war, wandte den Kopf zur Seite und spie aus. Ich war überrascht, dass er noch genügend Flüssigkeit dazu in sich hatte.
    »Sie hätten sie nicht anrühren dürfen!«, murmelte ich mehr zu mir selbst als an die Adresse des armen Morris gewandt. Er hatte bereits die Hauptlast meiner Frustration ertragen müssen, genauso wie die dumpfe Ablehnung der Arbeiter und die unverhohlene Feindseligkeit ihrer Vorgesetzten.
    »Ja, Sir, das ist mir durchaus bewusst, Sir. Doch der Vorarbeiter – ein ausgekochter Bursche, wenn ich je einen gesehen habe – und der Mann von der Eisenbahngesellschaft haben einen höllischen Tanz veranstaltet … verzeihen Sie meine Ausdrucksweise. Die Arbeiter selbst waren ebenfalls höchst übellaunig. Es war nicht zu erwarten, dass zwei Constables damit zurechtkommen würden.«
    Noch während er sprach, tauchte die Gestalt eines Constables auf. Er war ein junger Bursche, unübersehbar nervös, der erleichtert wirkte, als er Morris erblickte; doch als er mich in seiner Begleitung erkannte, verspannte er sich sofort wieder.
    »Das ist Biddle, Sir«, informierte mich Morris. »Er ist ein guter Mann, aber er ist noch nicht lange bei uns.«
    Ich dachte bei mir, dass Morris noch sehr jung wirkte, kaum achtzehn, was das Mindestalter war, um bei uns anzufangen. Mehr noch, er trug einen von jenen hohen Helmen, die erst vor Kurzem die vertrauten glänzenden Hüte abgelöst hatten, die ich noch getragen hatte, als ich zur Polizei gegangen war. Die neuen Helme provozierten nach wie vor die unterschiedlichsten Kommentare. Um ehrlich zu sein, der Art und Weise nach zu urteilen, wie Biddle den Helm auf dem runden Schädel trug, fürchtete ich, dass er ein natürliches Ziel für kleine Jungen mit Steinschleudern abgab.
    Morris schien ebenfalls von dem Anblick erschüttert. »Ich weiß nicht, Sir, aber diese Helme …«, murmelte er an mich gewandt. »Die alten Mützen sind immer bei der kleinsten schnellen Bewegung runtergefallen, und wenn es heiß war, hat der Schädel förmlich darunter gekocht. Aber sie haben einem Constable wenigstens einen Rest von Würde gelassen.« Mit lauterer Stimme fuhr er an Biddle gewandt fort: »Wo

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