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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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bevor Sie gehen müssen, lieber Doktor?« Während wir gestritten hatten, war sie zunehmend nervös geworden. Der Darwinismus war ohne jegliches Interesse für sie, und wir verloren kostbare Zeit, die wir viel besser mit ihrer Lieblingsbeschäftigung ausfüllen konnten.
    Aber wie es schien, blieb noch genug Zeit. Frank stellte den Kartentisch auf, und obwohl ich keine Expertin war im Kartenspiel, war meine anfängliche Müdigkeit verflogen, und ich hatte meine ›zweite Luft‹ bekommen. Ich schlug mich einigermaßen wacker. Der Rest des Abends verging auf recht angenehme Weise. Selbst Dr. Tibbetts förmliche Art ließ ein wenig nach, obgleich ich ihn das ein oder andere Mal dabei überraschte, wie er mich nachdenklich studierte, wenn er glaubte, ich wäre ganz bei meinen Karten. Sein Blick war weder antagonistisch noch freundlich, sondern völlig neutral. Scharfsinnig, ja. Ich spürte, dass ich in eine Kategorie einsortiert wurde. Dr. Tibbett mochte ja die Theorien Darwins ablehnen, doch er hatte seine eigenen Theorien über Männer und Frauen, so viel stand fest.
    Der Besucher verließ das Haus gegen elf. Frank ging mit ihm nach unten, doch er kehrte sofort wieder zurück. Übellaunig warf er sich in einen der Sessel beim Kartentisch, nahm willkürlich einige Karten zur Hand und begann, sie in peinlich genauen Reihen auszulegen, deren Sinn ich nicht zu erkennen vermochte. Mrs Parry war nach oben in ihr Schlafzimmer gegangen, wo Nugent geduldig gewartet hatte, um ihre Herrin auszuziehen und ihr den bemerkenswerten Kopfputz abzunehmen. Was bedeutete, dass ich mich ebenfalls zurückziehen konnte. Ich öffnete den Mund, um Frank eine gute Nacht zu wünschen, doch er blickte nicht auf und schien überhaupt nicht zu bemerken, dass ich noch im Raum war. Ich beschloss, wortlos zu gehen.
    »Warten Sie«, sagte Carterton zu meiner Überraschung. »Sie brauchen eine Kerze.« Er erhob sich, nahm einen Kerzenhalter von einem kleinen Nebentisch, hob ihn an die Gaslaterne, um die Kerze zu entzünden, und reichte ihn mir.
    Ich dankte ihm, doch er nickte nur. »Gute Nacht«, fügte ich hinzu.
    Das brachte mir wenigstens eine gemurmelte Antwort ein. »Gute Nacht«, sagte auch er.
    Als ich den oberen Treppenabsatz erreicht hatte, spürte ich einen kalten Lufthauch, und meine Kerze flackerte bedenklich. Mir wurde bewusst, dass die Vordertür wohl immer noch offen stand. Ich beugte mich über das Geländer, um nach dem Grund dafür zu sehen. Dr. Tibbett stand dort und sprach leise mit Simms. Die Unterhaltung endete in diesem Augenblick, und Simms reichte ihm seinen Gehstock und seinen Hut. Ich dachte, Dr. Tibbett hätte mich nicht bemerkt, doch er musste etwas gespürt haben, denn in diesem Moment blickte er nach oben und entdeckte mich. Automatisch zog ich mich in den Schutz der turbantragenden Knabenstatue mit den Kerzen zurück. Ich war verlegen. Er musste glauben, dass ich gelauscht hatte. Ich ging nach oben in mein Zimmer, verärgert über den kleinen Zwischenfall. Ich fragte mich, was er mit Simms zu bereden gehabt hatte.
    Ich war nun todmüde. Trotzdem surrten einige Gedanken durch meinen Kopf und weigerten sich zu verschwinden, während ich ohne Hilfe aus meinen Kleidern stieg, mein Nachthemd anzog und den Knoten in meinem Haar löste.
    Auf dieser Etage gab es keine Gaslaternen. Die kostspieligen Armaturen waren auf die Empfangsräume beschränkt. Ich saß vor der Rokoko-Kommode und begann, mein Haar in gleichmäßigen, langen Zügen zu bürsten, wie eine meiner früheren Gouvernanten, Madame Leblanc, es mich gelehrt hatte. Das gelbe Leuchten meiner Kerze schuf eine behagliche und viel hübschere Atmosphäre als das zischende Gas und das unbarmherzige weiße grelle Leuchten, dachte ich.
    In den Ecken des Zimmers tanzten samtene Schatten. Es war nicht schwierig, sich einzubilden, dass jemand dort stand und mich beobachtete. Ich dachte an Madeleine Hexham, deren Name beim Abendessen aufgekommen war, nicht zu jedermanns Behagen. Ich schaute mich um. Es war wahrscheinlich, dass ich das Zimmer meiner Vorgängerin erhalten hatte, und dass es hier in diesem Zimmer gewesen war, wo sie ihre Flucht in die Arme ihres mysteriösen Geliebten geplant hatte. Wo war er gewesen, und wo hatte sie sich mit ihm getroffen? Wie lange war sie in diesem Haus angestellt gewesen, bevor sie so abrupt verschwunden war?
    Hatten Tibbett und Carterton sich später in der Bibliothek weiter über sie unterhalten? Hatte Frank eine Zurechtweisung einstecken

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