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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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ist Jenkins, Constable?«
    »Hinten, Sergeant. Er streitet mit einem Vorarbeiter. Ich glaube, der Gentleman von der Eisenbahngesellschaft ist auch wieder zurück. Sie sind nicht gerade glücklich darüber, dass die Arbeit noch nicht wieder angefangen hat, nachdem die tote Frau weggebracht wurde.«
    »Ach? Sind sie nicht?«, ließ ich mich zu einer sarkastischen Bemerkung hinreißen und fügte dann in dem Bemühen hinzu, sachlicher zu klingen: »Also ist das hier die Stelle, wo man das Opfer gefunden hat, korrekt?«
    Es war genauso wenig die Schuld des unglückseligen Biddle wie die von Morris. Biddle, rosig und verschwitzt in seiner hochgeknöpften Uniform und mit dem albernen neuen Helm auf dem Kopf, der noch unsicherer aussah als die alten Mützen, antwortete ernst: »Es ist niemand hineingegangen, Sir. Entweder ich oder Jenkins waren die ganze Zeit über hier, und wir haben beide aufgepasst.«
    Die restlichen Häuser in der Reihe waren abgerissen, doch diese drei hier am Ende standen noch aneinandergelehnt wie ein Trio Betrunkener. Wenn einer sich bewegte, würden alle fallen. Die Leiche war von Arbeitern gefunden worden, die in das erste der drei Häuser gegangen waren, um den Abriss vorzubereiten.
    Es waren schmale Häuser, billig, schnell und aus minderwertigen Materialien errichtet, die als passend für die Armen betrachtet wurden und deren hauptsächlicher Zweck darin bestanden hatte, den Bauherrn schnell reich zu machen. Ich hatte gerade erst mit eigenen Augen gesehen, wie sie unter den Vorschlaghämmern zerbröckelten wie ein Kinderhaus aus Holzklötzen. Dies war Agar Town – oder besser, die Überreste davon –, ein berüchtigtes Viertel, sogar in einer Stadt, in der es mehr als genügend Elendsviertel gab. Hier hatte eine ganze Familie in einem Raum gelebt, und in den schlimmsten Fällen hatte sie diesen Raum auch noch mit anderen Mietern geteilt. Sämtliche Bewohner hatten die Gemeinschaftsaborte in den Hinterhöfen benutzt, wo manche auch Schweine gehalten hatten. Die Kanalisation war ständig übergelaufen, und die Schweine hatten sich über die Fäkalien hergemacht. Schweine fressen alles. Es sind nützliche Tiere. Der Brunnen, aus dem alle ihr Wasser geholt hatten, stand ganz in der Nähe und war noch nicht abgerissen. Hoffentlich kamen die Arbeiter nicht auf den Gedanken, davon zu trinken. Die Cholera war ein regelmäßiger Gast in Agar Town gewesen. In den Zeitungen stand, dass Mr Bazalgettes geniales neues Kanalisationssystem London von dieser Plage erlösen würde, auch wenn in den gleichen Blättern zu lesen war, dass gerade in diesem Augenblick im Londoner East End zahlreiche neue Fälle von Cholera aufgetreten waren.
    Wie dem auch sei, es gab weitere Seuchen. Typhus, Diphtherie, Schwindsucht und jene Krankheiten, die nur die Armen betreffen und aus der Verzweiflung herrühren. Niemand lebt unter diesen Bedingungen lang. Männer haben Glück, wenn sie vierzig werden; Frauen sterben häufig noch früher. Kinder sterben wie die Fliegen, und die wenigen, die überleben, kommen bleich wie Geister aus den Löchern, in denen sie aufgewachsen sind: kleine, alte Männer und Frauen von kaum zehn Jahren. Ich kenne solche Viertel, und ich kannte Agar Town. Wenn ein Mann oder eine Frau am Verhungern ist und nichts mehr zu verlieren hat, was sollte ihn oder sie daran hindern, kriminell zu werden? Vielleicht erwies sich ja der Abriss des ganzen Viertels für den neuen Bahnhof als Segen, wie behauptet wurde, doch ich für meinen Teil vermutete, dass die Probleme sich einfach woanders hin verlagern würden.
    »Passen Sie auf, wohin Sie treten, Sir«, riet Morris, der voranging. »Die Außenwand ist nicht mehr sicher. Lehnen Sie sich nirgendwo an, bitte; sonst könnte alles zusammenstürzen. Das ist übrigens einer der Gründe, mit denen der Vorarbeiter erklärt, warum man die Leiche nach draußen gebracht hat. ›Machen Sie mir keine Vorwürfe, wenn die Mauern einstürzen und die tote Frau unter Trümmern begraben ist, wenn Ihr Inspector hier eintrifft!‹, waren seine Worte, nur dass er sich nicht so gewählt ausgedrückt hat. Trotzdem, er hatte nicht Unrecht, Sir, wie ich sehen kann. Besser, wenn wir uns beeilen.«
    »Schon gut, schon gut«, erwiderte ich gereizt. Ich sah selbst, wie wacklig die Reste des Gebäudes waren. »Haben Sie bereits mit den Männern geredet, die die Tote gefunden haben?«
    »Jawohl, Sir. Ich habe ihre Aussagen aufgenommen und von ihnen unterzeichnen lassen. Es sind zwei Iren,

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