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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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hatten, die Bergarbeitersiedlungen zu besuchen.
    Als Ergebnis war eine Art abergläubischer Ehrfurcht entstanden. Bergleute galten als zähe und genügsame Spezies, nicht ganz Mensch, ausgestattet mit geheimnisvollen Kräften und unverwüstlich, die tief in die Erde hinunterstiegen zu Orten, an denen sich die meisten Menschen zu Tode gefürchtet hätten. Mary Newling seufzte von Zeit zu Zeit, wenn die Unterhaltung auf die Gruben zu sprechen kam, und äußerte ihre Meinung, dass es ein gefährliches Leben war und niemand gezwungen werden sollte, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, wie ein Maulwurf in ewiger Dunkelheit umherzukriechen.
    Diesen Worten folgten im Allgemeinen ein Grollen über die Preise von guter Kohle für den Wohnzimmerkamin und böse Kommentare darüber, dass einer der örtlichen Minenbosse sich soeben von seinen Gewinnen ein Herrenhaus hatte bauen lassen.
    Mary hatte die Anstellung von Molly Darby als mein Kindermädchen nicht gutgeheißen. Mein Vater hatte es dennoch getan in dem Bemühen, der Familie Darby zu helfen. »Der Doktor lässt sich von seinem guten Herzen zu Entscheidungen verleiten, die sein gesunder Menschenverstand nicht zulassen würde!«, schniefte Mary. »Und das nicht zum ersten Mal! Merke dir meine Worte, Kind, es wird auch nicht das letzte Mal sein!«
    All das hatte zur Folge, dass ich unbedingt eine Mine mit eigenen Augen sehen wollte, einen jener verbotenen Orte. Nicht, um in die Dunkelheit hinunterzusteigen – so weit ging es dann doch nicht –, aber gewiss, um sie von oben zu sehen. Ich mochte die Dunkelheit nicht besonders und war stets froh, wenn ich des Nachts Mollys Schnarchen auf der anderen Seite der Treppe hörte. Trotzdem war ich entschlossener denn je, mich in den Einspänner zu schmuggeln. Mary hatte sich von der Hintertür abgewandt und sie wieder geschlossen, ohne sie erneut zu verriegeln. Ich versteckte mich in einer Nische, als sie vor sich hin murmelnd an mir vorbeistampfte und die Treppe hinaufstieg. Sie begegnete meinem Vater, der auf dem Weg nach unten war, und die beiden unterhielten sich kurz. Das war meine Chance.
    Ich rannte durch die Küche, öffnete die Tür einen Spaltbreit und drückte mich hindurch. Wir hatten keinen Garten, nur einen gepflasterten Hof. Auf der anderen Seite stand ein primitiver Stall mit einer Kammer darüber, in welcher der Stallbursche schlief. Im Hof herrschte geschäftige Aktivität. Es wurde zunehmend heller draußen. Ich konnte sehen, wie der Stallbursche und ein weiterer Mann, wahrscheinlich der, der die Botschaft aus der Mine überbracht hatte, sich mit dem neuen Pony abmühten, das nicht zwischen die Deichselstangen wollte. Es war ein ausnehmend hübsches Tier mit weißen Fesseln und einem unberechenbaren Temperament. Es mochte es nicht, in den frühen Morgenstunden aus einem warmen Stall nach draußen in die Kälte gezerrt zu werden, und es machte keinen Hehl aus seinen Gefühlen. Es trat aus und traf den fremden Mann am Bein. Der Fremde stieß eine Serie von Verwünschungen aus, einschließlich einer Reihe von Worten, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich merkte sie mir, auch wenn mir bewusst war, dass sie nicht zu meinem Gebrauch gedacht waren. Nichtsdestotrotz, ich war ein Kind mit einem scharfen Gehör.
    Jetzt war mein Augenblick gekommen. Ich hielt mich in den Schatten, huschte am Außenrand des Hofs entlang bis zum Stall und kletterte ungesehen in den Einspänner. Dort angekommen zog ich die dicke wollene Reisedecke, die immer im Wagen lag, über mich und kauerte mich damit unter die Sitzbank aus Holz.
    Der Einspänner schaukelte heftig, als das Pony endlich zwischen den Deichselstangen stand, zum Teil mit Hilfe von guten Worten, zum Teil unter Einsatz von Gewalt. Mein Vater traf auf dem Hof ein, und der Einspänner schaukelte erneut, als er auf den Bock stieg und die Zügel packte. Ich fragte mich, ob der Bote ebenfalls einsteigen und sich neben ihn setzen würde. Falls ja, würde ich mit ziemlicher Sicherheit entdeckt werden. Doch das geschah nicht, und mein Vater rief dem Pony zu, schnalzte mit den Zügeln, und los ging es.
    Es war sehr kalt. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, wie sehr ich frieren würde. Bei meinem Lauf über den Hof war ich durch Pfützen gestapft, die vom nächtlichen Regen übrig geblieben waren, und meine Satinpantoffeln hatten sich mit Wasser vollgesogen. Bald spürte ich, dass ich keine Strümpfe anhatte. Mein gehäkelter Umhang nutzte nur wenig; er hatte einfach zu viele

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