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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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ist ja auch verständlich, aber ich konnte nicht anders. Ich habe meine Frau geliebt«, sagte Saarnio mit rauer Stimme. »Sie war schon seit langem depressiv. Ich glaubte, die Medikamente würden endlich anschlagen. Dass ich ihr von Oksana erzählt habe, war sicherlich mein größter Fehler.«
    »Ihre Frau hatte also psychische Probleme?«
    Saarnio sah mich erneut an, sein Blick war prüfend und nachdenklich. »Wenn Sie eine Depression als psychisches Problem einstufen wollen, ja. Die Depression war auch die Ursache ihrer sexuellen Unlust. Und dass ich fremdgegangen bin, hat es nicht besser gemacht. Als ich Riitta davon erzählt habe, war sie geradezu hysterisch vor Angst, die Zeitungen könnten von meinem Abenteuer Wind bekommen. Sie sagte, alles andere würde sie akzeptieren, aber sie könne es nicht ertragen, wenn ihr Privatleben in aller Öffentlichkeit breitgetreten würde.«
    »War deine Frau schon lange depressiv?«
    Ich war zum Du übergegangen, ohne es zu merken. In der Situation schien es mir ganz natürlich, Arto Saarnio zu duzen.
    »Seit sie ihre letzte Stelle verloren hat. Sie war ganz sicher, nirgendwo mehr Arbeit zu finden, weil sie schon über fünfzig war. Länsimies war wirklich ein rettender Engel, auch wenn ich ihn persönlich nicht leiden kann. Aber Riitta kam gut mit ihm aus, und er gab ihr die Chance, beruflich genau das zu tun, was ihr am meisten lag.«
    Saarnios Handy klingelte, er meldete sich. Äußerlich wirkte er ruhig, doch ich wusste, dass er unter Schock stand. Sein Gehirn war noch nicht fähig, zu verarbeiten, was er bereits wusste und jetzt am Telefon bestätigte.
    »Ja, das stimmt. Alle Termine für heute sind abgesagt. Die morgigen bitte auch verschieben. Riitta ist gefunden worden, aber sie ist tot.« Er machte eine Pause, und die aufgeregte Redeflut, die seine Nachricht auslöste, drang bis an meine Ohren. Saarnio hörte ohne erkennbare Reaktion zu. »Aber sag es nur denen, die es unbedingt wissen müssen. Allen anderen erzählst du, dass ich krank bin. Ich weiß selbst noch nicht viel, nicht einmal die Todesursache. Und …«
    Nun klingelte auch mein Handy, auf dem Display sah ich die Nummer von Ilari Länsimies.
    »Länsimies hier, ich habe jetzt den Namen und die Telefonnummer des Hausmeisterdienstes.«
    »Die brauche ich nicht mehr.«
    »Ihr habt Riitta also gefunden? Wunderbar, dann kann ich zur Be…«
    Barsch unterbrach ich ihn.
    »Ich habe von Arto Saarnio eine Schlüsselkarte zum Studiogebäude bekommen. Wir haben Riitta Saarnio in ihrem Büro gefunden. Sie ist tot. Selbstverständlich müssen wir so bald wie möglich mit Ihnen und Ihren Angestellten sprechen.«
    Das verschlug selbst Länsimies die Sprache. Es dauerte mehr als eine halbe Minute, bevor er antwortete:
    »Tot … Was ist da los? Ich habe gehört, dass gestern auf Lulu Nightingales Leibwächter geschossen wurde. Ist das die Russenmafia? Was wollen die? Verdammt nochmal, muss ich mir etwa einen Bodyguard zulegen, oder wenigstens eine Waffe …«
    Es klingelte. Ich sagte Länsimies, wir würden uns im Lauf des Tages mit ihm in Verbindung setzen, und ging an die Tür. Die Kriminaltechniker, angeführt von Mikkola, marschierten herein. Ich gab ihnen die nötigen Anweisungen.
    »Schwer was los hier«, bemerkte Kerminen, der Fotograf, der auch in der Vorwoche im Studio gewesen war. »Ist die Show so schlecht, dass nach jeder Folge einer krepiert?«
    Ich zog die obligatorische Schutzkleidung über und ging zurück in Riitta Saarnios Büro. Sie trug dunkle Kleidung, eine schwarze Hose, flache Schnürschuhe und einen dicken Blazer. Ich rief mir die Beschreibung des Schützen im Big Apple ins Gedächtnis. Hätte man Frau Saarnio in einem Herrenmantel mit Schulterpolster und mit einem breitkrempigen Hut für einen Mann halten können?
    Es wäre eine saubere Lösung: Riitta Saarnio als Mörderin, die ihre Taten in einem Abschiedsbrief gestand. Ein Graphologe musste prüfen, ob die Unterschrift echt war, ein Experte der Zentralkripo würde den Stil des Abschiedsbriefs untersuchen und mit anderen Briefen von Riitta Saarnio vergleichen. Allerdings wirkte sich starke seelische Erschütterung oft auf den sprachlichen Ausdruck aus und konnte sogar zu einer Veränderung der Handschrift führen.
    Arto Saarnio saß noch immer in der Garderobe. Ich bat ihn, sich zur Verfügung zu halten, denn ich wollte, dass er den Brief seiner Frau las, sobald er auf Fingerabdrücke untersucht und kopiert worden war.
    »Gibt es irgendjemanden,

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