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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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am Handy meldete sich Länsimies mit verschlafener Stimme.
    »Riitta? Sie ist gestern noch im Studio geblieben. Ich bin gleich nach der Sendung weg. Wir hatten übrigens eine spektakuläre Quote, weit über eine Million. Das beste Ergebnis in der Geschichte der ›Überraschungsgäste‹.«
    »Wer betritt das Studio morgens als Erster?«
    »Gegen acht kommt die Putzfrau. Ist Riitta etwas zugestoßen?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Arto hat mich heute Nacht angerufen, aber ich habe seine Ängste nicht ernst genommen. Ich nahm an, dass Riitta einen unserer Gäste nach Hause gebracht hat oder im Studio geblieben ist, um sich die Sendung vom Band anzusehen.«
    »Wie wirkte sie gestern?«
    Länsimies berichtete, das ganze Team sei nervös gewesen, weil die schreckliche Erinnerung an die vorige Sendung auf allen gelastet habe. Er und Riitta seien vormittags im Studio gewesen und dann nach Hause gefahren, um sich vor der Sendung auszuruhen. Um fünf Uhr hätten sie sich erneut im Studio getroffen – Riitta Saarnio hätte also Zeit genug für einen Abstecher zum Big Apple gehabt. Aber hätte man sie für einen Mann halten können, selbst in der entsprechenden Kleidung? Wenn Frauen sich als Männer verkleideten, wirkten sie in der Regel jünger.
    Ich fragte Länsimies, wer den Hausmeisterservice für das Gebäude versah, doch er erinnerte sich nicht an den Namen der Firma.
    »Um diese Dinge kümmert sich Riitta. Ich habe drei Schlüsselkarten für das Gebäude, einen Hausmeister habe ich nie gebraucht. Könnt ihr nicht warten, bis die Putzfrau kommt? Ich habe nämlich um acht eine Besprechung, die ich nicht absagen kann. Vielleicht hat Riitta ein Schlafmittel genommen und ist in einer der Garderoben auf dem Sofa eingeschlafen. Womöglich ist sie absichtlich nicht nach Hause gefahren, um Arto aufzurütteln. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die beiden … Probleme haben.« Länsimies lachte auf eine Art, die mir nicht gefiel. Was hatte er von meinem Gespräch mit Riitta Saarnio mitbekommen?
    »Nun versuchen Sie gefälligst, sich an den Namen von diesem Hausmeisterservice zu erinnern«, fauchte ich ihn an. Der Firmenname ließ sich zwar auch im Immobilienregister der Polizei feststellen, aber ich wollte Länsimies wenigstens ein bisschen Dampf machen. Er versprach zurückzurufen, sobald er den Namen gefunden hatte.
    Eine Glastür hätte ich vielleicht einschlagen können, doch die Eingangstür war aus Stahl. Und das Fenster neben der Tür war zu schmal, um hindurchzuklettern. Die Türklinke wiederum befand sich in einem so ungünstigen Winkel zum Fenster, dass ich nicht herangereicht hätte, wenn ich das Fenster eingeschlagen hätte.
    Da ich keine Lust hatte, untätig im Wagen herumzusitzen, fuhr ich zum Präsidium. Der Verkehr wurde bereits lebhafter, das gleichmäßige Lichterband der Autos verblich allmählich in der aufziehenden Morgendämmerung. Ob Antti schon wach war? Ich tippte seine Nummer ein, rief dann aber doch nicht an. Frühmorgens war auch er nicht in Bestform. Stattdessen teilte ich Arto Saarnio mit, dass ich den Wagen seiner Frau gefunden hatte.
    »Danke, Frau Kallio! Wieso bin ich bloß nicht auf die Idee gekommen, selbst dort nachzusehen? Aber sollte man nicht hineingehen? Womöglich hat Riitta einen Krankheitsanfall gehabt …«
    »Ich versuche gerade, die Servicefirma zu ermitteln. Falls das nicht gelingt, setzen wir uns mit den Mitarbeitern der West Man Productions in Verbindung.«
    »Und Ilari?« Als ich ihm berichtete, dass Länsimies eine wichtige Besprechung hatte, seufzte Saarnio. »Ich habe heute auch eine Besprechung, aber nichts ist wichtiger, als meine Frau zu finden. Warten Sie mal – ich bin sicher, dass Riitta irgendwo eine Reserveschlüsselkarte hat. Einen Moment bitte …«
    Ich bog auf den Platz vor dem Präsidium ein. Es war glatt, die Reifen drehten durch, und ich konnte den Wagen gerade noch unter Kontrolle bringen, bevor er mit einem Kinderwagen kollidierte.
    »Sind Sie noch da? Ich habe die Schlüsselkarte gefunden. Am besten fahre ich zum Studio und sehe nach …«
    Es war noch nicht einmal acht, die Morgenbesprechung sollte um halb neun beginnen. Ich sagte Saarnio, ich würde mitkommen, und rief anschließend Puupponen an, um ihm mitzuteilen, dass sich meine Pläne geändert hatten. Erneut fuhr ich nach Olari und fühlte mich als Umweltsünderin Nummer eins, weil ich so viel Benzin vergeudete.
    Arto Saarnio traf nur zwei Minuten nach mir ein, offenbar war auch er sofort

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