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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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dieselbe Miene aufgesetzt wie Iida, wenn sie wütend war. Ich überlegte, ob Iidas Gesicht später einmal auf die gleiche Weise runzlig werden würde wie das ihrer Großmutter, das von spinnwebartigen Falten überzogen war.
    »Und wo steckt Antti? Kommt er übers Wochenende nicht nach Hause?«
    »Er bleibt zu einer Party in Vaasa und kommt erst morgen. Kann sein, dass es bei mir heute nicht so spät wird, aber wenn du für alle Fälle …«
    »Eine Party ist ihm wichtiger als seine Kinder?«, fragte meine Schwiegermutter vorwurfsvoll. Ich verkniff mir eine Antwort, trank meinen Kaffee und versuchte mir ein Brot zu schmieren, während Taneli um mich herumwuselte. Schließlich konnte ich ihn überreden, sich noch einmal ins Bett bringen zu lassen. Ich strich ihm über die Haare, bis er einschlief, und hoffte, dass Iida nicht wach wurde.
    Als ich zurückkam, saß meine Schwiegermutter am Küchentisch und strich Marmelade auf eine Scheibe Brot. Venjamin spielte mit der Troddel an ihrem Pantoffel und hatte bereits ein paar Fäden herausgezogen, doch sie schien es nicht zu bemerken.
    »Du hattest sicher noch keine Zeit, mit Antti über das Geld zu sprechen?«, fragte sie.
    »Versucht hab ich’s, aber er wollte Bedenkzeit. Ich probier’s noch mal, wenn er wieder zu Hause ist.«
    Ich ging ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Meine Schwiegermutter folgte mir auf den Fersen. Es war mir unangenehm, vor ihren Augen das Nachthemd auszuziehen, aber es blieb mir nichts anderes übrig – die Arbeit rief. Vor den Kopf stoßen wollte ich Schwiegermama auch nicht, denn ohne ihre Hilfe wären wir aufgeschmissen gewesen.
    »Ist zwischen euch alles in Ordnung?«, fragte sie streng. »Oder verheimlicht ihr mir etwas? Hat Antti vor, ganz nach Vaasa zu ziehen?«
    »Nein! Wie kommst du denn darauf?« Mit zitternden Händen hakte ich den BH zu. Hatte Antti seiner Mutter gegenüber etwas angedeutet, wovon ich nichts wusste? Sie sah mir schweigend beim Anziehen zu. Schminken würde ich mich erst auf der Toilette im Präsidium.
    »Ich rufe an, sobald ich weiß, wann ich nach Hause kommen kann. Hier, nimm«, sagte ich und holte einen 50-Euro-Schein aus der Geldbörse. »Wir haben kaum noch was im Haus, geh mit den Kindern eine Pizza essen oder so, dann hast du nicht so viel Mühe. Danke, dass du wieder unser rettender Engel bist.«
    Im Auto schaltete ich die Freisprechanlage ein und fluchte, weil das Kabel sich in meinen Haaren und an den Mantelknöpfen verfing. Ich wählte Arto Saarnios Nummer. Er meldete sich sofort.
    »Hallo?«
    »Kommissarin Kallio hier, guten Morgen. Ich habe Ihre Nachricht gerade erst erhalten. Haben Sie schon etwas von Ihrer Frau gehört?«
    »Nein! Ich habe alle ihre Bekannten und Kollegen angerufen, aber niemand weiß etwas. Das ist ganz und gar nicht Riittas Art, aber der Mord im Studio und all das andere haben sie ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich mache mir wirklich Sorgen.«
    »Sind ihre Handtasche und ihre Geldbörse im Haus? Was ist mit dem Auto? Und mit dem Pass?«
    »Das Auto ist weg, ihre Handtasche auch. Einen Moment … ich sehe nach, ob der Pass im Safe liegt.« Saarnio legte den Hörer hin, ich hatte ihn am Festanschluss angerufen. Ich war bereits kurz vor der Kreuzung an der Turkuer Autobahn, als er sich wieder meldete.
    »Der Pass ist da, und soweit ich es sehe, fehlt auch in ihrem Kleiderschrank nichts, obwohl ich über den Inhalt zugegebenermaßen nicht genau informiert bin. Die Zahnbürste ist am üblichen Platz, Kosmetik und Schlafanzug sind auch da. Als wäre sie von der Arbeit gar nicht nach Hause gekommen. Ich habe in den Nachrichten gehört, dass auf Lulu Nightingales Leibwächter geschossen worden ist. Riittas Verschwinden hat doch hoffentlich nichts damit zu tun?«

FÜNFZEHN
     
    Ich bremste an der nächsten Bushaltestelle. Es herrschte noch nicht viel Verkehr, sodass ich wenden und nach Olari fahren konnte. Ich wollte rasch nachsehen, ob Riitta Saarnios dunkelgrüner Renault Megane vor dem Gebäude der West Man Productions parkte. Unterwegs rief ich im Präsidium an und erkundigte mich, ob es etwas Neues über Frau Saarnio gab.
    Im Industriegebiet war es still, der Parkplatz vor dem Studiogebäude war leer bis auf einen zerbeulten schwarzen Kombi und einen PKW, den ich als Riitta Saarnios Wagen identifizierte. Ich klingelte bei der West Man Productions, doch niemand öffnete. Auch meine Anrufe bei den Büronummern von Riitta Saarnio und Ilari Länsimies blieben unbeantwortet. Nur

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