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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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der bei dir sein kann? Möchtest du, dass wir deine Kinder benachrichtigen?«
    »Ich sage es ihnen lieber selbst.« Saarnios Tochter Soila wohnte in Brüssel, sein Sohn Aleksi arbeitete in Oulu. »Aleksi kann sicher heute noch kommen. Bitte, sag mir wenigstens, ob Riitta ermordet wurde oder ob sie sich … Oder war es ein Krankheitsanfall?«
    »Im Moment kann ich dazu leider noch nichts sagen.«
    Ich drückte Saarnio die Hand und ging hinaus. Die strahlende Frühlingssonne enthüllte unbarmherzig, wie schmutzig die Fenster meines Wagens waren. Doch das war jetzt nebensächlich. Wir hatten schon die zweite Leiche zu verzeichnen, Oksana Petrenko war spurlos verschwunden, und ob Sulonen überleben würde, war ungewiss. Konnte man der Mafia, die hinter der organisierten Prostitution stand, wirklich zutrauen, dass sie Riitta Saarnio getötet und einen Selbstmord vorgetäuscht hatte? An der nächsten roten Ampel rief ich die Pressesprecherin des Präsidiums an und bat sie, für ein Uhr eine Pressekonferenz anzukündigen. Arto Saarnio würde sich auch morgen in den Schlagzeilen wiederfinden.
    Hinter mir hupte jemand. Ich hatte nicht gemerkt, dass die Ampel umgesprungen war. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar und der Schock ebenfalls. Riitta Saarnios Leiche war nicht meine erste, doch man gewöhnte sich nie daran. Jetzt war allerdings keine Zeit für Gefühle, jetzt galt es zu handeln. Ich konzentrierte mich ganz auf das Fahren und schaffte es ohne Unfall in die Tiefgarage des Präsidiums.
    Mein Team wartete bereits im Konferenzraum auf mich. Ich begann die Besprechung mit einem Bericht über die junge Pamela Lahtela und über den Tod von Riitta Saarnio, fügte aber hinzu, dass bis auf weiteres alle Ermittlungslinien offen bleiben sollten. Puupponen starrte mich völlig verdattert an, Koivu hörte schlagartig zu gähnen auf, als er von Riitta Saarnios Schicksal hörte, und in seinen Augen stand Trauer. Den Hinweis auf einen Mann mit Pelzkragen verstand nur Ursula.
    »Etwas Neues über Lulu und Sulonen?«
    »Sulonens Zustand ist unverändert«, berichtete Koivu. »Er wird im Koma gehalten, man weiß immer noch nicht mit Gewissheit, wie schwer das Gehirn geschädigt ist.«
    »Sulonens Kumpel Männe bestätigt, dass Sulonen bei ihm untergeschlüpft war. Er hält es für völlig undenkbar, dass der Leibwächter Lulus Mörder sein könnte, so verrückt wie er nach ihr gewesen sei. Wenn man diesem Männe glauben will, hat Sulonen auf eigene Faust versucht Lulus Mörder zu finden, weil er der Polizei nicht traute. Das würde darauf hindeuten, dass er etwas herausgefunden hatte und deshalb zum Schweigen gebracht werden sollte, meint ihr nicht?«, spekulierte Puupponen.
    »Ich habe versucht, Lulus zweites Handy aufzuspüren, aber es ist ausgeschaltet, alle Telefonate werden zum Anrufbeantworter weitergeleitet. Die Genehmigung zum Zugriff auf die Teledaten bekommen wir heute noch.« Puustjärvi machte einen zufriedenen Eindruck.
    »Bleib an der Sache dran. Ursula, wie ist es mit Lulus Kunden? Neue Informationen?« Auch Ursula lächelte, doch ihr Lächeln wirkte hart und böse.
    »Ich glaube, es handelt sich um zwei oder drei Einzeltaten ohne Verbindung. Sulonen hätte reich werden können, wenn er Lulus Kunden erpresst hätte. Wenn der Kauf von sexuellen Dienstleistungen kriminalisiert wird, haben wir eine interessante neue Gruppe von Kriminellen, die so genannten normalen, ehrbaren Familienväter, Manager und Politiker. Die Kerle sind bereit, ihren guten Ruf und ihre Ehe aufs Spiel zu setzen, wenn ihr Johannes das Kommando übernimmt. Und bei manchen tut er das mit Macht.«
    »Hatte Sulonen sich als Erpresser versucht?«
    »Er hat sich mit einigen von Lulus Stammkunden in Verbindung gesetzt, offenbar um sich abzusichern. Er wollte Geld dafür, dass er keine Informationen an die Medien weitergibt. Das habe ich von drei Zeugen gehört. Auf meine Frage, warum sie den Erpressungsversuch nicht angezeigt haben, meinten alle drei, sie hätten Angst gehabt, durch eine Anzeige würde das Ganze erst recht publik. Man sollte sich eben vorher überlegen, worauf man sich einlässt«, sagte Ursula ungewohnt tugendhaft.
    Puupponen hatte die Aussagen der Zeugen aus dem Big Apple zusammengefasst. Er sagte, er habe ganze zwei Stunden im Pausenraum des Präsidiums geschlafen. Seinen Bericht unterbrach er immer wieder, um einen Schluck von einem Energiedrink zu nehmen.
    »Die Beobachtungen über die Person auf der Galerie im zweiten Stock stimmen

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