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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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weit gehend überein, es ist aber keine hundertprozentig sichere Beschreibung darunter, und den Anschlag hat niemand beobachtet. Petri hat sich gestern die Videos der Überwachungskameras angesehen und macht heute damit weiter.« Puupponen deutete auf Puustjärvi. Der saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und schien zu dösen, richtete sich aber auf, als er seinen Namen hörte.
    »Ja. Ich hab mir natürlich zuerst die Aufnahmen von der zweiten Etage angesehen, aber genau die Stelle, auf die es ankäme, wird von keiner Kamera erfasst. Als hätte der Kerl das gewusst. Trotzdem. Das Kamerasystem im Big Apple ist ziemlich ausgeklügelt, irgendwo muss der Täter vor die Linse geraten sein. Das Parkhaus checke ich natürlich auch ab. Noch etwas zu Lulu Nightingales Computer: Auf der Festplatte befinden sich irgendwelche Daten. Wenn du Wert darauf legst kann man versuchen, sie wiederherzustellen. Aber Notizen über die Russenmafia wurden keine gefunden, auch keine weiteren Tagebucheintragungen.«
    »Okay. Autio und Ursula, ihr nehmt euch wieder die Mitarbeiter der West Man Productions vor. Fangt mit Ilari Länsimies an. Arto Saarnio übernehme ich selbst. Um halb vier treffen wir uns hier wieder. Vergesst nicht, zwischendurch etwas zu essen«, mahnte ich mütterlich, dabei waren Autio und Puustjärvi in meinem Alter. Alle anderen waren jünger als ich, Koivu nur ein paar Jahre, Puupponen ungefähr zehn. Ursula war gerade mal dreißig. Manchmal hätte unserem Team ein erfahrener, mit allen Wassern gewaschener Ermittler gefehlt, der sich noch an die Zeit erinnerte, in der die Analyse von Fingerabdrücken als größte technische Errungenschaft in der Polizeiarbeit galt. Aber aus dieser Altersgruppe hatten sich viele vorzeitig pensionieren lassen, weil die Arbeit psychisch so anstrengend war. Die kriminalistischen Methoden entwickelten sich zwar ständig weiter, aber die Verbrechen wurden andererseits immer härter und brutaler. Da war es kein Wunder, dass nur wenige Kriminalisten bis zum regulären Rentenalter durchhielten. Allerdings konnte auch die raffinierteste Technik nicht menschliche Intelligenz und Einfühlungsvermögen ersetzen.
    Als meine Leute schon gehen wollten, fiel mir noch etwas ein:
    »Ach ja, Riitta Saarnios Obduktion. Koivu, halt dich abrufbereit. Ich weiß nicht, ob sie schon heute stattfindet, aber du kriegst Bescheid, wenn es so weit ist.«
    »Besten Dank«, quittierte Koivu mit Märtyrerstimme. »Eigentlich wollten wir heute den Geburtstag von Anus Nichte feiern.«
    »Und ich müsste heute eigentlich meinen Pudel trimmen lassen. Keine faulen Ausreden, Koivu«, rief Puupponen.
    »Seit wann hast du einen Pudel?«, gab Koivu zurück, und ich freute mich, dass sie noch die Nerven hatten, zu flachsen.
    Glücklicherweise hatte die Einladung zur Pressekonferenz dafür gesorgt, dass keine Reporter anriefen. Die Boulevardblätter hatten sich bei ihren Schlagzeilen keine Zurückhaltung auferlegt: PANIK IM EINKAUFSZENTRUM: AUGENZEUGEN BERICHTEN und SERIENMÖRDER IM ROTLICHTMILIEU? Ich überflog die dazugehörigen Berichte, aber die waren bereits verstaubt, denn Riitta Saarnios Tod hatte die Perspektive total verändert.
    Auf meinem Computer warteten die Informationen über Pamela Lahtela: Kleine Diebstähle schon als Kind, mit vierzehn unter die Vormundschaft des Jugendamts gestellt, vor einem Jahr eine Entziehungskur, vor einigen Monaten aus dem Jugendheim entwichen. Ich rief die Zellenaufsicht an und erfuhr, Pamela schlafe endlich, nachdem sie bis sechs Uhr früh wach gewesen sei.
    »Sie schläft? Bist du ganz sicher?«
    »Ich war in der Zelle, sie schläft tief und fest, atmet gleichmäßig.«
    Ich beschloss, sie ausschlafen zu lassen. Es gab ohnehin genug zu tun. Der erste Bericht der Spurensicherung traf schon kurz nach zehn Uhr ein. In Riitta Saarnios Handtasche war eine kleine Flasche gefunden worden, die Reste einer klaren, stark riechenden Flüssigkeit enthielt. Ich musste Arto Saarnio fragen, welcher Arzt seine Frau behandelt hatte, und diesen dann um ein Gutachten über den Geisteszustand seiner Patientin bitten. Als ich eine Kopie des Briefs erhielt, der neben der Toten gelegen hatte, rief ich Saarnio an. Er meldete sich nicht, doch wenig später rief er mich zurück. Ich sagte ihm, er müsse den Brief lesen, und er versprach, gleich aufs Präsidium zu kommen. Auch diese Reaktion kannte ich gut: Im ersten Schock versuchte man die Begegnung mit der Trauer zu vermeiden, indem man sich in Aktivitäten

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