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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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ist gerade hereingekommen. Leider nicht der kleinste Fingerabdruck, egal wie viel Puder ich darüber stäube.«
    »Was? Warum habt ihr mir nicht Bescheid gesagt?«
    »Ich hab dich x-mal angerufen, aber du hast dich nicht gemeldet! Dann hat mir irgendwer erzählt, du bist in einer Pressekonferenz. Ist das nun also das Wunderding, von dem Söderholm die ganze Zeit schwafelt?«
    »Vermutlich. Er wird dir bis ans Ende seiner Tage dankbar sein, wenn du ihm das Ding zeigst. Wie viel Kraft braucht man wohl, um damit zu schießen? Hast du mal Handschuhe für mich?«, fragte ich, zu ungeduldig, um die Einsatztasche aus meinem Dienstzimmer zu holen. Mikkola gab mir welche. Ich zog sie an und nahm die Schleuder aus dem Beutel. Sie war überraschend schwer und robust. Ich nahm sie in die linke Hand, spannte das Gummiband wie einen Bogen und spürte einen leichten Rückstoß, als ich es vorschnellen ließ. Ich sah mich suchend nach etwas um, womit ich schießen konnte. Die Büroklammern waren zu leicht.
    »Nimm die«, schlug Hakkarainen vor, der offenbar Gedanken lesen konnte. Er hielt mir eine Fünf-Cent-Münze hin. Die Kugel, die man aus Sulonens Kopf herausoperiert hatte, war im Durchmesser ein paar Millimeter kleiner als die Münze, aber wesentlich schwerer. Ich spannte das Gummi erneut und zielte auf die Wand des Konferenzzimmers, genauer gesagt auf den dunklen Fleck an der Wand, ein Andenken an den Kollegen Lähde, der sich einmal mit seiner ölbefleckten Jacke an die weiße Wand gelehnt hatte. Der Fleck hatte sich nicht restlos abwaschen lassen, und um die Wand neu zu streichen, fehlte das Geld.
    Die Schleuder war überraschend zielgenau, der Schuss traf nur fünf Zentimeter neben der Stelle auf, die ich angepeilt hatte. Die Münze knallte an die Wand und wurde dann mit Wucht zurückgeschleudert. Sie landete etwa zwei Meter weiter auf dem Fußboden. Als ich näher heranging, sah ich in der Wand ein millimetertiefes Loch.
    »Lass mich auch mal«, sagte Mikkola und zielte auf die Tür.
    »He, pass auf«, rief Hakkarainen zum Glück noch rechtzeitig, denn gerade in dem Moment kam Puustjärvi herein.
    »Blödmann«, schimpfte Hakkarainen. Auch Puustjärvi, der sich eigentlich nur einen Kaffee holen wollte, beugte sich neugierig über die Waffe. Die drei Männer hatten auffallende Ähnlichkeit mit Taneli, wenn er ein neues Spielzeugauto bestaunte. Puustjärvi rieb sich die Augen. Es war todlangweilig, die Videos der Überwachungskameras anzusehen; zum Glück wusste er wenigstens, welche Zeitspanne besonders wichtig war.
    Da mich niemand brauchte, ging ich in mein Dienstzimmer und versuchte nachzudenken. War es möglich, dass Länsimies im Big Apple auf Sulonen geschossen und kurz darauf eine Liveshow moderiert hatte, als wäre nichts geschehen? Ebenso gut konnte man natürlich fragen, wie er es eine Woche zuvor fertig gebracht haben sollte, vor laufenden Kameras mit seinen Gästen zu plaudern und gleichzeitig darauf zu warten, dass das Gift, das er Lulu Nightingale verabreicht hatte, seine Wirkung tat.
    Ich rief Ursula an und fragte, wie weit sie und Autio mit der Befragung der Mitarbeiter der West Man Productions waren. Sie hatten mit den Kameraleuten und Nuppu Koskela gesprochen, Länsimies bisher jedoch nicht erreicht. Die wichtige Besprechung, die er erwähnt hatte, schien sich in die Länge zu ziehen.
    »Versucht Länsimies zur Vernehmung aufs Präsidium zu holen und sagt mir Bescheid, wenn es klappt«, wies ich Ursula an. »Notfalls müssen wir unsere Besprechung um halb vier verlegen. Was haben die anderen Befragten gesagt?«
    »Sie sind geschockt. Sie haben übereinstimmend ausgesagt, dass Riitta Saarnio als Letzte im Studio geblieben ist. Länsimies hat das Gebäude mit einem der Gäste, einem Militärexperten des Außenministeriums, verlassen. Der Techniker hat noch aufgeräumt. Nuppu Koskela war die Letzte, die mit Riitta gesprochen hat. Sie ist völlig verstört. Und die Show steht jetzt natürlich auf der Kippe, wie die ganze Firma.«
    »Okay. Dann versucht mal weiter, Länsimies zu erreichen.«
    War Länsimies auf der Flucht, hatte er etwa bereits das Land verlassen? Sollte ich die Grenzbehörde alarmieren? Aber nein, bisher hatte ich noch keine Beweise, nur ein zufällig aufgeschnapptes Gerücht, das ich nicht überbewerten durfte. Außerdem musste Länsimies doch daran gelegen sein, sich nichts zuschulden kommen zu lassen, wenn er wirklich Präsidentschaftskandidat werden wollte.
    Ein Anruf von Iiris

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