Wer sich nicht fügen will
überraschend hinzu. »Champagner für hundert Euro die Flasche … Was soll’s, ich war ja eingeladen. Es hätte auch noch teureren gegeben. Sag mal, Maria, wo wollen wir Länsimies eigentlich befragen? Gleich auf dem Flughafen?«
»Wir können ihn auch aufs Präsidium mitnehmen, wenn der Flugplatz ihm zu öffentlich ist.« Ich hatte über diese Frage auch schon nachgedacht und verließ mich darauf, dass das Flughafenpersonal uns einen Raum für die Vernehmung bereitstellen würde.
Die Maschine aus Kuopio landete etwas verfrüht, aber ich schaffte es trotzdem, den Presseraum für uns zu reservieren. Wir warteten in der Ankunftshalle auf Ilari Länsimies. Er kam inmitten einer Gruppe von Männern in schwarzen Anzügen und zog einen ledernen Kabinenkoffer hinter sich her. Die Leute drehten sich nach ihm um, eine junge Frau ließ sogar ihr Gepäck im Stich und lief ihm nach, um ein Autogramm zu bekommen. Länsimies strahlte, als er seinen Namen in ihren Taschenkalender kritzelte. Er wirkte locker und fröhlich, übersah uns jedoch geflissentlich, bis ich mich vor ihm aufbaute und ihn grüßte.
»Guten Tag, Herr Länsimies. Kriminalmeister Honkanen hat vergeblich versucht, Sie zu erreichen. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
Länsimies machte ein verärgertes Gesicht. »Was ist denn so wichtig, dass ihr extra zum Flughafen kommt?«
»Das wissen Sie bestimmt. Führen wir die Vernehmung hier durch, oder kommen Sie lieber mit aufs Präsidium?«
Seine Reisegefährten ließen ihn stehen. Jeder, der die Zeitung gelesen hatte, musste wissen, worum es ging.
»Hier ist es mir recht«, sagte er gepresst und zupfte ein Haar vom Kragen seines Kamelhaarmantels. Als er sich umdrehte und Ursula folgte, bückte ich mich, scheinbar um meine heruntergefallenen Handschuhe aufzuheben, aber eigentlich ging es mir um das Haar, denn bisher hatten wir keine DNA-Probe von Länsimies.
Ein Flughafenangestellter ließ uns in den Presseraum. Ursula holte in der Cafeteria Kaffee für sich und Länsimies und eine Diät-Cola für mich. Länsimies sagte, er verstehe, dass wir über Riitta Saarnios Tod sprechen wollten, könne uns dazu aber leider nichts berichten.
»Wie ich schon sagte, Riitta ist noch im Studio geblieben, als ich ging. Wir hatten vereinbart, am Montag zu telefonieren, Riitta wusste, dass ich den ganzen Freitag über bei dem Seminar in Kuopio bin.«
»Hat sie sich irgendwie anders verhalten als sonst?«
»Sie wirkte sehr nervös, aber das waren wir alle. Was letzte Woche passiert war, ist an keinem von uns spurlos vorbeigegangen. Zum Glück war Nuppu da, sodass Riitta die Gäste nicht in den Garderoben abzuholen brauchte. Das hätte sie nicht verkraftet. Ich war wirklich zufrieden mit dem ganzen Team, deshalb war ich bei Ihrem Anruf am Freitagmorgen so aufgekratzt. Trotz des Albtraums in der Vorwoche haben wir die Sendung glänzend über die Bühne gebracht. Aber nun … ich muss alles neu überdenken. Riittas Tod ist ein unsagbarer Verlust. Hat sie sich das Leben genommen?«
»Wie kommen Sie darauf?«
Länsimies antwortete nicht sofort, er schien angestrengt zu überlegen. Als er dann sprach, flüsterte er, als verrate er uns ein Geheimnis.
»Sie hat seit langem unter Depressionen gelitten. In den besseren Phasen war sie eine ganz hervorragende Mitarbeiterin, in schlechteren Zeiten blieb manches liegen. Ich habe mich bemüht, verständnisvoll zu sein, aber ich hätte natürlich sehen müssen, was sich da anbahnte …«
Ursula blickte verärgert drein, weil sie nur die Hälfte mitbekam. Ich trank einen Schluck Cola, die Kaffeetassen der beiden anderen waren noch fast voll. Auf dem Flughafen war es still, er wirkte wie ein Ort zwischen zwei Wirklichkeiten, nicht zum Arbeiten geschaffen, sondern dazu, auf den Abflug in ein neues Leben zu warten.
»Ich lege großen Wert auf Erfahrung, und die besaß Riitta zur Genüge, aber sie war auch fähig, offen auf Neues zuzugehen. Ich weiß, dass ihr die öffentliche Kritik an Arto sehr nahe ging, obwohl sie selbst seine harte Linie nicht billigte. Wir haben kürzlich über das Thema gesprochen, weil wir überlegt haben, ob wir Arto zu einer Folge der ›Überraschungsgäste‹ einladen können, in der es um die Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeitswelt gehen soll. Riitta war strikt dagegen, und auch ich hielt es für unethisch – nicht, weil er Riittas Mann ist, sondern weil er Aktien der West Man Productions besitzt. Du lieber Himmel, ich muss ihn natürlich
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