Wer sich nicht fügen will
anrufen! Oder wenigstens Blumen schicken. Um diese Dinge hat sich immer Riitta gekümmert.«
Länsimies schien sich allmählich zu entspannen. Er lehnte sich zurück und trank langsam von seinem Kaffee. Sein Blick wanderte von mir zu Ursula, die ihn freundlich anlächelte.
»Werden Sie mit den ›Überraschungsgästen‹ weitermachen?«, fragte sie. Die beiden waren sich nie zuvor begegnet, und ich spürte die gegenseitige Neugier. Ursula war fasziniert von Männern, die Macht und Geld hatten, während Länsimies wie alle Männer auf die Reize einer attraktiven Blondine ansprang. Ich fragte mich, ob ich Ursula bei der Vernehmung die aktive Rolle spielen lassen sollte.
»Die Gäste für die beiden nächsten Folgen sind bereits gebucht. Der Sender möchte weitermachen, ich habe gestern mit den Verantwortlichen gesprochen. Die nächste Folge werden wir in irgendeiner Form Riittas Andenken widmen … Hoffentlich habt ihr bis dahin herausgefunden, wer hinter den anderen Verbrechen steckt. Riittas Selbstmord hat damit ja wohl nichts zu tun, abgesehen davon, dass die Ereignisse ihre Depression verschlimmert haben?«
»Wieso gehen Sie davon aus, dass es Selbstmord war?«, fragte Ursula. Aus gutem Grund, denn die Öffentlichkeit war bisher weder über den Abschiedsbrief noch über die Todesart informiert worden.
»War es denn keiner?«, gab Länsimies zurück, wobei sich sein Gesichtsausdruck allmählich veränderte. Falls er schauspielerte, war er wirklich begabt. »Was versucht ihr mir zu erzählen?«
»Wir versuchen gar nichts zu erzählen.« Zwar hielt die Polizei in der Regel ihr Ermittlungsmaterial geheim, doch ich entschied mich dafür, ein Risiko einzugehen. »Riitta Saarnio hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, dessen Echtheit wir überprüfen, weil ihr Tod mit einer Serie ungeklärter Kapitalverbrechen in Verbindung steht. Ich glaube nicht, dass für Sie oder die anderen Angestellten der West Man Productions Gefahr besteht. Eine gesunde Vorsicht ist natürlich angebracht. Und ich hoffe, dass Sie künftig erreichbar sind, falls wir weitere Fragen haben.«
»Ich musste das Telefon abschalten, weil ich ständig von Journalisten belästigt wurde«, verteidigte sich Länsimies. »Wie geht es übrigens Lulus Leibwächter?«
»Sein Zustand ist unverändert. Wahrscheinlich wird er überleben, aber wir haben keine Ahnung, wann wir ihn vernehmen können.« Ich beobachtete Länsimies genau: Wie würde er auf diese Information reagieren? Wenn er der Täter war, bedeutete Sulonens Genesung eine enorme Bedrohung für ihn. Mit dem Personal der Klinik hatten wir vereinbart, dass jeder, der Sulonen besuchen wollte, der Polizei gemeldet und unter keinen Umständen mit dem Patienten allein gelassen wurde. Bisher hatte ihn nur sein Kumpel Männe besucht.
»Leider kann ich euch nicht weiterhelfen«, sagte Länsimies und rührte in seiner leeren Tasse. »Habt ihr noch Fragen? Ich habe die Nachricht von Riittas Tod noch gar nicht ganz verarbeitet, das Seminarprogramm war nämlich ziemlich intensiv. Ihr wisst ja, wie es auf Fortbildungsveranstaltungen zugeht: Nicht einmal beim Bier nach der Sauna kann man abschalten. Und so leicht komme ich über Riittas Tod nicht hinweg. Eine furchtbare Tragödie. Man müsste doch merken, wenn eine enge Mitarbeiterin derart depressiv ist.«
»Das ist das Schlimmste bei einem Selbstmord: Die Hinterbliebenen suchen die Schuld bei sich«, sagte Ursula sanft und sah Länsimies mitfühlend an. Er schenkte ihr ein tieftrauriges Lächeln.
»Wie soll es jetzt weitergehen? Es wäre sicher Riittas Wunsch gewesen, dass ich mit den ›Überraschungsgästen‹ weitermache. Vielleicht könnte ich für die letzte Folge vor der Sommerpause das Thema Depressionen wählen …« Länsimies schien mit sich selbst zu sprechen, doch es wirkte wie eine gezielte Taktik. Ursula fragte noch einmal nach den Ereignissen vom Donnerstag. Länsimies sagte, zwischen der Besprechung am Morgen und der Sendung sei er zu Hause gewesen, konnte dafür jedoch keine Zeugen anführen.
»Riitta wollte noch irgendwohin«, erinnerte er sich plötzlich.
»Was hat sie noch gleich gesagt … Ich glaube, sie wollte sich bei Marimekko im Big Apple einen neuen Schal kaufen!« Er stöhnte auf und schüttelte den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben … Wieso haben wir nichts gemerkt! Entschuldigt bitte, aber ich möchte jetzt wirklich allein sein, das ist alles zu viel.« Seine Stimme brach, er vergrub das Gesicht in den Händen.
Wir
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