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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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Recht auf Information, und für uns, die wir in die Sache verwickelt sind, ist es wichtig, von jedem Verdacht freigesprochen zu werden. Unser guter Ruf steht auf dem Spiel, und ihr lasst uns hängen! Wie gesagt, die ›Überraschungsgäste‹ werden beim nächsten Mal garantiert den Zuschauerrekord brechen. Ich muss sogar den Gesprächsteil kürzen, weil wir unglaublich viel Werbezeit verkauft haben. Aber dass wir alle verdächtigt werden, ist ein zu hoher Preis für diesen Erfolg.«
    »Was ist denn das Thema der nächsten Folge?«, fragte ich, denn ich hatte keine Zeit gehabt, das Fernsehprogramm zu studieren.
    »Die Beziehungen Finnlands zu den Großmächten Russland und USA. Ich verrate euch ein Staatsgeheimnis: Einer der Gäste ist der Leiter des Außenpolitischen Instituts. Auf die Verschwiegenheit der Polizei kann ich mich hoffentlich verlassen?« Länsimies sah mir lächelnd in die Augen, und obwohl ich wusste, dass er sein Charisma bewusst einsetzte, musste ich mir Mühe geben, um mich nicht davon beeindrucken zu lassen. Länsimies wusste genau, was er tat, und ich hatte von jeher eine Schwäche für Männer, die sich auf ihr Metier verstanden, ob sie nun Gitarre spielten oder segelten.
    »Ein großes Thema«, bemerkte ich. »Aber sind Sie sicher, dass ich die Information nicht übers Internet verbreite?« Ich lächelte unwillkürlich.
    »Sicher kann ich natürlich nicht sein. Aber was wäre das Leben ohne Risiko? Und warum soll ich mich mit Kleinigkeiten abgeben, wenn nur die großen Themen von Belang sind? Hirnloses Geschwätz gibt es im Fernsehen schon genug.« Er zeigte auf die geöffnete Studiotür, hinter der ich die Kulisse des Kochstudios erblickte: Gas- und Elektroherd und die Tischplatte, an der zwei muntere Köche jeweils eine festliche und eine leichtere Version des gleichen Gerichts zauberten. Ich hatte die Sendung nie gesehen, weil sie gerade dann lief, wenn ich Taneli ins Bett brachte. Es roch nach Curry und Koriander, aber die Scheinwerfer waren ausgeschaltet und die Kameras mit Schutzhauben abgedeckt. Ob im Kochstudio in letzter Zeit Fernet Branca verwendet worden war? Oder hatte eventuell eine Flasche für eine spätere Sendung im Vorratsschrank gestanden?
    »Eine Frage noch, ganz inoffiziell«, sagte ich und rückte näher an Länsimies heran, als wären wir die besten Freunde. »Wie hat Riitta Saarnio sich bei dem Vorbereitungsgespräch mit Lulu Nightingale verhalten?«
    Länsimies räusperte sich. »Unprofessionell, muss ich leider sagen. Als Produzentin dürfte sie auf keinen Fall zeigen, dass sie einen Gast nicht leiden kann. Deshalb hielt ich es für besser, sie zum zweiten Treffen nicht mitzunehmen. Riitta hat nicht dagegen protestiert. Sie war mit der Themenwahl von Anfang an nicht einverstanden, aber schließlich ist es meine Show.«
    Ich nickte. Wir konnten Riitta Saarnio noch nicht aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen. Dann fiel mir noch etwas ein.
    »Haben Sie Mauri Hytönens Wagen gesehen?«
    »Den Kombi mit der riesigen Firmenaufschrift? Den habe ich erst gesehen, als ich kurz vor der Sendung draußen war, um frische Luft zu schnappen. Ich habe mich geärgert, muss ich sagen. Zwar sagte der Firmenname unseren Gästen höchstwahrscheinlich nichts, aber ein unnötiges Risiko war es trotzdem. Nachträglich habe ich in der Zeitung gelesen, dass Lulu den Mann kannte. Ein merkwürdiger Zufall. Daraus hätte sich ein überaus interessantes Gespräch entwickeln können … Aber wie dem auch sei, sobald Sie den Mord an Lulu aufgeklärt haben, kommen Sie in meine Show. Abgemacht?«
    Länsimies hielt mir zur Bestätigung die Hand hin, und mir blieb nichts anderes übrig, als einzuschlagen. Dann begleitete er uns zum Ausgang, wobei er so dicht neben mir ging, dass ich seine Körperwärme und den Nelkengeruch seines Rasierwassers wahrnahm. Er hielt uns die Tür auf. Die gleißenden Sonnenstrahlen blendeten mich, ein paar Sekunden lang sah ich nichts. Die Helligkeit tat mir gut, doch ich konnte nicht in der Sonne stehen bleiben, wir mussten weiterarbeiten.
    »Fahr du, ich muss noch telefonieren«, bat ich Koivu, während ich den Wagen aufschloss.
    »Du hast unverschämt geflirtet, Maria!«, schnaubte er entrüstet.
    »Mit wem?«
    »Mit wem! Bestimmt nicht mit Riitta Saarnio.«
    »Dafür bist du bei der Saarnio fast zerflossen vor Mitgefühl! Soll Länsimies ruhig glauben, dass ich auf seinen Charme hereinfalle. Dann denkt er nämlich, er hätte die Oberhand. Aber da hat er sich

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