Wer sich nicht fügen will
schwer getäuscht.« Ich zwinkerte Koivu zu, doch er reagierte nicht. Während der Fahrt rief ich die Dezernatssekretärin an und bat sie, die Flugverbindungen nach Kuopio herauszusuchen. Anschließend vergewisserte ich mich, dass meine Schwiegermutter auch am nächsten Tag die Kinder hüten konnte, fasste mich aber kurz, denn Antti sollte mir selbst von seinem Gespräch mit ihr erzählen.
»Es gibt nichts Schlimmeres als die Wut einer betrogenen Frau«, sagte Koivu nachdenklich, als wir die Umgehungsstraße erreicht hatten.
»Außer der Wut eines betrogenen Mannes, wie du weißt«, gab ich zurück. Koivu brummte zustimmend. Ein alter Mann lief auf Skiern am Feldrand entlang, ich glaubte in ihm einen unserer ehemaligen Nachbarn aus Henttaa wiederzuerkennen, der damals mit Antti eine Loipe zum Zentralpark gezogen hatte. Er kam nur langsam voran, als würden die Skier nicht recht gleiten, und verschwand schließlich hinter einer Böschung.
Ich zögerte einen Moment, ob ich weitersprechen sollte. Koivu war einer meiner besten Freunde; er hatte miterlebt, wie ich mir von meiner Jugendliebe Johnny, der im Zusammenhang mit einem Mordfall wieder in mein Leben getreten war, und später von Mikke Sjöberg, einem Verdächtigen in einem anderen Fall, den Kopf hatte verdrehen lassen. Koivu kannte Antti, war aber vor allem mit mir befreundet. »Sag mal, Pekka, hältst du es für möglich, dass Antti mich betrügt?«
Koivu zuckte zusammen und verriss dabei das Lenkrad, unser Wagen schlingerte sekundenlang, bevor er ihn wieder unter Kontrolle hatte.
»Wie kommst du denn auf so was?«
»Na, weil …« Als ich ihm von meinem Verdacht berichtete, kam ich mir albern vor. Jetzt im hellen Sonnenlicht sah alles anders aus als am Abend.
»Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass Antti der typische Fremdgänger ist. Vielleicht war es nur ein Flirt, da ist doch nichts dabei. Frag ihn halt, ihr habt doch immer miteinander reden können. Männer hassen schiefe Blicke und Andeutungen. Machen wir einen Zwischenstopp bei einem Café? Ich muss unbedingt was in den Bauch kriegen. Oder nein, gehen wir gleich zum Mittagessen, falls du nichts Dringendes vorhast.«
Ich musste vor der Beerdigung meinen Vortrag fertig schreiben und mit Puupponen über den Abstecher nach Kuopio sprechen. Er sollte sich vergewissern, dass Hytönen, mit dem ich bisher viel zu nachsichtig gewesen war, am nächsten Tag in seiner Firma sein würde. Trotzdem schloss ich mich Koivu zu einem schnellen Mittagessen an, Putensalat für mich und Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln für ihn.
»Arto Saarnio könnte ich mir gut als Giftmörder vorstellen.«
»Wieso? Er war ja nicht mal im Studio.«
»Wir haben doch heute früh über das Täterprofil gesprochen. Ein risikofreudiger Typ. Genau das ist er.«
»Im Gegenteil – er ist ein kaltblütiger Sanierer. Wenn Mitarbeiter entlassen werden, gesundet das Unternehmen, wie man so schön sagt. Saarnio hinterlässt Firmen mit gesunder Bilanz und rausgeschmissene Menschen, deren Leben ruiniert ist. Er selbst geht dabei kein Risiko ein. Aber denk doch mal an Riitta Saarnio. Sie ahnte, dass ihr Mann eine andere hatte. Vielleicht hat Lulu vor der Sendung etwas Falsches gesagt, irgendetwas, das die Saarnio zu der Überzeugung brachte, Lulu sei die Geliebte ihres Mannes. Da Oksana Lulu kannte, hat sie ihr womöglich von der Affäre erzählt.«
»Aber Lulu hätte diese Information doch nie an Frau Saarnio weitergegeben. Sie war ein Profi!«
»Sicher, aber wenn sie nun den Verdacht hatte, es wäre Riitta Saarnio gewesen, die Oksana mit dem Messer traktiert hat?«
Ich merkte, dass ich zu laut redete, die Beamten am Nebentisch starrten uns schon an. »Verdammt nochmal, wir wissen einfach zu wenig über Lulu! Hoffentlich hat Ursula heute etwas aus Sulonen herausgeholt. Aber wer hat Lulu gekannt, als sie noch Lilli hieß? Wer weiß, was sie wirklich wollte?«
»Wer kennt überhaupt irgendwen? Ich hätte auch nicht gedacht, dass du auf die Idee kommst, Antti könnte dir untreu sein«, gab Koivu zurück. Mir fiel darauf keine schlagfertige Antwort ein.
Nach dem Essen sprach ich mit Ursula über Sulonen. Sie berichtete, er habe saftige Details über Lulus Kunden geliefert und sie würde mit Vergnügen einige der hohen Herren vernehmen. Wir beschlossen einmütig, Sulonen auf freien Fuß zu setzen. Dem Reporter einer Abendzeitung, der sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigte, bestätigte ich, dass es eine Festnahme gegeben
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