Wer sich nicht fügen will
bei denen an der Wand?« Mir schwante nichts Gutes. »Sag ihnen, wenn das Bild an die Öffentlichkeit kommt, häng ich jeden Einzelnen an den Eiern zum Trocknen auf und dich an den Eileitern! Ist bei den Vernehmungen von Lulus Kunden sonst noch etwas ans Licht gekommen?«
Ursula war rot geworden. »Endlose Bitten um Verschwiegenheit und Beteuerungen, dass es sich nur um eine kurzfristige Beziehung handelte, die Lulu höchst professionell abwickelte. Keinerlei Hinweise auf Erpressung. Die meisten Freier wussten nichts von Sulonen oder hatten zwar mitgekriegt, dass Lulu einen Leibwächter hatte, ihn aber nie gesehen. Die überwiegende Mehrheit der Männer, die in Lulus Kundenregister aufgeführt sind, behauptet allerdings, das Register sei gefälscht.«
»Puustjärvi?«
»Von den DNA-Resultaten hast du ja schon gehört. Weder bei den technischen Untersuchungen noch in Lulus Computer irgendetwas Neues. Und ihr Schließfach können wir wegen des verflixten Bankgeheimnisses nicht aufspüren. Der Schlüssel allein hilft uns nicht weiter.« Noch bevor er ausgeredet hatte, stand Puustjärvi auf und holte sich Kaffee.
»Hatte Lulu ein Testament? Wer war ihr Anwalt? Steht darüber etwas in ihren Papieren? Wer hat sie in dem Prozess gegen Hytönen verteidigt? Sprich mit ihm. Ihr anderen, habt ihr noch was zu dem Fall zu sagen? Petri, was ist mit den Alkogeschäften?«
»Die haben keine Software für detaillierte Produktkontrolle. Die EAN-Codes geben keinen Aufschluss darüber, um welche einzelne Flasche es sich jeweils handelt. Unsere einzige Hoffnung wäre die Aufschlüsselung der EJS-Codes, denn die elektronische Buchführung speichert Angaben über Bank- und Kreditkarten. Aber solange wir keinen konkreten Verdächtigen benennen, werden wir dafür kaum eine richterliche Genehmigung bekommen. Wir können ja nicht die Hälfte aller Alkoholkäufe in Finnland unter die Lupe nehmen.« Puustjärvi setzte sich hin und fluchte leise, weil der Kaffee über den Tisch und auf seine Hose schwappte.
»Das nicht, aber Lulus Käufe schon! Wir beantragen Einblick in ihre Kreditkartendaten. Ich unterschreib dir den Antrag.«
»Und wenn sie bar bezahlt hat? Das tu ich im Alkoladen immer, gerade weil ich keine Datenspur hinterlassen will«, sagte Autio plötzlich. »Deswegen benutze ich auch keine Bonuskarten.«
»Ich fände es toll, wenn es bei Alko Bonuskarten für Stammkunden gäbe. Jede zehnte Pulle umsonst«, versuchte Puupponen die Stimmung aufzulockern, doch wir lachten nur aus Pflichtgefühl.
»Warten wir ab, was für Typen uns die Schupo zur Vernehmung liefert. Autio und Puustjärvi, ihr geht die Befragungsprotokolle durch und versucht, die zuverlässigsten Zeugen auszusieben. Die nehmen wir uns zuerst vor, die schrägen Vögel können warten. Mira Saastamoinen ist unsere Kontaktperson. Ursula und Puupponen, ihr übernehmt dann die Vernehmungen, Koivu und …«
Mein Handy klingelte, auf dem Display blinkte Kaartamos Name wie eine Drohung auf. Ich hielt es für ratsam, mich zu melden.
»Wieso bist du so plötzlich verschwunden? Ich hatte doch gesagt, wir müssen uns zusammensetzen.«
»Ich hatte im Präsidium zu tun. Außerdem hatte ich den Eindruck, du kommst auch ohne mich zurecht.«
»Du bist hoffentlich noch im Haus. Komm zu mir rauf, Nordström wird auch gleich hier sein. Wir müssen reden, sofort.«
»Ich komme, sobald ich mit meiner Dezernatsbesprechung fertig bin. Warum bringst du Nordström ins Spiel?«
»Er ist der Spezialist bei der Zentralkripo – und ein guter Mann! Und wir können nicht endlos auf dich warten.«
Ich hatte die Nase gestrichen voll von Menschen, die andere herumkommandierten, nur um ihre Macht zu demonstrieren. Kaartamo war ein Polizeibeamter der alten Schule, er meinte, das Präsidium im Kasernenhofton leiten zu müssen. Die meisten Polizeichefs dachten inzwischen anders.
Ich führte die unterbrochene Dezernatsbesprechung zu Ende, bevor ich mich in Kaartamos luxuriöses Dienstzimmer in der obersten Etage begab.
Kaartamo und Nordström standen am Fenster und tranken Limonade. Mir wurde ein Stuhl zugewiesen, keiner der beiden Männer gab mir die Hand. Die Konstellation behagte mir nicht, denn Nordström gehörte nach wie vor zu den Verdächtigen im Fall Lulu Nightingale. Außerdem hatte ich keine Lust, in einen Machtkampf zwischen verschiedenen Polizeiorganisationen verwickelt zu werden.
Nordström setzte sich neben mich und rückte mit seinem Stuhl dicht an mich heran. Er trug eine
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