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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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arme, geprügelte Kollegin geschont. Aber da hatte die Meute der State Police auch noch nicht den ganzen Garten plattgetreten und Front gegen sie gemacht.
    D.D. vergaß so etwas nicht. Nie.
    Und es schmeckte ihr ganz und gar nicht, dass ein kleines Kind in diesen Fall verwickelt war.
    «Sie haben also um Viertel vor elf nach Ihrer Tochter gesehen …», stocherte D.D. weiter.
    «Sophie schlief. Ich habe ihr einen Kuss auf die Wange gegeben. Sie hat sich zur Seite gerollt und die Decke bis zum Kinn gezogen.»
    «Und Ihr Mann?»
    «Saß unten vorm Fernseher.»
    «Was hat er sich angesehen?»
    «Keine Ahnung. Er trank Bier. Das hat mir nicht gepasst. Es wäre mir lieber gewesen, wenn er nicht getrunken hätte.»
    «Wie viel hat er getrunken?»
    «Drei Flaschen.»
    «Sie haben mitgezählt?»
    «Das Leergut stand neben der Spüle.»
    «Hatte Ihr Mann ein Alkoholproblem?», fragte D.D. geradeheraus.
    Leoni blickte endlich mit dem heilen Auge zu ihr auf. Die andere Gesichtshälfte war dick geschwollen. «Brian war sechzig Tage am Stück zu Hause und hatte nichts zu tun. Ich muss arbeiten, Sophie geht zur Schule. Aber er hatte nichts zu tun. Manchmal hat er getrunken. Und manchmal … es tat ihm nicht gut.»
    «Obwohl Sie es nicht gern sehen, hat Ihr Mann drei Flaschen Bier getrunken. Trotzdem haben Sie ihn mit Ihrer Tochter allein gelassen.»
    «Hey –», versuchte Trooper Lyons einzugreifen.
    Aber Tessa Leoni antwortete: «Ja, Ma’am. Ich habe meine Tochter mit ihrem betrunkenen Stiefvater allein gelassen. Und hätte ich gewusst … ich hätte ihn schon gestern Abend erschossen.»
    Der Anwalt hüstelte warnend. D.D. und Leoni achteten nicht auf ihn.
    «Was hat Ihr Mann Ihrer Tochter angetan?», wollte D.D. wissen.
    Leoni zuckte bereits mit den Schultern. «Das wollte er mir nicht sagen. Ich bin nach Hause zurückgekommen und gleich nach oben gegangen. Sie hätte in ihrem Bett sein sollen. Oder zumindest auf ihrem Zimmer. Aber da war sie nicht. Ich habe sie gesucht und gesucht. Sophie war verschwunden.»
    «Hat er Ihre Tochter jemals geschlagen?», fragte D.D.
    «Nicht vor meinen Augen.»
    «Hat er sich einsam gefühlt? Sie waren nachts immer weg. Er war allein mit ihr.»
    «Nein. Da liegen Sie falsch. So etwas wäre mir nicht entgangen. Sie hätte es mir gesagt.»
    «Dann sagen Sie mir, was mit Ihrer Tochter geschehen ist?»
    «Ich weiß es nicht, verdammt noch mal. Sie ist ein kleines Mädchen. Wer vergreift sich an einem Kind? Was für ein Mann würde so etwas tun?»
    Trooper Lyons legte ihr beide Hände auf die Schultern, um sie zu beruhigen. Doch sie schüttelte sie ab und stand auf, merklich erregt. Die plötzliche Bewegung aber war offenbar zu viel für sie, denn sie kippte gleich darauf zur Seite weg.
    Trooper Lyons fing sie auf, setzte sie vorsichtig auf dem Sofa ab und warf D.D. einen bitterbösen Blick zu.
    «Nicht aufregen», sagte er zu Tessa Leoni, behielt aber D.D. und Bobby dabei im Auge.
    «Sie verstehen nicht, verstehen einfach nicht», murmelte Leonie. Sie wirkte jetzt weder hübsch noch verwundbar. Ihr Gesicht hatte eine ungesunde Farbe angenommen. Es schien, als müsste sie sich gleich übergeben. Sie klopfte mit der Hand auf die leere Stelle neben sich und sagte: «Sophie ist ein mutiges und abenteuerlustiges Mädchen, hat aber Angst im Dunkeln. Große Angst. Einmal, sie war noch nicht ganz drei, ist sie in den Kofferraum eines Streifenwagens geklettert. Der Deckel klappte zu, und sie schrie sich die Seele aus dem Leib. Wenn Sie sie einmal so schreien gehört hätten, dann würden Sie verstehen …»
    Leoni wandte sich an Trooper Lyons. Sie ergriff seine fleischigen Hände und blickte verzweifelt zu ihm auf. «Sie ist doch in Sicherheit, nicht wahr? Sie passen gut auf sie auf, ja, Shane? Kümmern sich um sie. Bringen sie nach Hause zurück, bevor es dunkel wird. Bevor es dunkel wird. Bitte, ich flehe Sie an.»
    Lyons schien nicht zu wissen, wie er auf diesen Ausbruch reagieren sollte. Er legte wieder seine Hände auf ihre Schultern und überließ es D.D., einen Eimer zu holen. Gerade rechtzeitig hielt sie ihn vor das aschfahle Gesicht, als sich Tessa Leoni würgend erbrach.
    «Mein Kopf», jammerte sie und ließ sich auf dem Sofa zurückfallen.
    «Hey, was soll das? Gehen Sie bitte nach draußen. Alle, sofort.» Marla und ihr Partner waren mit der Trage zur Stelle. D.D. und Bobby gehorchten und wandten sich zur Küche. Doch ausgerechnet Leoni hielt D.D. am Handgelenk zurück, überraschend

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