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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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den Armen wiegte, gab ich ihr den Namen meiner Kindheitsfreundin.
    Von alldem weiß Juliana leider nichts.
    Sie hat seit über zehn Jahren kein Wort mehr mit mir gesprochen.
    Während mir nichts Besseres hätte passieren können als ihre Freundschaft, war ich für sie ein Reinfall.
    Auch das kann eine große Liebe manchmal sein.

    Im Krankenwagen wurde ich an den Tropf gehängt. Die Ärztin hatte eine Pfanne parat, für den Fall, dass ich mich übergeben musste.
    Meine Wangen brannten. Die Nebenhöhlen hatten sich mit Blut gefüllt. Ich musste mich zusammenreißen. Dabei wollte ich nur die Augen schließen und alles ausblenden. Grelles Licht stach mir in die Augen. Schreckensbilder flirrten durch meinen Kopf.
    «Nennen Sie mir Ihren Namen», sagte die Sanitäterin und zwang mich zur Aufmerksamkeit.
    Ich öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut hervor.
    Sie gab mir einen Schluck Wasser, um die aufgeplatzten Lippen zu spülen.
    «Tessa Leoni», gelang es mir schließlich zu sagen.
    «Welchen Tag haben wir heute, Tessa?»
    Weil ich auf Anhieb keine Antwort wusste, geriet ich in Panik. Ich sah nur Sophies leeres Bett vor mir.
    «Dreizehnter März», flüsterte ich schließlich.
    «Zwei plus zwei?»
    «Vier», antwortete ich verzögert.
    Marla gab ein Knurren von sich und richtete den Infusionsschlauch, der in meinen Handrücken mündete. «Ein hübsches Veilchen haben Sie da», meinte sie.
    Ich antwortete nicht.
    «Fast so hübsch wie der blaue Fleck auf Ihrer Pobacke. Trägt Ihr Mann Stiefel mit Stahlkappen?»
    Ich schwieg.
    Der Krankenwagen bremste ab. Vielleicht hatte er sein Ziel erreicht. Ich konnte es nur hoffen.
    Marla musterte mich. «Ich begreife das nicht», sagte sie unvermittelt. «Sie sind Polizistin, haben ein spezielles Training absolviert und bestimmt schon manche Krise miterlebt. Sie hätten doch am ehesten wissen müssen …» Sie schien sich zu besinnen. «Nun ja, häusliche Gewalt kommt wohl in allen Berufsgruppen vor. Selbst bei denen, die es besser wissen müssten.»
    Der Krankenwagen hielt an. Dreißig Sekunden später öffneten sich die Hecktüren, und ich wurde nach draußen befördert.
    Ich schaute Marla nicht mehr an, sondern richtete meinen Blick auf den grauen Märzhimmel über mir.
    Im Krankenhaus ging es sofort sehr geschäftig zu. Eine Krankenschwester von der Notaufnahme kam herbeigelaufen und führte uns in ein Behandlungszimmer. Formulare wurden ausgefüllt, unter anderem die obligatorische Aufklärung über meine Persönlichkeitsrechte. Die Krankenschwester versicherte mir, dass die behandelnden Ärzte an die Schweigepflicht gebunden seien und nicht einmal von den Strafverfolgungsbehörden zur Aussage gezwungen werden könnten. Dass meine Krankenakte als neutral erachtet wurde und als solche von der Staatsanwaltschaft eingesehen werden konnte, verschwieg sie. Doch das wusste ich ohnehin. Mit anderen Worten: Alles, was ich den Ärzten gegenüber äußerte, würde in diese Akte eingehen …
    Schlupflöcher gab es überall. Man frage nur einen Cop.
    Als der Schreibkram erledigt war, machte sich die Krankenschwester an mir zu schaffen.
    Es dauert immer mindestens eine Viertelstunde, bis ich mich für meinen Dienst eingekleidet habe. So auch gestern Abend. Zuerst die Grundausstattung – schwarzes Höschen, schwarzer Sport-BH. Dann ein seidenes Unterhemd, damit die nächste Schicht, der schwere Körperpanzer, nicht auf der Haut kratzt. Wenn ich die schwarzen Socken übergestreift habe, steige ich in meine dunkelblaue Hose mit den neonblauen Streifen an der Seite. Als Nächstes schnüre ich mir die Schuhe zu, denn wenn ich die Weste angelegt habe, komme ich mit den Händen mich mehr an die Füße. Nach den Socken, der Hose und den Schuhen widme ich mich der oberen Hälfte und ziehe die klobige Weste über, die ich dann, egal, wie das Wetter ist, unter einem Rollkragenpullover verstecke. Darüber kommt das hellblaue Uniformhemd. Alle drei Schichten – das seidene Leibchen, der Rollkragenpullover und das blaue Hemd – werden dann unter den Hosenbund gestopft und mit einem breiten schwarzen Gürtel daran gehindert, dass sie herausrutschen. Schließlich lege ich mein Geschirr an.
    Das schwarze Einsatzkoppel wiegt knapp zehn Kilo und wird mit Klettbändern befestigt. Dann hole ich meine Sig Sauer aus dem kleinen Safe im Schlafzimmer und stecke sie in den Holster, der an der rechten Hüfte hängt. Vorn am Koppel wird mein Mobiltelefon eingehakt. Der Polizei-Pager kommt an eine Klemme an der

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