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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ihrer ersten Aussage die Wahrheit gesagt hatte oder nicht, fest stand, dass sie schwere Prügel bezogen hatte. D.D. betrachtete ihre Hände und suchte nach Abwehrspuren. Trooper Leoni bemerkte es und legte das Eiskissen auf die Knöchel.
    Die beiden Frauen musterten einander. Trooper Leoni machte auf D.D. einen sehr jungen Eindruck, zu jung, um Uniform zu tragen. Lange dunkle Haare, blaue Augen und ein ovales Gesicht. Ein hübsches Mädchen, trotz der entstellenden Verletzungen. D.D. fühlte sich provoziert. Hübsch und verwundbar war eine Kombination, die sie nicht leiden konnte.
    Sie warf einen Blick auf die anderen Personen im Wintergarten.
    Neben Leoni stand ein riesiger State Trooper, der sich in die Brust warf und anscheinend besonders taff aussehen wollte. Ihnen gegenüber saß ein kleiner älterer Herr im grauen Anzug mit einem Notizblock auf den Knien. Die Riege ist komplett, dachte D.D. Der Gewerkschaftsvertreter der State Police stand, der von der Gewerkschaft beauftragte Anwalt saß.
    Das Wort ergriff der Hüne.
    «Trooper Leoni wird auf keine Ihrer Fragen antworten», sagte er und hob das Kinn.
    D.D. warf einen Blick auf sein Abzeichen. «Trooper Lyons –»
    «Sie hat bereits eine Aussage gemacht», fuhr Trooper Lyons fort. «Alles Weitere muss warten, bis sie medizinisch versorgt wurde.» Er blickte an D.D. vorbei zur Tür. «Wo sind die Sanitäter?»
    «Die holen ihre Sachen», antwortete D.D. ruhig und gelassen. «Kommen gleich. Natürlich haben die Verletzungen von Trooper Leoni Vorrang. Jede Kollegin hat Anspruch auf beste Pflege.»
    Sie rückte einen Schritt nach rechts, um Bobby an ihre Seite vortreten zu lassen und mit ihm Front zu machen, was Trooper Lyons aber kaum zu beeindrucken schien.
    Der Anwalt stand auf und streckte die Hand aus. «Ken Cargill», stellte er sich vor. «Ich vertrete Trooper Leoni.»
    «Sergeant Detective D.D. Warren», sagte D.D. und machte den Anwalt auch mit Bobby bekannt.
    «Meine Mandantin wird vorläufig keine Fragen beantworten», bekräftigte Cargill. «Wenn man sie im Krankenhaus untersucht hat und das volle Ausmaß ihrer Verletzungen bekannt ist, werde ich mich bei Ihnen melden.»
    «Verstehe. Ich will nicht drängen. Die Sanitäter lassen ausrichten, dass sie noch ein paar Minuten brauchen, um die Trage auseinanderzuklappen und Verbandsmaterial einzupacken. Ich dachte, wir könnten die Zeit nutzen und ein paar wichtige Dinge regeln. Die Fahndung nach der kleinen Sophie läuft, aber ich will ehrlich sein.» D.D. hob die Hände zu einer hilflosen Geste. «Es gibt keinerlei Anhaltspunkte. Trooper Leoni wird bestimmt wissen, dass es in solchen Fällen auf jede Minute ankommt.»
    Als sie den Namen ihrer Tochter hörte, richtete sich Trooper Leoni auf dem Sofa auf. Sie schaute weder D.D. noch einen der anderen im Raum an. Ihr Blick war auf eine Stelle im abgenutzten grünen Teppich gerichtet. Die Hände lagen unter dem Eiskissen.
    «Ich habe überall nach ihr gesucht», sagte sie plötzlich. «Im ganzen Haus, auf dem Dachboden, in der Garage, in seinem Wagen –»
    «Tessa», fiel ihr Trooper Lyons ins Wort. «Schweigen Sie bitte.»
    «Wann haben Sie Ihre Tochter das letzte Mal gesehen?», hakte D.D. sofort nach.
    «Um Viertel vor elf vergangene Nacht», antwortete sie wie auswendig gelernt. «Ich schaue immer noch einmal nach ihr, bevor ich meinen Dienst antrete.»
    D.D. legte die Stirn in Falten. «Sie brechen erst um Viertel vor elf auf, wenn Sie um elf Ihren Dienst antreten müssen?»
    Trooper Leoni schüttelte den Kopf. «Ich brauche ja nicht erst zur Kaserne zu fahren. Der Streifenwagen steht vor der Tür. Sobald ich mich ans Steuer setze, beginnt mein Dienst. Ich rufe dann die Einsatzleitung an und lasse mir sagen, wo ich Streife fahren soll.»
    D.D. nickte. Sie kannte sich nicht aus mit den Routinen der State Police, versuchte aber, mit Trooper Leoni ein Spiel zu spielen. Das Spiel hieß: feststellen, inwieweit die verdächtige Person zurechnungsfähig ist. Der Einspruch ihres Anwalts und sein Hinweis darauf, dass seine Mandantin aufgrund einer schweren Gehirnerschütterung nicht vernehmungsfähig sei, konnten so nicht gelten, weil Trooper Leoni durchaus in der Lage war, vernünftig zu antworten. Und wenn sie angeben konnte, zu welchem Zeitpunkt sie ihre Einsatzleitung angerufen hatte, dürfte sie sich auch noch daran erinnern können, wie es zu den Schüssen auf ihren Mann gekommen war.
    Vielleicht hätte D.D. vor zwei Stunden noch darauf verzichtet und die

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