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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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später gehört. Wenn ich mich richtig erinnere, ist mir der Ehering an Tessas Hand aufgefallen, und als ich sie fragte, sagte sie, ja, wir haben geheiratet. Ich war ein bisschen überrascht, weil es so schnell ging und dass sie mich nicht eingeladen hatten. Na ja …» Lyons zuckte mit den Achseln. «So nahe standen wir uns nicht, und im Grunde war es mir egal.»
    Auf diese Feststellung schien er besonders viel Wert zu legen.
    «Hat Tessa jemals von der Hochzeit gesprochen?», fragte D.D.
    «Nicht mit mir.»
    «Mit anderen denn?»
    «Ich kann nur für mich sprechen.»
    «Nicht einmal das tun Sie», warf ihm D.D. vor.
    «Hey, ich versuche, mich an die Wahrheit zu halten. Die beiden haben mich genauso wenig zum Sonntagsbrunch eingeladen wie ich sie zu einem Drink nach der Kirche. Klar, wir sind Freunde. Aber wir führen unser eigenes Leben. Brian war ja die Hälfte des Jahres nicht einmal in der Stadt.»
    «Na schön», hob D.D. an. «Ihr Hockeykumpel Brian Darby fährt drei Monate am Stück zur See und lässt Ihre Kollegin mit Haushalt, Garten und Kind allein. Sie, Lyons, führen, wie Sie sagen, Ihr eigenes Leben und haben wahrscheinlich keine Lust, sich mit anderer Leute Probleme zu belasten. Richtig?»
    Trooper Lyons wurde rot. Er richtete den Blick auf seine Coladose und biss die Zähne aufeinander, wie man deutlich sehen konnte.
    Hübscher Kerl, dachte D.D. Sogar wenn er rot angelaufen war. Sie fragte sich, ob Brian mit dem Pumpen angefangen hatte, weil seine Frau bewaffnet war oder weil sie einen stattlichen Kollegen hatte, der ihr zur Hand ging, wenn ihr Liebster zur See fuhr.
    «Zugegeben, ich habe ihr mal den Rasenmäher repariert», murmelte Lyons.
    D.D. und Bobby warteten gespannt.
    «Und dann hat mal der Wasserhahn in der Küche geleckt. Weil ich mich damit nicht auskenne, habe ich ihr einen guten Klempner empfohlen.»
    «Wo waren Sie vergangene Nacht?», fragte Bobby ruhig.
    «Auf Streife.» Lyons blickte mürrisch auf. «Verdammt, ich bin seit elf gestern Nacht auf den Beinen und noch nicht zu Hause gewesen. Ich habe drei Kinder, was glauben Sie, wie mir zumute ist, wenn ich Sophies Foto in den Nachrichten sehe? Hundsmiserabel! Sophie ist ein Kind. Ich erinnere mich noch, wie sie in meinem Garten Purzelbäume geschlagen hat. Wie sie letztes Jahr auf die alte Eiche geklettert ist. Das schaffte so schnell nicht mal mein achtjähriger Sohn. Ein halbes Äffchen. Und dieses Lachen … verdammt.»
    Trooper Lyons deckte das Gesicht mit der Hand ab. Es schien, dass ihm die Stimme versagte. D.D. und Bobby nahmen Rücksicht darauf.
    Als er sich wieder beruhigt hatte und die Hand vom Gesicht nahm, meinte er unvermittelt: «Soll ich Ihnen sagen, wie wir Brian genannt haben? Wie sein Spitzname in der Hockeymannschaft lautete?»
    «Ich höre.»
    «Sensibelchen. Sein Lieblingsfilm war Pretty Woman . Als sein Hund Duke starb, schrieb er ein Gedicht, das er im Stadtanzeiger veröffentlichen ließ. So einer war er. Ich hatte deshalb keinen Augenblick lang gezögert, ihn meiner Kollegin und ledigen Mutter Tessa vorzustellen. Ich glaubte, ihr einen Gefallen damit zu tun.»
    «Haben Sie und Brian auch in letzter Zeit noch zusammen Hockey gespielt?», fragte Bobby nach.
    «Eher selten. Mein Dienstplan hatte sich verändert. Ich musste freitagnachts meist arbeiten.»
    «Wie’s aussieht, ist Brian nach der Hochzeit kräftiger geworden. Er hat richtig viel Muskelmasse zugelegt.»
    «Ich glaube, er ging in ein Fitnessstudio. Er sprach davon, dass er Spaß am Gewichtheben habe.»
    «Haben Sie manchmal mit ihm trainiert?»
    Lyons schüttelte den Kopf.
    Plötzlich fing D.D.’s Pager zu piepen an. Sie schaute aufs Display, sah die Nummer des Labors und entschuldigte sich. Als sie den Konferenzraum verließ, hörte sie Bobby fragen, ob Brian Darby für den Muskelaufbau mit Medikamenten nachgeholfen habe.
    Sie holte ihr Handy aus der Tasche, wählte die Nummer des Labors und erfuhr, dass die Kollegen an Brians weißem GMC Denali interessante Spuren sichergestellt hatten. Sie hörte zu, nickte und rannte, kaum dass sie den Anruf beendet hatte, in die Damentoilette. Dass sie die Suppe schließlich doch bei sich behielt, verdankte sie einer Menge kalten Wassers, das sie sich ins Gesicht spritzte.
    Sie spülte den Mund aus und ließ noch eine Weile kaltes Wasser über die Handrücken laufen. Dann musterte sie ihr bleiches Spiegelbild und fasste den Entschluss, die Sache durchzustehen.
    Sie würde diesen Abend überleben. Sie würde

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