Wer stirbt, entscheidest du
überrascht, von uns zu hören», fing D.D. an.
Lyons zuckte mit den Achseln und drehte die Coladose zwischen den behandschuhten Fingern. «Mir war klar, dass mein Name ins Spiel kommt, auch unabhängig davon, dass ich als Gewerkschaftsvertreter verpflichtet bin, Tessa beizustehen. Weshalb ich am Tatort war.»
«Wie lange kennen Sie Trooper Leoni?», wollte Bobby wissen.
«Seit vier Jahren, als sie in die Kaserne gekommen ist. Ich bin ihr als Mentor zugeteilt worden, der sie während der ersten zwölf Wochen auf Streife zu begleiten hatte.» Lyons nahm einen Schluck aus der Dose. Es war deutlich, dass er sich unwohl in seiner Haut fühlte.
«Haben Sie mit Trooper Leoni eng zusammengearbeitet?», fragte D.D.
«Die ersten zwölf Wochen ja, danach nicht mehr. Trooper fahren für gewöhnlich allein Streife.»
«Haben Sie sonst miteinander zu tun?»
«Wir frühstücken manchmal zusammen oder trinken einen Kaffee. Das ist bei uns unter Kollegen so üblich.» Er schaute D.D. an. «Manchmal gesellt sich auch einer Ihrer Kollegen aus Boston zu uns.»
«Tatsächlich?» D.D. gab sich überrascht.
Lyons lächelte. «Man muss schließlich seine Kontakte pflegen. Wie gesagt, unsereins ist normalerweise allein unterwegs, und das kann ziemlich öde sein, vor allem nachts. Da hat man nur sich selbst, seine Radarpistole und einen Highway voller Schnapsnasen.»
«Und in der Kaserne?», fragte D.D. «Treffen Sie sich da öfter mit Tessa? Zu den Mahlzeiten, in den Pausen?»
Lyons schüttelte den Kopf. «Der Streifenwagen eines Troopers ist sein – oder ihr – Büro. Wir fahren nur dann in die Kaserne, wenn wir jemanden aus dem Verkehr rausgefischt haben und einen Bluttest mit ihm machen müssen. Wie ich schon sagte, die meiste Zeit sind wir auf der Straße.»
«Aber Sie unterstützen sich doch gegenseitig», sagte Bobby. «Zum Beispiel, wenn es einen Unfall gegeben hat.»
«Klar. Erst letzte Woche hat Trooper Leoni einen alkoholisierten Fahrer vom Pike geholt. Ich bin hin, um auf seinen Wagen aufzupassen, während sie ihn zur Blutabnahme in die Kaserne brachte. Das machen wir immer so. Aber dass wir über unsere Ehepartner oder Kinder reden, kommt eigentlich nicht vor.» Lyons schaute Bobby an. «Oder war das damals bei Ihnen anders?»
«Erzählen Sie uns von Brian Darby», sagte D.D., um Lyons’ Blick wieder auf sich zu lenken.
Der State Trooper ließ sich mit der Antwort Zeit, aber an seinen aufeinandergepressten Lippen war zu erkennen, dass er mit sich kämpfte.
«Von mir erfahren Sie nichts», knurrte er plötzlich.
«Wieso nicht?», fragte Bobby.
«Hören Sie.» Lyons setzte die Coladose ab. «Ich mache mir selbst genug Vorwürfe. Normalerweise kann ich Menschen ganz gut einschätzen. Das lernt man in unserem Job. Aber was Tessa und Brian angeht, habe ich wohl voll danebengelegen. Dass sie Probleme mit den Nerven hat und er sich an Frauen vergreift, hat man ihnen echt nicht angesehen. Ehrlich, wenn ich gewusst hätte …»
«Fangen wir mit Brian Darby an», schlug D.D. vor. «Wie gut kannten Sie ihn?»
«Wir sind uns vor acht Jahren zum ersten Mal begegnet. Haben in derselben Hockeymannschaft gespielt, immer freitags abends, wenn es denn der Job erlaubte. Er fuhr damals schon zur See, und ich hatte natürlich auch nicht immer Zeit. Jedenfalls fand ich ihn sympathisch und habe ihn ein paarmal auf ein Bier oder zum Essen zu mir eingeladen. Weil wir uns gut verstanden, haben wir immer mehr miteinander unternommen. Wir haben, wie gesagt, Hockey gespielt, sind aber auch Ski gelaufen und waren oft auch mit dem Fahrrad unterwegs.»
«Brian hat also viel Sport getrieben», fasste Bobby zusammen.
«Ja. Bewegung war ihm wichtig, genauso wie Tessa. Ich dachte, die beiden würden gut zusammenpassen. Und hab das mit dem Kennenlernen arrangiert. Ich dachte, selbst wenn sie kein Paar werden, könnten sie bestimmt Freunde sein.»
«Sie haben die beiden verkuppelt?», fragte D.D. erstaunt.
«Ich habe sie zu einem Picknick eingeladen und ihnen alles Weitere selbst überlassen. Mehr kam von meiner Seite nicht.»
«Haben sie die Party gemeinsam verlassen?», fragte Bobby.
Lyons dachte nach. «Nein. Aber ich glaube, sie haben sich zu einem Drink verabredet. So oder ähnlich muss es für sie angefangen haben. Ich wusste davon nichts, erfuhr dann aber irgendwann, dass Tessa und ihre Tochter bei ihm eingezogen sind. Es hatte also offenbar zwischen ihnen gefunkt.»
«Waren Sie bei der Hochzeit?»
«Nein. Davon habe ich erst
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