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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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weggeschafft und an einer noch unbekannten Stelle deponiert. Samstagabend meldete sich Tessa wieder zum Dienst. Und am Sonntagmorgen zog sie ihre Show ab.»
    «Inszeniert für uns», murmelte Phil. «Um uns glauben zu machen, dass sich ihr Mann an Sophie vergriffen hat und es deswegen zur handfesten Auseinandersetzung gekommen ist, in deren Verlauf sie ihn in Notwehr töten musste.»
    D.D. und Bobby nickten zustimmend.
    «Und ihre Verletzungen im Gesicht?», meldete sich Neil wieder aus der hinteren Reihe. «Mit einer Gehirnerschütterung und dem gebrochenen Jochbein kann sie doch unmöglich in den Nächten auf Samstag und Sonntag Streife gefahren sein.»
    «Guter Einwand», sagte D.D. Sie trat vor die weiße Tafel und machte in der Rubrik Tathergang einen zusätzlichen Eintrag – Tessa Leonis Verletzungen: Sonntagmorgen . «Lässt sich feststellen, wie frisch die Verletzungen waren?», fragte sie Neil, den ehemaligen Sanitäter und Experten in medizinischen Fragen.
    «Dürfte schwer sein, was die Gehirnerschütterung angeht», antwortete er. «Davon erholt sich der eine schneller als der andere. Aber angesichts der Schwere der Verletzungen ist wohl davon auszugehen, dass sie eher früher als später entstanden sind. Wer so harte Schläge auf den Kopf einsteckt, wird eine Weile brauchen, bis er wieder funktioniert.»
    «Wer außer ihrem Mann könnte sie denn verprügelt haben?», fragte ein anderer Officer.
    «Ein Komplize», meinte Phil.
    D.D. nickte. «Wir müssen also nicht nur die zeitlichen Abläufe, sondern auch die Anzahl der möglichen Tatbeteiligten korrigieren. Wenn es nicht Brian Darby war, der seine Frau verprügelt hat, wer dann? Und warum?»
    «Vielleicht ein Liebhaber», sagte Bobby leise. «Das wäre die am nächsten liegende Erklärung. Warum hat Tessa Leoni Mann und Tochter getötet? Weil sie sich von ihnen befreien wollte. Warum wollte sie sich von ihnen befreien? Weil sie jemand anders kennengelernt hatte.»
    «Hast du Andeutungen dieser Art gehört?», fragte D.D. «Entsprechende Gerüchte in der Kaserne oder dergleichen?»
    Bobby schüttelte den Kopf. «Nein, aber mit den Kollegen der State Police habe ich ja auch nur wenig zu tun. Wir sollten uns mit Lieutenant Colonel unterhalten.»
    «Noch heute Nachmittag», versicherte D.D.
    «Übrigens», ergänzte Phil, «unsere neue Theorie passt auch viel besser zu dem, was Darbys Chef Scott Hale berichtet hat. Ich habe um elf mit ihm gesprochen, und er schwört Stein und Bein darauf, dass Darby nicht im Geringsten gewalttätig war. Auf einem Tanker ist die Stimmung in der Mannschaft oft zum Zerreißen gespannt. Die Jungs arbeiten rund um die Uhr, sind entsprechend übermüdet, gestresst und haben Heimweh. Als Bordingenieur stand Brian immer wieder vor großen technischen Herausforderungen, denn auf einem großen Schiff kann einiges schiefgehen – Wasser im Tank, Kurzschlüsse, Fehler in der Steuerungssoftware. Laut Hale hat Darby nie die Fassung verloren. Im Gegenteil, je größer das Problem, desto konzentrierter hat er an seiner Lösung gearbeitet. Hale hält es für ausgeschlossen, dass einer wie er nach Hause geht und seine Frau zusammenschlägt.»
    «Offenbar ein Angestellter, wie ihn sich Arbeitgeber wünschen», bemerkte D.D.
    «Darby war bei allen beliebt. Und offenbar ein Crack an der Gitarre. Die haben da ein Tonstudio an Bord und Aufnahmen von ihm gemacht.»
    D.D. seufzte. Sie schaute in Bobbys Richtung, die Arme vor der Brust verschränkt, ohne ihm in die Augen zu blicken. «Was hast du in seinem Fitnessstudio in Erfahrung gebracht?»
    «Während der vergangenen neun Monate hat Brian ein hartes Programm absolviert mit dem Ziel, Muskelmasse zuzulegen. Seine Trainerin bestreitet vehement, dass er Anabolika genommen hat, und behauptet, seine Erfolge seien einzig und allein auf Blut, Schweiß und Tränen zurückzuführen. Sie hat ihn nur Gutes über seine Frau sagen hören, glaubt aber, dass es für niemanden einfach sein dürfte, mit einem State Trooper verheiratet zu sein. Oh, und noch was, nach seiner Rückkehr von der letzten Tour, also während der vergangenen drei Wochen, war Darby offenbar bedrückt, wollte aber nicht darüber reden.»
    «Hat sich die Trainerin näher darüber ausgelassen?»
    «Er hat irgendwie schwermütig und angefressen gewirkt, und sie vermutet, dass er Probleme zu Hause hatte. Aber reden wollte er darüber nicht, was ungewöhnlich ist. Die meisten Kunden, so die Trainerin, würden ihre Seele ausschütten und ein

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