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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ermessen und kurzerhand beschlossen, den Verlockungen der Freiheit nachzugeben … Warum den faulen Gewinn abtreten, wenn man doch alles selbst behalten konnte?
    Auch sie hatte sich einen Plan zurechtgelegt: den eigenen Mann als Kindsmörder und Frauenmisshandler anschwärzen, um ihn dann in Notwehr um die Ecke zu bringen. Hätte sich der Staub gelegt, würde sie den Polizeidienst quittieren, um, ausgestattet mit zweihundertfünfzigtausend Dollar, fernab von Boston das Leben einer lustigen Witwe zu führen.
    Der Plan wäre womöglich aufgegangen, dachte D.D., wenn nicht der Gerichtsmediziner die durch Erfrierungen verursachten Gewebeschäden festgestellt hätte.
    Wahrscheinlich hatte Tessa deshalb darauf gedrängt, dass die Leiche ihres Mannes freigegeben wurde. An einer gründlichen Obduktion konnte ihr nicht gelegen gewesen sein, und wenn sie schon nicht zu verhindern war, sollte sie hopplahopp über die Bühne gebracht werden, möglichst ohne Befund.
    Gut gemacht, Ben, dachte D.D., die nun bemerkte, wie erschöpft sie war. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und in der vergangenen Nacht kaum geschlafen. Ihr Körper machte nicht mehr mit. Sie musste sich ausruhen. Sie musste mit Alex reden.
    Gütiger Himmel, wie sollte sie es ihm beibringen?
    Die Fahrertür öffnete sich. Bobby stieg ein. Er hielt eine braune Papiertüte in der Hand, die ein Durcheinander an Gerüchen verströmte. D.D. nahm vorsichtig Witterung auf und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass der Magen ausnahmsweise nicht rebellierte.
    «Na, dann mal her mit den Dingern», sagte sie hungrig.
    Bobby tätschelte ihre Hand und griff in die Tüte. «Ist also doch ganz schön, bemuttert zu werden, oder?»
    «Her damit!»
    «Manierlich, wenn ich bitten darf.»

    Sie aßen. Die frittierten Kichererbsenbällchen waren gut. Kräftigend und belebend.
    D.D. wischte sich Mund und Hände ab und steckte die Serviette in die braune Papiertüte.
    «Ich habe einen Plan», sagte sie.
    «Sieht er auch vor, dass ich Frau und Kind habe und irgendwann nach Hause zurückmuss?»
    «Nein. Wir fahren jetzt zum Haus von Trooper Lyons und vernehmen ihn im Beisein seiner Frau und Kinder.»
    «Einverstanden.»
    Jetzt tätschelte sie seine Hand. «Du bist ein Schatz, Bobby.»

    Lyons lebte auf einer bescheidenen Ranch aus den fünfziger Jahren, nur sieben Blocks entfernt von Brian Darbys Adresse. Von der Straße aus gesehen, wirkte das Wohnhaus zwar alt, aber gut in Schuss. In dem kleinen Vorgarten standen Schneeschieber und mehrere Schlitten herum. Neben der Auffahrt, in der Lyons’ Streifenwagen parkte, sah man die Reste eines Schneemanns und das, was eine Schneeburg gewesen sein mochte.
    Auf der Suche nach einem Parkplatz fuhr Bobby zweimal um den Block herum. Weil keiner zu finden war, stellte er den Wagen verkehrswidrig hinter Lyons’ Fahrzeug ab. Welchen Zweck hatte es, ein Cop zu sein, wenn man nicht gelegentlich auch mal was Unerlaubtes tat?
    Als D.D. und Bobby ausstiegen, stand Lyons schon vor der Haustür. Er trug Jeans, ein dickes Flanellhemd und blickte mürrisch drein.
    «Was ist?», fragte er anstelle eines Grußes.
    «Wir haben ein paar Fragen», antwortete D.D.
    «Nicht in meinem Haus.»
    D.D. hielt sich zurück und überließ Bobby den Vortritt, nicht nur weil er wie Lyons der State Police angehörte, sondern auch überzeugender war in der Rolle des guten Cops.
    «Keine Sorge, wir stören nicht lange», sagte er beschwichtigend. «Wir waren in Darbys Wohnung», log er. «Und wo wir schon einmal in der Nähe sind …»
    «Ich lasse meine Arbeit für gewöhnlich in der Dienststelle zurück.» Lyons war auf der Hut, aber nicht unbedingt feindselig. «Schließlich habe ich drei Kinder. Ich will nicht, dass sie von Sophie hören. Sie haben ohnehin schon genug davon mitbekommen.»
    «Wissen sie, dass das Kind verschwunden ist?», fragte D.D. und fing sich einen schroffen Blick ein.
    «Sie haben’s im Autoradio gehört, als meine Frau sie zur Schule gebracht hat.» Er zuckte mit den breiten Schultern. «War nicht zu vermeiden. Das Schlimme ist, sie kennen Sophie und verstehen nicht, wie so etwas passieren konnte.» Er wurde ungehaltener. «Sie verstehen nicht, wieso ihr Vater, der Super-Cop, Sophie noch nicht nach Hause zurückgebracht hat.»
    «Das haben wir uns ebenfalls vorzuwerfen», sagte Bobby. Er und D.D. hatten die Stufen zur Eingangsveranda erreicht. «Und wir wollen uns nicht auch noch vorwerfen müssen, Zeit zu vergeuden. Das Mädchen muss so

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