Wer stirbt, entscheidest du
schnell wie möglich gefunden werden.»
Lyons zögerte und schaute sie an. Dann öffnete er die Haustür und winkte die beiden durch.
Sie betraten eine winzige Diele – holzvertäfelte Wände voller Mäntel und ein Fliesenboden voller Schuhe. D.D. sah auf den ersten Blick, wer in dem kleinen Haus das Regiment führte. Die drei Söhne im Alter zwischen fünf und neun Jahren kamen herbeigerannt, um die Besucher zu begrüßen, einer aufgeregter und lauter als der andere. Die Mutter, eine hübsche Frau Mitte dreißig mit schulterlangen braunen Locken, machte einen erschöpften Eindruck und versuchte, sie in Schach zu halten.
«Ins Bett mit euch!», rief sie. «Geht auf eure Zimmer. Und wenn ich gleich nach euch sehe, habt ihr die Zähne geputzt und Schlafanzüge an.»
Die drei Kleinen schauten sie an und rührten sich nicht vom Fleck.
«Wer als Letzter oben ist, ist ein faules Ei», brüllte der älteste plötzlich, worauf alle drei die Treppe hinaufstürmten und sich gegenseitig Beinchen stellten.
Die Mutter seufzte.
Shane schüttelte den Kopf.
«Meine Frau Tina», stellte er sie vor. Tina gab den beiden die Hand und lächelte freundlich. Doch ihrer Miene war Anspannung anzumerken, und es entging D.D. nicht, dass sie ihrem Mann einen unsicheren Blick zuwarf.
«Sind Sie wegen Sophie hier?», flüsterte sie kaum hörbar. «Hat man die Kleine endlich gefunden?»
«Nein», antwortete Shane leise und legte seiner Frau zur Beruhigung eine Hand auf die Schulter. D.D. war gerührt von dieser Geste. «Ich weiß, ich habe versprochen, die Jungs ins Bett zu bringen, aber ich muss mich mit meinen Kollegen unterhalten.»
«In Ordnung», erwiderte Tina automatisch.
«Wir sind im Anbau.»
Tina nickte. D.D. spürte ihren Blick im Rücken, als sie hinter Bobby dem Hausherrn durch die Küche in den Anbau folgte.
Der kleine Raum schien früher eine Art Loggia gewesen zu sein, die nachträglich mit einer Fensterfront geschlossen worden war. Ein kleiner Gasofen sorgte für Wärme. Die Einrichtung entsprach einem robust maskulinen Geschmack: ein großer Flachbildschirm, zwei überdimensionierte Lehnsessel und zahlreiche Sporttrophäen. Hierhin zog sich der Höhlenmann nach seinem aufreibenden Dienst als State Trooper zurück, wie D.D. vermutete.
Sie fragte sich, ob seine Frau auch ein Handarbeitszimmer oder einen Wellnessbereich hatte, schließlich war die Arbeit im Haus und die Erziehung von drei Söhnen mit Sicherheit nicht weniger aufreibend als acht Stunden Streife.
Da abgesehen von den Sitzsäcken in der Ecke nicht genügend Sitzmöglichkeiten zur Verfügung standen, blieben die drei stehen.
«Hübsches Haus», sagte Bobby, der gute Cop.
Lyons zuckte mit den Achseln. «Wir haben es wegen der Lage gekauft. Das Grundstück grenzt an einen Park. Die Jungs können viel raus, und der Garten eignet sich ganz prima für Grillpartys.»
«Für Ihre Grillpartys sind Sie ja bekannt. Bei einer haben sich auch Tessa und Brian kennengelernt, nicht wahr?»
Lyons nickte, sagte aber nichts. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und brachte damit eine defensive Haltung zum Ausdruck. D.D. fand sie sogar ein wenig aggressiv angesichts der hervortretenden Brust- und Schultermuskeln.
«Wir haben mit Lieutenant Colonel Hamilton gesprochen», sagte Bobby.
Bildete sich D.D. nur ein, dass Lyon in Habtachtstellung überging, oder war dem tatsächlich so?
«Er erwähnte unter anderem, dass Sie manchmal Ausflüge organisieren, zu Footballspielen oder ins Spielkasino.»
Lyons nickte wieder.
«Brian Darby soll häufiger mit von der Partie gewesen sein.»
«Wenn er in der Stadt war, ja», erwiderte Lyons und zuckte wieder unverbindlich mit den Schultern.
«Erzählen Sie uns von Foxwoods», sagte D.D.
Lyons starrte sie an, richtete dann aber seinen Blick auf Bobby. «Sie wollen doch was Bestimmtes wissen. Warum fragen Sie nicht direkt?»
«Na schön. Hatte Brian Darby Ihrer Meinung nach ein Suchtproblem?»
«Meiner Meinung nach …» Der Trooper seufzte und ließ die Arme hängen. «Ach, verdammt», sagte er.
D.D. verstand die Äußerung als ein Ja.
«Wie groß?», fragte sie.
«Ich weiß nicht. Er wollte nicht darüber reden. Er wusste, was ich davon halte. Aber vor ungefähr sechs Monaten rief mich Tessa an. Sie wollte, dass ich ihr einen Handwerker empfehle, weil bei ihr ein paar Rohre ausgewechselt und eine Trockenwand eingezogen werden musste. Die Arbeiten wurden gemacht und kosteten am Ende achthundert oder neunhundert
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