Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
Tragweite vor:
    Zuviel Westfalen beim WDR.
    Während der Dürener Abgeordnete Willi Repper am Beispiel des westfälischen »Kiiiiische für Kirche« die Nachrichten-Untauglichkeit der Meldungen aus dem Dortmunder Studio anführte, ereiferte sich der Bonner Parlamentarier Erwin Stockmann an der Unmöglichkeit des häufigen Wortes »Wiiiiiiitschaft«:
    »Gerade das Wort Wirtschaft – immerhin die führende rheinische Kommunikationsstätte – muss in Zukunft rheinisch-korrekt ausgesprochen werden.«
    Eine deftige Demarche Richtung WDR-Aufsichtsrat war das Ergebnis der vierstündigen Sitzung. Das Arbeitspapier »Hinfort mit dem westfälischen Iiii in den überregionalen Medien« sollte eine erste Gesetzesinitiative der Rheinländer-Partei werden.
    Westfaleneinfuhrbeschränkungsgesetz
    In jüngster Zeit sind vermehrt Angriffe von Westfalen (Kampf-Westfalen) auf die Gehörgänge der Rheinländer erfolgt. Dies kann nicht hingenommen werden. Leben und Gesundheit von Rheinländern dürfen nicht durch gefährliche WDR-Moderatoren bzw. das verantwortungslose Handeln bestimmter Westfalenhalter (sprich Redaktionsleiter) in Gefahr gebracht werden. Restriktive Maßnahmen zum Schutz der Rheinländer sind geboten. Der vorliegende Gesetzentwurf fordert:
    Das Verbringen von Westfalen in die überregionalen Nachrichten des WDR wird verboten oder darf nur mit Genehmigung erfolgen.
    Alternativ: Eine Beschränkung des Verbringens von Westfalen in die überregionalen Nachrichten des WDR (Westfaleneinfuhrbeschränkungsgesetz). Bestimmte Westfalen (stark gezogenes i unter Weglassung des Buchstabens R) dürfen überhaupt nicht in die überregionalen Nachrichten verbracht werden.
    Mit Ludwig Förster war, das stellte sich schnell heraus, einer der wenigen politisch denkenden Köpfe der Partei ermordet worden. Nach seinem gewaltsamen Tod übernahmen unter der Regie von Johann Leisten eher konservative Kräfte das Sagen in der Partei.
    Als die Fraktionssitzung im Düsseldorfer Landtag beendet war, trafen sich Johann Leisten und Willi Repper noch zu einem vertraulichen Gespräch im »Rather Fass« von »Bärchen« Selbach an der Westfalenstraße, die die beiden – so beschlossen sie – in einem weiteren Gesetzentwurf in Rheinlandstraße umbenennen wollten. Allerdings war sich der Dürener Abgeordnete nicht sicher, ob dies überhaupt in den Kompetenzbereich des Landesparlaments fallen würde:
    »Sonst müssen wir eben Druck auf die Düsseldorfer Parteifreunde ausüben!«
    Ein Blick ins Mitgliederbuch der F.R.-Partei hätte ihm gezeigt, dass es sich bei den »Düsseldorfer Parteifreunden« um genau zwei Bewohner eines Altenheims in Bilk handelte.
    Johann Leisten bestellte drei Matjesfilets mit Zwiebeln und Bratkartoffeln, während Willi Repper Sülze mit Remoulade und Bratkartoffeln orderte. Dann steckten die beiden die Köpfe zusammen. Unbemerkt war Repper etwas Remoulade auf sein Parteiabzeichen, ein R mit dem Flussverlauf des Rheins, gekleckert. Sein Krefelder Kollege raunte ihm zu:
    »Und es hat tatsächlich niemand etwas gesehen?«
    »Wenn ich es dir doch sage.«
    Ausführlich tuschelten die beiden dann über eine Stunde, während sich bei Willi Repper die Remouladen-Soße langsam ihren Weg am Sakko hinunter suchte und bei Johann Leisten ob der Zwiebeln der Mundgeruch rapide zunahm. Als sie sich gegen 22 Uhr trennten, flüsterte der Krefelder Abgeordnete:
    »Traurig, traurig, das stimmt schon, aber für unsere Sache …«
    »Und du stehst dazu?«, raunte der Dürener.
    »Voll und ganz!«
    »Ich weiß allerdings von nichts.«
    Mit Mundgeruch und remouladenverklebtem Parteiabzeichen fuhren die beiden nach Hause.
    * * *
    »Comment allez-vous?« war das erste, was Charly Nusselein hörte, als er wieder zu sich kam. Er antwortet darauf nur mit:
    »Häh, wie belieben? Wer hat Schleiden zerstört?«
    »Mäjou, de spricht ja Düksch«, schaltete der so Angesprochene, ein Mann in einem Kampfanzug, blitzschnell vom Französischen ins Deutsche um.
    Nusselein war etwas erleichtert, als er den vertrauten ostbelgischen Slang hörte.
    Er schaute sich um. Offensichtlich befand er sich in einer Krankenstation vom Camp Elsenborn, da draußen die ihm bestens bekannte Straße neben dem Truppenübungsplatz auszumachen war.
    »Was ist passiert?«, sprach Nusselein den Uniformierten an.
    »Mäjou, ich bön Hans Velz aus St. Vith, ich schaffe hier als Sanitäter. Also: Bei einer Inspektionsfahrt am Flughafen hat Sie vorhin de irschte Platzkommandant Eichten Roger

Weitere Kostenlose Bücher