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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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bewusstlos jefunden. War Üsch schlecht jeworden?«
    »Quatsch, das wisst Ihr doch ganz genau. Man hat mich zusammengeschlagen. Und wo ist der Neger?«
    »Jung, jetzt sei mal janz ruhig«, sagte Velz und läutete eine vertrautere Sprache ein, »kein Mensch hat dich he zusammenjeschlagen. Der Flugplatz ist ja nun och wirklich kein Geheimnis. Da kannste, wenn du willst, stundenlang rumknipsen, keiner wird dich daran hindern. Und einen Neger hat hier auch keiner jesehen. Ich sag übrigens immer Farbiger.«
    »Ja, ja ist schon gut«, nörgelte Nusselein, »du weißt nichts davon, dass man mich zusammengeschlagen hat und ich bin Reporter bei Al Dschasira.«
    Velz konnte mit diesem Nusselein-Gag nichts anfangen.
    »Wer böst du eijentlich?«
    »Ich bin Charly Nusselein und wohne im Ruitzhof. Da ist …«
    »Brauchste mir nit erklären. Ming Mutter is us Küchelscheid, da haben wir als Kinder, wenn wir die Verwandten besuchten, immer auf dem Ruitz gespielt.«
    »Und was macht Ihr jetzt mit mir? Einkerkern? Foltern?«
    »Jo, jo, janz ruhisch! Wat sollen wir mit dir groß machen? Nix natürlich. Kann doch jedem mal passieren, dat er bei einem Venn-Spaziergang umfällt. Weißte wat, Jung. Ich glaube, dass du wieder ganz gut beisammen böst. Der Wagen, hinten am Flugplatz mit dem Aachener Kennzeichen, is doch bestömmt von dir. Ich hab jetzt Feierabend und muss sowieso noch nach Küchelscheid zu Tant Trautchen, da kann ich dich dat Stück mitnehmen. Un denk an deine Kamera, die liegt da.«
    Mit einem Blick sah Nusselein, dass jemand den Film rausgerissen hatte. Er sagte aber dazu nichts, sondern nur:
    »Und der Amerikaner?«
    »Jo, jo, der Amerikaner. Morjen, Jung, sieht die Welt wieder janz anders us.«
    Nusselein wusste nicht, ob Velz ein geschicktes Spiel mit ihm trieb oder ihn schlicht und ergreifend nur für jemanden mit einem Dachschaden hielt.
    »Kommt Zeit! Kommt Rat! Kommt Attentat!«, murmelte er.
    Hans Velz hatte das nicht gehört.
    * * *
    Dr. Volker Ophoven, der sich in Selbstgesprächen gerne »Müntefering von NRW« nannte, tobte vor der SPD-Fraktion:
    »Es ist ein Unding, dass einige Genossen und Genossinnen nicht den Ernst der Lage erkannt haben. Beim Studieren des Ausschnitt-Dienstes aller Zeitungen unseres Bundeslandes ist mir fast schlecht geworden. Genossinnen und Genossen: Auch in euren Lokalblättern will ich von keinem von euch – Namen brauche ich hier ja wohl nicht zu nennen – eine offene Sympathie für diese rheinischen Spinner lesen. Berlin hat vorhin angerufen. Der Kanzler ist außer sich. Wir haben wirklich andere Probleme, als uns über eine Abspaltung des Rheinlandes von Nordrhein-Westfalen Gedanken zu machen. In Zukunft will ich nur noch lesen, dass jeder, und ich sage jeder, nur abfällig oder höhnend über diese Schnapsidee redet. Wir alle hier wissen, dass uns diese spinnerten Rheinländer um Jahre, um Jahrzehnte zurückwerfen würden.«
    »Aber wir brauchen die nun einmal. Sonst stellen wir nicht mehr den Ministerpräsidenten. Der Balkenhol wirft sich denen doch an die Brust«, bemerkte Professor Dr. Gerd Bollermann.
    Dr. Volker Ophoven wischte den Einwurf des Dortmunder Abgeordneten vom Tisch:
    »So kann man doch nicht denken. Die Genossen in Berlin setzen auf uns, und hier sind einige, die treiben Sandkastenspielchen mit Kinderspielplatz-Separatisten.«
    Karl-Heinz Haseloh aus Minden meldete sich:
    »Darf ich nur mal kurz eine Meldung vorlesen, die gerade über den Ticker kam – ich darf doch zitieren?«
    »Natürlich«, maulte Ophoven.
    »Also: Angesichts des anhaltenden Streits über die anstehenden Reformen befindet sich die SPD weiter im Abschwung: Nur noch 27 Prozent der Bundesbürger würden laut einer Emnid-Umfrage den Sozialdemokraten ihre Stimme geben, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wäre. Damit sank die Zustimmung innerhalb einer Woche um zwei Prozent. Im selben Zeitraum legte die Union um drei Punkte auf 49 Prozent zu.«
    »Und, und?«, tobte Ophoven, »gerade deshalb müssen wir doch jetzt wie Genossen zusammenstehen. Also, ich brauche ja wohl nicht abstimmen zu lassen. Mit uns gibt es keine Rheinland-Spielchen. Ich werde mich morgen mit dem Johann Leisten von denen treffen und, das könnt Ihr mir glauben, alles daransetzen, dass die F.R.-Leutchen den Genossen Nils Steenken mit uns zum Ministerpräsidenten wählen. Da müssen wir eben mit Pöstchen und Ämtern winken. Auch wenn ich nicht bereit bin, einen Minister von denen zu inthronisieren. Aber da gibt es ja

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