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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Anzeigenannahme für schweinische Kontaktanzeigen ist schon geschlossen«, konterte Nusselein.
    »Ich will ja auch zu dir, Eifel-Bild«, sagte der Kommissar und setzte sich unaufgefordert in den Redaktionssessel – Nusselein musste auf dem Heizkörper Platz nehmen, da Ellis Stuhl für ihn tabu war – aus erotischen Gründen, wie er sich auferlegt hatte.
    Gottfried Zimmermann kam sofort zur Sache:
    »Also, der Bolzenkötter hat mir gesagt, dass du rumnervst.«
    »Das ist mein Job!«
    »Geschenkt. Ich wollte dir nur sagen, dass die Sache mit dem Förster-Mord eine Nummer zu groß für dich ist. In Zukunft bin ich dein Ansprechpartner und wenn ich etwas für mitteilungswichtig halte, bekommst du von mir eine Meldung, schriftlich, genau, wie die Kollegen der anderen Zeitungen.«
    Nusselein lud innerlich den Vorderlader durch und wollte gerade wutschnaubend loslegen, als Zimmermann eine wegwerfende Handbewegung machte:
    »Das war die offizielle Ansage. Doch bevor du, Eifel-Bild, mir hier mit einen Vortrag über Pressefreiheit ein Ohr ablaberst, möchte ich dir einen Deal vorschlagen.«
    Nusselein muss sehr verdattert dreingeschaut haben.
    »Du siehst im Augenblick übrigens sehr dämlich aus, Eifel-Bild«, konnte Zimmermann sich nicht verkneifen, »aber mir haben jetzt schon ein paar Leute gesagt, dass du gar nicht so ein übler Typ bist, wie ich immer gedacht habe. Da die Förster-Sache durchaus auch eine interne Eifeler Geschichte sein kann, habe ich als Einmann-Kommissariat natürlich die Arschkarte gezogen. Ich würde also vorschlagen, dass wir uns ab sofort regelmäßig in deinem Wägelchen in Ruitzhof treffen. Da sieht mich keiner und wir können unsere Infos absprechen und austauschen.«
    »Ich soll also die Drecksarbeit für dich machen! Eine Zusammenarbeit mit dir stelle ich mir wie ein Gelage mit Bullrich-Salz vor«, meckerte Nusselein.
    »Werd nur nicht größenwahnsinnig, Eifel-Bild. Du wirst sehen, dass ich dich auch gut informieren werde.«
    Damit streckte Gottfried Zimmermann ihm die Hand hin. Nusselein zögerte, schlug dann aber doch ein:
    »Wenn du mich reinlegst, Eifel-Derrick, mach ich dich mit dem ›Hammer‹ platt wie eine Flunder.«
    »Ein bisschen mehr Vertrauen in die Staatsgewalt bitte!«, sagte Zimmermann, »also, wir telefonieren. Und nun solltest du einmal durch Höfen und dann nach Elsenborn, aber nur bis zum Flughafen vom Camp, fahren.«
    »Warum das?«
    »Ist mein Test. Wenn du wirklich so clever bist, wie du immer tust, wird dir bestimmt was auffallen. Ich rufe dich an und frage die Vokabeln ab.«
    Nusselein verkniff sich ein »Arschloch«.
    Zimmermann tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und ging. Charly Nusselein überlegte, in welchem schlechten Film er diese Szene schon einmal gesehen hatte. Er einigte sich mit sich auf Stewart Granger in »Unter Geiern«. Den Film fand er in seinen weiteren Überlegungen dann doch nicht so schlecht – allerdings eher wegen Elke Sommer. Da er alleine war, verhallte sein cineastisches Zitat aus diesem Winnetou-Streifen ungehört:
    »Aber ehe die Sonne sinkt, wird der alte Kampf zwischen Weiß und Rot wieder aufbrechen.«
    * * *
    Jürgen Lauscher, der einsame Grüne im Monschauer Stadtrat, ging nervös vor seinem Bücherregal aus fast unbehandeltem Holz auf und ab. Im Schneidersitz saß seine Frau Heidi Pötter-Lauscher auf dem Flokatiteppich und drehte eine Zigarette aus einem abgegriffenen »drum«-Beutel. In Gedanken strich Lauscher liebevoll über »Mittelmaß und Wahn« von Hans Magnus Enzensberger, das direkt neben »Der Deutsche Bauernkrieg« von Friedrich Engels stand:
    »Der Förster ist doch nie mit seiner Frau irgendwo aufgetaucht«, sagte Jürgen Lauscher, »und du meinst, ich muss da jetzt hinfahren und auf Beileid sülzen. Ich weiß noch nicht einmal, wie die Frau vom Förster heißt.«
    »Frau Förster!«
    »Kein Doppelname? Finde ich jetzt im Nachhinein auch recht unemanzipiert von dem Förster.«
    »Darum geht es doch jetzt total nicht.«
    »Wer weiß, vielleicht mach ich mich ja mit so einem Besuch verdächtig. Immerhin ist der Förster ja wegen mir bei uns ausgetreten und hat dann erst diesen ganzen rheinischen Quatsch gegründet.«
    Laut nach Luft schmatzend machte Heidi den ersten Zug und blies den Rauch gen Zimmerdecke aus:
    »Total verdächtig machst du dich auch, wenn du die Sache total ignorierst.«
    Rüdiger-Fabian betrat mit einer Holz-Lokomotive den Raum und schlug diese seiner Mutter unvermittelt auf den

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