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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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begann mit einem »Umahuma«! Hier hat die Geschichtsschreibung versagt! Die Erfinder von wackeligen Fluggeräten, Dampf prustenden Stahlrössern oder leuchtenden Glasbirnen erfahren wir in jedem Schul- oder Brockhaus. Aber – und das sind die Fragen, die auf der Zunge brennen – wer hat wohl einen Ehrenplatz als Erfinder der Bratkartoffel oder des Bieres in den Annalen der Lukullusschreibung verdient? Die Spur des Primär-Bierbrauers verliert sich in der Vorzeit, der grauen. Irgendwann vor rund zigtausend Jährchen hatte wer da ein Aha-Erlebnis: Er entdeckte ein Gesöff, das ihm nach wenigen Schlucken die schlechte Laune verdarb. Unser Matscher mit Weizen oder Gerste, Wasser und Hefe (die war wohl eher durch Zufall in den Trunk gelangt) spürte die Kraft des Alkohols: Ein Zustand, der ihm recht angenehm erschien. So angenehm auf jeden Fall, dass er sich seine Rezeptur, die er »Umahuma« nannte, im vollbehaarten Dachstübchen merkte. Dies alles geschah genau in … äh, ja wo wohl? Antwort: Wir wissen es nicht. Einige schwören Hopfen auf Malz, dass es ein Muselmann war, der sich den ersten Dusel (Danke, Heinz Erhardt) ansoff. Andere verlegen das wohltätige Tun weiter nördlich ins Gebiet der ollen Germanen, die weiland noch brüllend durch den dunklen Tann (besser: Mischwald) rannten und mit Keulen auf alles, was da kreuchte und fleuchte, eindroschen. Nebenher experimentierte unser in Felle gewickelter Ur-Gevatter in Sachen Schwips mit Honig, Wasser und Hefe. War’s also doch der Muselmann – dem die Krone des Biererfinders zusteht? Sei’s drum! Die Sitten wurden feiner, unser Muselmann trank inzwischen lieber Wein und in unseren Breiten hatte das Bier seinen Siegeszug with a little help geistiger Ordensbrüder erfolgreich begonnen. »Bior«, wie das Getränk althochdeutsch hieß, war in aller Kehle und bereits 1516 legte man mit Brief und Siegellack im so genannten »Reinheitsgebot« fest, dass zur Bior-Bereitung nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet werden dürfen. Europa hat auch das geschafft. Und genau in dieser gar garstigen Zeit, wo die Allianz angelsächsisch-irisch-schottisch-belgischer Brauer uns ans eingemachte Bierfass will, kommt die nationale Brauers-Zunft mit Leichtbier. »Pfui Spinne« hat da bereits vor dem ersten Leichtbier-Trunk so mancher Schluckspecht und Prostprostkameraden-Purist seiner Lieblings-Brauerei entgegengeschmettert. Doch erstens kommt es anders – und zweitens als man einschenkt: Denn siehe da: Es schmeckt! Vergessen Sie jene traurigen A-Bah-Erlebnisse, als man uns Trübes tischte. Den schlechten Geschmack dieses ersten Bier-Ersatzes begründen Fachleute mit der damals noch nicht ausgereiften Methode: Bei hohen Temperaturen ließ man aus fertigem Bier den Alkohol verdampfen. Heute dagegen wird auf schonende Weise – fern jener Brutalo-Verdampfung – dem Bier der Alkohol entzogen. Und noch eine gute Seite hat das Leichtbier: Nur 50 Kalorien schlagen bei einem Glas zu Bauche. Wer weiß, wer weiß, ob man in einigen Jahren nicht gerade die ranken-schlanken Leibgewebe als Bierbauch bezeichnen wird.
    Nusselein knallte seinen Artikel ungelesen auf Kufkas Schreibtisch und wollte sich in aller Ruhe wieder um den Förster-Mord kümmern.
    Ein Anruf bei Hubert Rader war vergebens, da der »von der Funk direkt zum Bauausschuss gefahren ist«, wie eine Frau Rader mit recht junger Stimme mitteilte. Da diese – so erinnerte sich Nusselein – offensichtlich ein Fan von ihm war, überlegte er kurz, ob er einfach mal nach Höfen fahren sollte – ein Grund würde ihm schon einfallen.
    Wegen der Gummistiefel und dem damit verbundenen Wildschweingeruch verwarf er den Gedanken.
    Da der Chefredakteur und Elli bereits gegen halb zwölf die Redaktion in Sachen Mittagspause im »Horchem« verlassen hatten, beschloss auch Nusselein den Pausenvorruhestand, zumal er unsicher war, ob die Katzenfutterration für Incitatus am Morgen nicht zu klein ausgefallen sei. Als er seine Sachen gerade in eine »Norma«-Plastiktüte packte, hörte er unten in der Redaktion die Eingangstür machiavellistisch aufgehen. In Wirklichkeit knarrte die Tür nur ungeölt. Aber Nusselein bestand in späteren Erzählungen auf dem Wort »machiavellistisch«, zumal sich etwas ereignete, womit er niemals gerechnet hatte.
    Unten stand Gottfried Zimmermann und grinste breit, um die Formulierung »wie ein Honigkuchenpferd« zu vermeiden.
    »Da staunste, näh, Eifel-Bild«, begrüßte ihn der Kriminalpolizist.
    »Die

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