Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
antwortete Kufka, »und mit diesen Akten können wir das sogar beweisen. Also, der Lauscher war damals Schatzmeister …«
»Heißt das bei den Grünen auch so?«, warf Nusselein ein.
»… meinetwegen Kassierer und hat sich mit seiner Alten einen ganz simplen Trick einfallen lassen, den die Kassenprüfer aber drei Jahre nicht bemerkt haben. Einmal im Quartal musste Lauscher an die Landespartei ein Teil der Beiträge der Monschauer Grünen abführen. Die Anschrift auf den Überweisungen war dabei immer »Bündnis 90, die Grünen«. Was haben nun die Lauschers gemacht? Lauschers Frau Heidi Pötter-Lauscher hat in Herzogenrath, von da ist die nämlich, einen Verein gegründet und sogar ins Vereinsregister eintragen lassen, der ›Das Grüne Bündnis – Herzogenrather Venn-Wanderclub‹ heißt. Die erforderlichen Mitglieder kommen alle aus der Merksteiner Familie Pötter.«
»Das ist doch nicht wahr«, warf Nusselein ein, »so ein blöder Trick musste doch auffliegen.«
»Ist es aber drei Jahre lang nicht«, fuhr Kufka fort, »auf den Überweisungsformularen stand immer ›Bündnis Grüne‹ und die Postbank, da war das Konto, hat auch keinen Verdacht geschöpft und die Sache immer akzeptiert. Die Kassenprüfer haben auch nichts bemerkt und so haben die Lauschers in drei Jahren doch immerhin rund 6 500 Euro unterschlagen.«
»Und wie ist dann alles rausgekommen?«, wollte Benno Breuer wissen, während Nusselein »Eine gewitzte Frage für einen Chefermittler der Eifeler Polizei« dachte.
»Ganz einfach«, fuhr Kufka fort, »die Landespartei hat natürlich immer Mahnschreiben geschickt und die landeten natürlich bei den Lauschers. Lauscher muss dann immer recht lamentierende Briefe geschrieben haben, von wegen Zahlungsunwilligkeit der Mitglieder, nur schleppende Abgaben der Stadträte, zuviel Geld im Wahlkampf ausgegeben und weitere Vertröstungen. Die haben das immer wieder bei der Landespartei akzeptiert, bis einmal ein Schreiben statt bei Lauscher beim Förster gelandet ist. Der hat dem Lauscher die Sache platsch auf den Kopf zugesagt.«
»Und warum hat der das dann nicht an die große Glocke gehängt?«, wollte Elli wissen.
»Das«, sagte Kufka, »ist die große Frage, die ich mir die ganze Zeit stelle. Der hätte damit doch mit einem Schlag seinen großen Gegner in der Partei loswerden können. Aber was macht Förster? Er schweigt, tritt wenig später aus der Partei aus und erzählt nur seiner Frau etwas von den Unterschlagungen.«
»Da krieg ich keinen Reim drauf«, sagte Nusselein, »ich bin vielmehr der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack immer sagte.«
»Ist ja schon gut, den Spruch kann ich langsam auch nicht mehr hören,« unterbrach ihn Kufka, »und jetzt kommt der Hammer für den ›Hammer‹ …«
»Auch kein geistreicherer Spruch«, warf Nusselein ein.
»Am Tag, als Förster in Düsseldorf ermordet wurde, war Lauscher bei einer Ausschuss-Sitzung der Grünen in der Landeshauptstadt. Däh!«
Nusselein schüttete sich den Rest des Studentenfutters in die hohle Hand und schmiss sich die geballte Ladung der vermeintlichen Universitätsnahrung in den Hals.
»Eins verstehe ich nicht«, kaute Nusselein, »warum passiert das gerade bei den Grünen? Bei der SPD na ja, bei der CDU meinetwegen. Bei der FDP natürlich nicht, weil sich bei denen in der Eifel einer allein als Ortsverband nicht übers Ohr hauen kann.«
»Warum soll es bei den Grünen anders sein?«, erwiderte Alex Kufka, »der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Homo homini lupus!«
»Den Spruch hab ich bei Asterix nie gelesen«, sagte Nusselein und schaute Elli Beifall heischend an.
»Und daher, mein lieber Freund«, fuhr der Chefredakteur fort, »heißt die heißeste Spur nun Grün gegen Ex-Grün und somit Lauscher und nicht mehr Pentagon.«
»Der Meister der kriminalistischen Aufklärung wird zweigleisig fahren«, erwiderte Nusselein trotzig.
»Meinetwegen«, nickte Kufka, »aber auf jeden Fall fährst du morgen zunächst nach Rohren zu den Lauschers und konfrontierst die sauberen Grünen mit diesen Fotokopien.«
»Und dann bin ich auch noch der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack, immer sagte«, schluss-strichelte Nusselein und schaute unter den tiefer gelegten Wohnzimmertisch aus Kirschbaum mit eingelegter Platte aus Illusions-Granit:
»Hier ist auch kein Studentenfutter mehr versteckt.«
* * *
Der Aufstand der Rheinischen Separatisten im Aachener Rathaus war
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