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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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untere Etage der Redaktion, wo Elli und Kufka gerade eine überdimensionale Hefeschnecke zerteilten. Kufka hatte schon wieder keinen Luftpolsterumschlag in der Hand.
    »Da!«, rief Nusselein, »Lesen! Erste Sahne, wie alles aus der Feder des Altmeisters.«
    Kufka nahm den Artikel, zerdrückte zunächst eine Rosine auf dem ersten Blatt des Manuskripts und sorgte dann dafür, dass die zweite Seite mit einem Kaffeefleck verziert wurde. Nusselein hasste ihn dafür. Dann las der Chef und sagte mehrmals »Hmmm«.
    »Und?«, fragte Nusselein.
    »Ganz nett«, antwortete Kufka und Nusselein verdrehte die Augen, »ich wäre allerdings ganz anders drangegangen. Und dann möchte ich auch noch zu bedenken geben …«
    Für Formulierungen wie »zu bedenken geben« hasste Nusselein seinen Chef ebenfalls.
    »… zu bedenken geben, dass so ein Artikel uns langfristige Anzeigenkunden unter den Reitern vergraulen könnte.«
    Nusselein sah sich schon einen neuen, einen harmloseren Artikel schreiben. Doch Alex Kufka biss in seine Hefeschnecke und murmelte mit vollem Munde:
    »Machen wir es einfach. Das bringt uns sicher bei vielen anderen auch Sympathien und die blöden Reiter haben ja sowieso ein Kurzzeitgedächtnis.«
    Nusselein atmete erleichtert auf:
    »So, jetzt habe ich meine Hausaufgaben gemacht. Nun will ich aber endlich wissen, was du über den Mord an dem Förster rausgefunden hast. Ich bin zwar sicher, dass meine Spur die richtige ist, aber ich kann mir deine …«
    Nusselein fiel kein Wort ein.
    »… deine Dings, deine Ermitt…, deine Recherche auch mal anhören.«
    »Halt, halt«, rief Kufka und man merkte, dass er es genoss, seinen Reporter und einzigen Mitarbeiter noch ein bisschen zu quälen, »da meine Recherchen hart an der Wahrheit eine längere Geschichte sind, sollten wir uns heute am späten Nachmittag bei mir treffen. Elli kann ihren Dings, ihren Benno mitbringen, der kann uns dazu auch seine Meinung als Polizist sagen.«
    Nusselein hasste Benno, daher schob er nach:
    »Für meine Ermittlungen reicht allerdings kein Eifeler Streifenbulle. Da müsstest du schon den Chef des Bundesnachrichtendienstes zu deiner sicher spärlichen Salzstangenrunde mit Aldi-Bier einladen.«
    Elli schüttete Nusselein für die Bemerkung vom Eifler Streifenbullen den Rest ihres Kaffees über den Kopf.

5. Der Separatisten-Aufstand
    Irgendwie nahm in Aachen keiner Notiz von dem bunten, rund 50 Mann starken Haufen, der unter der Führung des Neu-MdL Johann Leisten aus Krefeld durch die Krämerstraße auf das Aachener Rathaus zu marschierte und dabei mehrere historische rot-weiß-grüne Rheinlandfahnen schwenkte. Johann Leisten sah aus, als hätte er sich in der Jäger-Edelbedarfsboutique verkleidet.
    Erst als sich ein Streifenwagen kurz vor dem Marktplatz dem Zug in den Weg stellte und der Beamte Peter Kämmerer von Johann Leisten wissen wollte, ob diese Demo genehmigt sei, eskalierte die Situation. Blitzschnell stürzten sich mehrere Männer auf den Beamten und zerrten auch dessen Kollegen Rolf Sperling aus dem Polizeiwagen. Die beiden Polizisten wurden entwaffnet, gefesselt und von drei Männern zu McDonalds gebracht, das lautstark zum »Rheinischen Volksgefängnis« ernannt wurde. Mehrere Gäste tippten sich nur an die Stirn und verließen dann doch zur Sicherheit den Buletten-Bräter.
    Inzwischen hatten die anderen das Rathaus erreicht und warfen mit mitgebrachten Steinen einige Fensterscheiben ein. Der aufgeregte Pförtner, Peter Mandelartz, erschien darauf in der Rathaustür und schrie:
    »Habt Ihr Fottlöcher se noch all?«
    Auch Mandelartz wurde überwältigt und sofort zu McDonalds ins Volksgefängnis geschafft. Johann Leisten stellte sich danach auf die Rathaus-Treppe und rief mit lauter Stimme über den Rathausplatz:
    »Hiermit rufe ich an historischer Stelle die Rheinische Republik aus. Meine Leute werden sofort den Oberbürgermeister Jürgen Linden und den Magistrat verhaften.«
    Während beim Rheinischen Separatisten-Aufstand 1923 die Spitzen der Stadt Aachen durch die Kanalisation flüchten mussten, war dies beim neuerlichen Sturm auf das Aachener Rathaus nicht nötig:
    Es war Freitag, 15 Uhr – im Rathaus waren schon alle im Wochenende.
    Doch dies störte Johann Leisten nicht:
    »Wir stürmen jetzt das Aachener Rathaus! Bluten! Bluten! Bluten«, rief er über den Rathausplatz.
    In Aachen blutete es aber nicht, es regnete vielmehr. Daher befand sich auf dem gesamten Rathausplatz nur unterhalb der Pfalztreppe ein

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