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Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

Titel: Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peta Mathias
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nichts anderem als der Patisserie widmen. Dafür braucht man ein Faible für Pedanterie und mathematische Genauigkeit, außerdem bleibt beim Backen nichts dem Zufall überlassen: Alles muss exakt abgewogen, verarbeitet und zeitlich koordiniert werden. So etwas wie »eine Prise hier, ein Stäubchen dort« gibt es beim Backen nicht. Für meine Begriffe ist die Patisserie der beste Job in der Profiküche, abgesehen vom Spüler, weil man im einzigen Bereich arbeitet, in dem es kühl ist und in den nichts vom sonstigen hektischen Wahnsinn dringt.
    Blätterteig hat diese blättrige Konsistenz, weil man die Butter nicht mit den Fingern in das Mehl verarbeitet, sondern sie mit Hilfe eines Nudelholzes in Schichten aufträgt. Im Backofen heben sich diese unsichtbaren Schichten voneinander ab und lassen dieses einzigartige kulinarische Phänomen entstehen: ein zarter, hoch empfindlicher, köstlicher Teig, der mit keinem anderen vergleichbar ist. Kühle ist oberstes Gebot bei der Herstellung von Blätterteig, auch das Nudelholz und die Butter müssen kalt sein, und zwischen den Schichten muss der Teig im Kühlschrank ruhen. Das Ganze ist so komplex, dass man einem sogar verzeiht, wenn man diese Köstlichkeit einfach so isst.
Eier
    Jeder von uns hat seine eigenen traumatischen Begegnungen mit Eiern: missratene Soufflés, Omeletts ohne Eigelb, weil uns irgendein verrückter Arzt erzählt hat, damit ließe sich der Cholesterinspiegel senken, oder weich gekochte Eier, deren Eiweiß trotzdem noch glibberig war. Und dann gibt es noch das Trauma der anderen Art: die Auseinandersetzung mit jenen, die trotz jahrelanger Erziehung nicht aufhören können, einem ständig während der Arbeit dazwischenzureden – die selbsternannten Eier-Experten. Laut Trainern von exotischen Tieren kann man einer Hyäne eine Pirouette und einem Elefanten das Malen beibringen, also sollte es doch möglich sein, einen Partner dazu zu bringen, sich nicht ununterbrochen einzumischen. Die Trainer exotischer Tiere haben ein hervorragendes Belohnungssystem für nervtötende Exemplare entwickelt: Stellen Sie eine Schüssel mit gebratenem Speck in die andere Zimmerecke. Der Exot, in diesem Fall Ihr Partner, wird auf dem Bauch zum Speck robben, weil niemand, noch nicht einmal Vegetarier, gebratenem, salzigen Schweinefett widerstehen kann. Während er also abgelenkt ist, genießen Sie die Ruhe und den ungewohnten Platz in der Küche und bereiten das Omelette zu. Servieren Sie es Ihrem dankbaren Partner, der beim Anblick des Kunstwerks aus Eiern und Butter ins Schwärmen geraten wird.
Aphrodisiaka
    Mit Ausnahme von Knoblauch, das die Fließeigenschaften des Blutes erhöht, gibt es keine aphrodisierenden Lebensmittel. Was ein Jammer ist, schließlich könnten wir jede Form von Hilfe durchaus gebrauchen. Schließlich sind die Angelsachsen nach asiatischen Geschäftsmännern, finnischen Dichtern und bolivianischen Politikern die Menschen mit dem geringsten Sex-Appeal. Im Lauf der Zeit standen die geheimen Kräfte von Trüffeln, Paua-Muscheln, Austern, Krabben, Granatäpfeln, Glattechsen, dem Blut und dem noch schlagenden Herzen von Schlangen und eine Reihe gefährdeter Wildtiere im Mittelpunkt derartiger Spekulationen. Manche Leute glauben, diese grenzenlose Begeisterung für Aphrodisiaka durch sämtliche Jahrhunderte stelle lediglich die Suche des Menschen nach der Essenz des Lebens dar, gewissermaßen nach einer göttlichen Substanz, die ebenso wie Götter und Göttinnen die Macht besitzt, Leben zu erschaffen und zu verlängern, und die uns, ebenso wie die Speisen, die besagte Gottheiten zu sich nehmen, Ekstase, Energie und Unsterblichkeit schenken. Anders ausgedrückt: Man isst, was eine Göttin isst, und schon avanciert man selbst zur Sex-Göttin.
    Der Glaube, dass manche Lebensmittel über aphrodisierende Wirkung verfügen, ist an den Haaren herbeigezogen, metaphysisch und vollkommen haltlos, ebenso wie religiös induzierte Ernährungsvorschriften, heilige Speisen, verbotene Speisen, Vegetarismus und Lebensmittelallergien. Nur sehr, sehr wenige Menschen leiden an echten Lebensmittelallergien, und es gibt nicht einmal den Hauch eines wissenschaftlichen Beweises dafür, dass Lebensmittel die sexuelle Erregung oder Leistungsfähigkeit erhöhen. Der Glaube, bestimmte Lebensmittel besäßen magische Fähigkeiten oder stünden in Zusammenhang mit Sexualität, ist uralt und taucht in jedem Zeitalter in unterschiedlicher Ausprägung auf. Die einzig plausible Erklärung

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