Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
dafür ist, dass diese Überzeugungen das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe heraufbeschwören und den Leuten gestatten, die irrwitzigsten Forderungen im Restaurant zu stellen. Ich gehe allerdings nicht mit den Starköchen konform, die sich diesem neurotischen Blödsinn unterwerfen. Ein Meisterkoch verbringt Stunden damit, ein ausgewogenes Gericht für seine Gäste zu erschaffen und zu probieren, deshalb ist es absolut unhöflich, irgendwelche Sonderwünsche anzubringen, nur um das eigene Ego zu befriedigen. Allerdings besteht meiner Meinung nach ein Zusammenhang zwischen den Talenten eines Mannes im Bett und seiner Art zu tanzen. Und derselbe Rückschluss gilt auch für die Art und Weise, wie er seinen Spargel isst. Die einzige Querverbindung zwischen Essen und Sex, die ich mir vorstellen kann, ist die, dass beides Erlebnisse sind, die die Sinne in hohem Maß ansprechen. Und man muss nur einmal eine Feige aufbrechen, um zu sehen, wie sich eine sexuelle Botschaft anfühlt. Oder gibt es irgendjemanden, dem die Metapher einer Auster verborgen bleibt? In Wahrheit hat jedes Essen eine aphrodisierende Wirkung, und jedes Gericht, das man für einen geliebten Menschen zubereitet, hat etwas mit Sinnlichkeit zu tun. Essen erfüllt einen mit Glück und Liebe, und wir alle wissen, dass Essen und Tanzen fast automatisch auch zu Sex führen.
Gute Gastgeber
Gute Gastgeber gehören zu den Menschen, die ihre Gäste auf eine Art verwöhnen, so dass ihnen erst danach auffällt, wie selten und einzigartig gute Gastlichkeit ist. Die guten Gastgeber, die ich kenne und liebe, haben nicht unbedingt eine Ausbildung in der Gastronomie, sondern wissen intuitiv, wie man auf verschiedene Gästetypen eingeht. Schlechte Gastgeber hingegen halten es für ihre Pflicht, ihre Gäste zu unterhalten und aufzuklären. Wenn ich aufgeklärt werden möchte, gebe ich gern Bescheid, herzlichen Dank.
Im Hinblick auf zwanghaftes Erklären sind Ehemänner eher gefährdet, ins Fettnäpfchen zu treten. Sie sind geradezu immun gegen Signale, wie im Wäscheschrank Zuflucht Suchende, auf die Tischplatte knallende Köpfe oder Gäste, die mit Ohrstöpseln am Tisch sitzen und hochkonzentriert den Garten hinter dem Haus betrachten.
Gute Gastgeber verwöhnen ihre Gäste nicht mit Nahrung für den Körper, sondern liefern auch Futter für den Geist. Sie interessieren sich sowohl dafür, was ihre Gäste essen, als auch dafür, was sie denken, sprich, sie bringen soundsoviele Gänge auf den Tisch und legen nebenbei auch Wert auf spannende und anregende Gespräche. Gute Gastgeber beschränken sich nicht auf höfliche, meinungsfreie, risikolose Unterhaltungen. Wenn sie nicht gerade in der Küche stehen, sitzen sie am Tisch und erwarten von Ihnen, dass Sie Ihre Intelligenz unter Beweis stellen und ihnen etwas erzählen, was sie noch nicht wissen. Eine Dinnerparty kann sowohl Kampfsport sein als auch mit ein bisschen Glück an eine Debatte auf Oxford-Niveau grenzen. Exotische Tischwäsche, ein Kerzenständer, Kristallgläser und Silberbesteck bedeuten gar nichts. Das kann jeder auflegen. Aber nicht jeder besitzt die Gabe, ein Essen und eine Konversation auf hohes Niveau zu heben. Einen guten Gastgeber erkennt man daran, dass er genau weiß, wann er aufhören muss. Dasselbe gilt für einen guten Koch. Keine wilde Vermischung von Geschmäckern, sondern einfache, schlichte, anständig zubereitete Kost. Erst wenn Sie wieder auf der Straße stehen und Ihr erstklassiger Gastgeber die Tür hinter Ihnen zugemacht hat, wird Ihnen bewusst, wie sehr Sie es genossen haben.
Gewicht und Gesundheit
Die Welt ist voller Menschen, die Kalorien zählen (die kriminellste Beschäftigung, die man sich nur vorstellen kann), über Nährwerttabellen brüten und den Eiweißgehalt jeder einzelnen Zutat überprüfen. Offenbar tun diese Menschen das, um gut drauf zu sein und gut auszusehen. Dabei gibt es nur eine einzige Möglichkeit abzunehmen: Indem man weniger zu sich nimmt, als man verbraucht. Wenn Sie mehr Kalorien zu sich nehmen, als Sie verbrennen, werden Sie an Gewicht zulegen, egal wie viel Sport Sie treiben. Essen Sie weniger, als Sie verbrauchen, werden Sie abnehmen. Alle Diäten sind im Grunde gleich und funktionieren nach diesem Prinzip, unabhängig von ihrem schicken Namen und ihrem vermeintlichen Erfolgsgeheimnis. Diät zu halten ist traurigerweise zum täglichen Bestandteil des Lebens der Frauen geworden, als wäre es nicht schon anstrengend genug zu arbeiten, die Welt zu
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