Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
auf der Welt gibt.« Die Autorin Rachel Cusk sagte einmal: »Mutterschaft ist eine Zwangskarriere, in der man sein schlechtes Gewissen auch nicht mit noch so vielen Ausreden besänftigen kann.«
Zum Glück gibt es immer noch Frauen, die gern Kinder bekommen, allerdings gilt für die Mutterschaft dasselbe wie für Beziehungen: Wir haben nicht die leiseste Ahnung, wie es funktioniert. Vielleicht war das Muttersein in Wahrheit ja nie das, wofür wir es immer halten? Viele meiner Freundinnen haben mir, obwohl sie ihre Kinder heiß und innig lieben und in ihrer Mutterrolle aufgehen, irgendwann erzählt, sie könnten beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie ihre Mütter sich an dieser Verschwörung beteiligten und ihnen vorenthalten konnten, wie brutal eine Geburt und die Mutterschaft in Wahrheit seien. Wieso haben sie uns das nicht vorher gesagt?, fragen sie. Weil wir euch nicht daran hindern wollten, es uns nachzutun, antworten ihre Mütter. In ihrem Buch Der Club der wilden Mütter: Das Leben zwischen Windeln, Sex und Margaritas schildert die amerikanische Autorin Brett Paesel, wie es wirklich ist, Mutter zu sein, und nicht nur, wie alle es darstellen. Dieses wunderbare, rasend komische Buch hat für einigen Wirbel in den USA gesorgt, und in Oregon wurde ein besonders wollüstiges Kapitel sogar auf den Index gesetzt. Im Grunde hat Paesel sich die Tatsache schön getrunken, Mutter eines Kleinkinds zu sein, und anschließend ihre Erkenntnisse in einem Buch niedergeschrieben. Wie bewältigt man die Gratwanderung zwischen Mutterschaft, Alkohol und Sex? Sie nimmt das Bindeglied des Mutterseins unter die Lupe, das die frischgebackenen Mütter entweder in tief empfundener Freundschaft vereint oder in Lager teilt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeden Freitag trifft Brett sich mit ihren engsten Freundinnen in einer Bar, wo sie die wichtigsten Themen aufs Tapet bringen, während sie sich ihren Platz in der neu gefundenen Welt der Mutterschaft erobern. Die Frage, die in ihren Köpfen jedoch herumgeistert, während sie ihren Sprösslingen beim Spielen zusehen, ist jedoch: »Wann ist es endlich nicht mehr zu früh für einen Drink?«
Manche jungen Mütter leiden unter postnatalen Depressionen, was jedoch laut Bretts Einschätzung keineswegs verwunderlich ist. Schließlich hat man achtunddreißig Jahre lang frei und unbeschwert gelebt und ist nun auf einmal gezwungen, mit einem winzigen Menschen zu Hause zu bleiben, der zu hundert Prozent von einem abhängig ist und pausenlos schreit; man hat einen Dammschnitt hinter sich, ist aufgedunsen bis zum Anschlag, fühlt sich hilflos und hat keinen blassen Dunst, wie man ein Kind großzieht. Angesichts all dessen ist eine Depression eine wohl durchaus nachvollziehbare Reaktion. Vielleicht sogar eine vernünftige. Um ihre Laune zu heben, träumte sie von Büchern, die ihr helfen könnten; Bücher mit Titeln wie: »Was Sie über die geheimen Vorteile von Kokain wissen sollten, Erziehungsexperten Ihnen aber nicht verraten wollen« oder: »Rauchen – der Weg zurück zu mentaler Ausgeglichenheit und einer tollen Figur«. Was Brett am Ende rettet, ist nicht der Alkohol, sondern gute Freundinnen und ihr Sinn für Humor. An der Bar diskutieren sie über wirklich wichtige Mutterschaftsthemen, wie beispielsweise ihre abgedrehtesten Sexfantasien, mit dem Ehemann einen Joint zu rauchen, während die Schwiegermutter auf das Kind aufpasst, und wie man seinen Kater bewusst planen kann, damit er nicht mit den Verabredungen der Kleinen zum Spielen kollidiert. Als ihr kleiner Sohn in der Kindertagesstätte erzählt, er hätte eines Morgens gesehen, wie Mummy auf Daddys Gesicht gesessen hätte, wird Brett auf einen Schlag zur Berühmtheit.
Mütter haben es manchmal wirklich schwer. Alle – der Staat, die Schule, die Schwägerinnen und die Supermarktangestellten – erlauben sich ein Urteil darüber, ob sie ihre Sache gut machen oder nicht. Sie werden danach bewertet, was sie ihren Kindern zu essen geben, wie lange sie fernsehen dürfen, wie oft sie selbst vor ihren Sprösslingen fluchen, für die grauenhaften Namen, mit denen sie sie für den Rest ihres Lebens strafen, wie sie sie anziehen und wie viele Freizeitaktivitäten sie für sie organisieren. Heutzutage ist es angesagt, die Mutterschaft glamourös darzustellen, statt sich dafür bewundern zu lassen, was man leistet; was Phänomenen wie der heißen Supermami und der noch viel heißeren Promi-Mami Tür und Tor öffnet.
Eine weitere
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