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Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

Titel: Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peta Mathias
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Wandel vollziehen, häufig ein ausgeprägteres Gespür für Werte wie persönliche Verpflichtung, Liebe und gegenseitigen Respekt. Laut Expertenmeinung nehmen wir die Institution der Ehe immer noch schrecklich ernst und trennen uns erst nach einer endlos langen und häufig qualvollen Einschätzung der Situation. Der mit Abstand häufigste Scheidungsgrund ist Untreue, erst danach kommt das Verhalten des Partners. Die Ehe ist nicht länger der Dreh-und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und wird es wohl auch nie wieder werden. Diese Revolution innerhalb der Ehe findet nur statt, weil die Gesellschaft den Frauen nicht länger Vorschriften machen kann und sie mittlerweile in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Auch die Verbindung zwischen Ehe und Kind beginnt sich zu lockern. Früher heirateten Frauen, damit sie jemand beschützte, ihnen finanzielle Sicherheit und einen gesellschaftlichen Stellenwert verschaffte, beziehungsweise aus politischen, geschäftlichen und religiösen Motiven. Erst in den letzten 200 Jahren sind die Menschen dazu übergegangen, ihren Partner aus Liebe auszuwählen, und erst in der jüngeren Vergangenheit sind gegenseitige Liebe und Intimität wesentliche Säulen einer Verbindung. Das Problem, das aus der Erfindung der Liebesheirat erwuchs, ist, dass die Menschen schon bald keinen Grund mehr sahen, verheiratet zu bleiben, wenn sie ihren Partner nicht mehr liebten. Der Mangel an Alternativen der Frau war einer der Hauptgründe, weshalb die Ehen früher so lange Bestand hatten.
    Für eine gebildete Mittelklassefrau ist eine Ehe längst nicht mehr die beste Methode, sich wirtschaftlich für die Zukunft abzusichern. Im Kapitel über die Arbeit werden Sie Bekanntschaft mit Leslie Bennett machen, die in ihrem Buch The Feminine Mistake feststellt, dass es ein enormes Risiko darstellt, die finanzielle Eigenständigkeit aufzugeben und sich stattdessen darauf zu verlassen, dass der Mann schon für einen sorgen wird. Die Ehe ist nicht länger das einzige Umfeld für eine Frau, um ihre Kinder großzuziehen. Ja, ganz genau. Die Ehe hat ihre Struktur unwiderruflich verändert, was nicht heißen soll, dass sie dem Untergang geweiht ist, sondern lediglich, dass sie sich verändern muss, um noch länger eine Rolle spielen zu können. Die Menschen werden künftig nicht mehr bis zum Ende ihres Lebens verheiratet sein, deshalb müssen wir uns neuen Strukturen gegenüber öffnen und somit einen Raum für alleinerziehende Eltern, Groß- und Patchworkfamilien, unverheiratete und homosexuelle Paare schaffen. In sehr hohem Maße geschieht das bereits heute: Zwischen 2003 und 2004 hat in Australasien jeder Zehnte seine Familienform geändert. Viele Menschen unter 35 haben ihre Partner verlassen und sich ein neues Lebensarrangement gesucht. 11 Prozent haben ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Junge Menschen ändern ihre Lebenssituation häufiger als Ältere, und Kinder passen sich allen möglichen neuen Konstellationen recht gut an. Es scheint, als würden wir zu einer sich ständig wandelnden Gesellschaft werden. Und wir scheinen immer weniger Kinder zu bekommen. Prognosen zufolge werden die DINKS (kinderlose Paare mit doppeltem Einkommen) in Neuseeland im Jahr 2012 die Paare mit Kindern als Hauptfamilientypus überrundet haben. Das ist zum Glück noch nicht ganz so schlimm wie in Deutschland, wo erwartet wird, dass 30 Prozent aller Frauen kinderlos bleiben.
    Wir heiraten immer noch, nur die Art und Weise, wie wir unsere Ehen leben, verändert sich. Architekten und Sozialforscher prognostizieren, dass 2015 die Mehrzahl der Häuser zwei Schlafzimmer aufweisen werden, eines für jeden Ehepartner. Und nicht nur, um das eheliche Liebesleben spannend zu halten, nein, sondern wegen komplizierter Arbeitszeiten. Die Frauen sind mehr in die Entscheidungen eingebunden, haben vielleicht sogar einen höheren Verdienst und brauchen nachts einfach ihren ungestörten Schlaf. Männer und Frauen wollen zwar immer noch zusammen sein, aber nicht unbedingt wie Kletten aneinanderkleben. Unabhängigkeit innerhalb der Beziehung, so lautet das Stichwort, getrennte oder gar geheime Konten, ja, sogar getrennte Sozialleben. Früher heirateten die Menschen wegen des Geldes oder weil die Frau so schön war, jetzt suchen sie Loyalität und Freundlichkeit. Ich persönlich würde mich für jemanden entscheiden, der die Hausarbeit beherrscht, gern abwäscht und tolle Cocktails mixen kann.
    Macht uns die Ehe glücklicher? Ja, aber nur ein

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