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Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

Titel: Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peta Mathias
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griechischen Inseln, wo das Leben nur aus Retsina, Sonne, gutem Essen und Schwimmen und autofreier Landschaft besteht. Mir reicht es vollkommen, in irgendeinem Ort mit einer Uferpromenade zu sein, wo die Leute abends ein bisschen herumschlendern, auf den Stufen vor ihren Häusern sitzen oder sich auf dem Dorfplatz zum Essen treffen. Ein bisschen Kultur rundet das Ganze ab, vorausgesetzt, man hat nicht alles unter rein touristischen Gesichtspunkten wiederaufgebaut, so wie auf der Seidenstraße in Nordchina. Bei schlechtem Wetter macht Einkaufen besonders Spaß, allerdings läuft man dann Gefahr, dass die Ferien zu einem bangen »O je, hoffentlich ist meine Kreditkarte nicht überzogen«-Erlebnis und einer Menge Schulden beim Nachhausekommen werden.«
    »Ist Reisen wichtig und weshalb?«
    »Oh Gott, ja, es ist ein bisschen wie mit den Menschen, die gern lesen, und denen, die es nicht tun. Wie soll man mit jemandem zusammen sein, der keine Vergleiche zwischen den Sprachen, Kleidungsstilen und Landschaften ziehen kann? Ich hatte mal einen Freund, der nur in den USA und Australien herumgereist ist und der natürlich völlig verrückt nach Neuseeland ist. Aber wo liegt da die Vergleichsmöglichkeit?«
    »Unterscheidet sich Ihre Einstellung zum Reisen und Abenteuer von der Ihrer Mutter?«
    »Meine Mutter war mit einem Offizier der britischen Armee verheiratet, deshalb musste sie sehr oft in alten, lauten Flugzeugen herumfliegen oder mit ähnlich heruntergewirtschafteten Schiffen fahren. Folglich haben Reisen für sie nichts sonderlich Romantisches oder Spannendes an sich. Sie war verheiratet, was eindeutig eine Einschränkung darstellt. Dasselbe gilt für jede Form der Rücksichtnahme auf die Wünsche der Angehörigen. Ich glaube nicht, dass meine Mutter auch nur einmal überlegt hat ›Wohin würde ich gern reisen?‹ Das ist eine typische Single-Einstellung.«
    »Was war Ihr schlimmster Ausrutscher auf Reisen?«
    »Vielleicht das, was man am ehesten vermuten würde. Als ich noch jünger war, habe ich mal hier, mal dort herumgeschnuppert. Man fand mich eher irgendwo beim Probieren irgendwelcher lokaler Spezialitäten und Weine, während ich nach den Jungs Ausschau hielt, statt meine Zeit mit irgendwelchen öden kriminellen Aktivitäten zu vergeuden.«
    »Reisen Sie allein oder mit anderen?«
    »Ich reise allein, was kein Problem ist. Einfach gleich ein Buch herausziehen, wenn man ins Flugzeug steigt, oder sich schlafend stellen, dann hat niemand den Mut, einen anzusprechen. Es kommt vor, dass ich ein paar Belanglosigkeiten von mir gebe, während das Flugzeug zur oder von der Landebahn rollt, das war’s aber auch schon. In die Ferien fahre ich sehr gern mit einer Freundin, auch wenn ich sie zuerst dem einen oder anderen Tauglichkeitstest unterziehe, bevor ich mich darauf einlasse. Manchmal disqualifiziert sie sich von allein, beispielsweise, weil sie wegen jeder Kleinigkeit beleidigt ist oder irgendwelche nervtötenden Angewohnheiten hat, z. B. Vorräte vom Frühstücksbuffet für später mitzunehmen und so was.«
    »Wo steht das Reisen Ihrer Meinung nach heute, und wie sieht seine Zukunft aus?«
    »Luftverschmutzung durch Flugzeuge macht mir Angst. Mittlerweile muss ich ja ein schlechtes Gewissen haben, nur weil ich gern reise. Ich hoffe nur, dass es irgendwann einen anderen Treibstoff für die Flugzeuge gibt als Kerosin, sonst bleiben mir im Alter nur noch Kreuzfahrten. Werden durch Kreuzfahrten eigentlich weniger Ressourcen verbraucht? Allerdings habe ich meinen Freunden schon gesagt, dass ich sowieso nicht auf Kreuzfahrt gehe, solange ich nicht mindestens achtzig bin oder sie mich im Rollstuhl von Bord karren müssen. Kreuzfahrten, das bedeutet für mich Altweiberhaarschnitt und Gesundheitsschuhe.«
Reisepionierinnen
    Aus vielerlei Gründen war es Frauen im Viktorianischen Zeitalter nicht möglich, allein zu reisen. Es galt als unschicklich, und nur wenige Pionierinnen wagten sich in unbekannte Gefilde vor. Reisen war damals eine höchst beschwerliche Angelegenheit, nicht nur wegen der komplizierten und einengenden Kleidung, sondern auch weil es viele Gefahren für Leib und Leben barg. Mit gebundenen Füßen kann man nicht gehen, und ein Korsett schnürt einem die Luft ab, so dass man kaum atmen kann. Und wie könnte sich jemand ohne Ehemann oder Anstandsdame auf die Straße wagen? Prominente Reisepionierinnen des Viktorianischen Zeitalters waren furchtlose Frauen wie Harriet Martineau, Isabella Bird, Gertrude Bell und

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