Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
eröffnen können, wofür sie unter normalen Umständen niemals einen Kredit gewährt bekämen. Tear Fund organisiert auch Reisen, die Ihnen Gelegenheit geben, sich selbst einen Eindruck von der Hoffnung, dem Engagement und der Würde dieser Menschen zu verschaffen, die den Hunger und die Armut dank dieser Minikredite besiegen. Man bleibt eine Weile bei ihnen, arbeitet mit den Leuten vor Ort und lernt hoffentlich dabei auch etwas über sich selbst.
Mary Taylor betreibt die Food Matter Tours und hat 2005 den renommierten Geoffrey Roberts Award für ihr Project Oru 100 gewonnen. Dieser Preis wird jenen verliehen, die unter Beweis stellen, dass dank ihrer Reisen eine Veränderung in der Ess- und Trink- und/oder der Reisekultur stattfindet. Das Oru 100-Programm wurde ins Leben gerufen, um beim Wiederaufbau von drei Fischerdörfern zu helfen, die durch den großen Tsunami an der Küste Sri Lankas zerstört wurden. Ziel von Oru 100 war es, durch Spenden den Gegenwert von 100 Oru-Auslegerbooten zusammenzubekommen, jenen Fischerbooten, die als Haupteinnahmequelle dienten und die Proteinversorgung der Dörfer gewährleisteten, bevor der Tsunami 80 Prozent von ihnen zerstörte. Angesichts der jüngsten Zweifel an einigen internationalen Hilfsorganisationen am korrekten Umgang mit den zur Verfügung gestellten Geldern ist es wichtig zu wissen, dass die im Zuge dieses Projekts eingenommenen Mittel direkt an die Bootsbauer und die Fischergemeinden fließen.
Abgesehen von dieser Auswahl ethischer Reiseorganisationen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Welt zu entdecken und trotzdem seinen Teil zum Wohlergehen unseres Planeten beizutragen. Viele Airlines haben mittlerweile Programme zur Reduzierung der Treibhausgase entwickelt, um die Umwelt zu schützen. Intrepid Journeys hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, ab 2009 nur noch CO 2 -neutrale Reisen anzubieten. Und auch Sie können Ihren Teil beitragen: Essen Sie in Restaurants um die Ecke, kaufen Sie auf lokalen Märkten ein, steigen Sie in von Familien betriebenen Hotels ab, und achten Sie darauf, nicht zu viel Gepäck mitzunehmen. Wenn jeder Flugreisende nur mit leichtem Handgepäck reisen würde, wäre das Fluggewicht und somit die erforderliche Kerosinmenge erheblich geringer.
Verletzbarkeit
Frauen auf Reisen, ob nun allein oder in der Gruppe, sind allerlei Gefahren ausgesetzt. Das Risiko, vergewaltigt, überfallen oder ermordet zu werden, ist stets präsent, und wenn Sie glauben, ich übertreibe, schlagen Sie doch mal die Zeitung auf. Als junge Frau dachte ich stets, ich sei unbesiegbar, und ging enorme Risiken für mein Leben und meine Gesundheit ein, wenn ich unterwegs war. Ich trampte allein nach Partys nach Hause und quer durchs Land, um Urlaub zu machen. Ich bin zwar viele Male belästigt, zum Glück jedoch nie vergewaltigt worden. Es grenzt an ein Wunder, dass ich erst eines schönen Sommertags in ernste Schwierigkeiten geriet, als ich von Washington State nach Vancouver trampte. Meine Freunde, die etwas älter waren als ich und sich Sorgen machten, flehten mich an, den Bus zu nehmen, und meinten später, ich hätte wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank ausgesehen. Ich trug nichts als ein leichtes Sommerkleid, Sandalen und eine kleine Reisetasche. Keinerlei Schutz. Dass ich diese Reise lebend überstand, war reines Glück, und danach fuhr ich nie wieder per Anhalter. Ich stieg bei einem jungen Mann ein. Das gesamte Heck seines Transporters war von oben bis unten mit Teppich ausgelegt und bestand aus nichts als einem Bett. In seinem Handschuhfach lag eine Waffe – der Kerl war bei der Armee –, und er zwang mich, mir während der Fahrt ein Buch mit deformierten, verstümmelten Menschen anzusehen. Die Türen hatten sich automatisch beim Einsteigen verriegelt. Mir gefror das Blut in den Adern, und ich machte mir keine Illusionen, dass mein Schicksal besiegelt war – es gab kein Entrinnen. Wir fuhren eine halbe Ewigkeit, Meile um Meile, und er machte keinen Hehl aus seiner Vorfreude darauf, was später passieren würde. Ich bettelte ihn an, mich laufen zu lassen. Vergeblich. Schließlich wurde das Benzin knapp, so dass er an einer Tankstelle anhalten musste. Er zwang mich, im abgeschlossenen Wagen zu warten, während er bezahlte, vergaß jedoch die Automatikverriegelung, als er wieder einstieg. Gerade als er auf den Highway einbog, riss ich die Tür auf, ließ mich aus dem fahrenden Wagen fallen, rappelte mich auf und rannte los. Als er schließlich
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