Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

daran, dass sich unsere Lebenserwartung erhöht hat und ein Teenager von heute davon ausgehen kann, mindestens 83 zu werden. Mit 20 wünscht sich ein Mädchen zum allerletzten Mal, älter und erwachsener zu sein. Danach beginnt die Sehnsucht nach der Jugend: 30 ist wie 20, 50 wie 40. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Körper: Wir sollen uns auch benehmen und so wirken, als wären wir jünger. Die Leute sollen sagen: Ist das nicht toll: Sie ist immer noch so aktiv, erlebt Abenteuer, hat Affären mit jüngeren Männern. Im Kapitel über Sex werde ich noch näher auf dieses Jüngerer Mann/ältere Frau-Phänomen eingehen, aber nur so viel dazu: Meiner Erfahrung nach sind es die jüngeren Männer, die den ersten Schritt auf eine ältere Frau zugehen, nicht umgekehrt.
Hormone
    Ich leide unter hormonell bedingten Gemütsschwankungen und bin bewaffnet. Wie Germaine Greer bemerkte, ist man nur einmal jung, kann aber für immer unreif bleiben. Hören Sie mir genau zu, denn was ich Ihnen gleich über Hormone erzähle, ist sehr wichtig. Ihre Mädchenhormone, Östrogen und Gestagen und sogar Testosteron, fahren ihre Produktion mit zunehmendem Alter geradezu dramatisch herunter. Sie bekommen keine Monatsblutung mehr. Das Durchschnittsalter für diesen Einschnitt liegt zwischen 45 und 55; eine Lebensphase, in der Sie ohnehin allmählich anfangen sollten, etwas kürzerzutreten. Aber was ist, wenn Sie eine moderne Frau sind und nicht nur mit beiden Beinen im Arbeitsleben stehen, sondern gerade eine neue Karriere starten (in meinem Fall sogar zwei), neue Abenteuer erleben und Ihrem Körper mehr abverlangen statt weniger? Reisen, ständig wechselnde Betten (bei weitem nicht so aufregend, wie es klingt), sich Text für die Kamera merken, Neues lernen, wie Schreiben und stundenlang ganz allein in einem Zimmer sitzen bleiben, versuchen, auch weiterhin gut auszusehen, versuchen zu verstehen, weshalb man auf einmal weniger isst und trinkt als mit dreißig, aber trotzdem mehr wiegt. Hinzu kommen Schlafstörungen, nächtliche Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, trockene Haut, Scheidentrockenheit, Reizbarkeit, Weinerlichkeit, Depressionen, mangelnde Konzentration und der Verlust des Aussehens, das uns Mutter Natur freundlicherweise geschenkt hat.
    Im Jahr 2000 hatten Millionen von Frauen den Segen der Hormonersatztherapie entdeckt. Man stellte fest, dass man sich, wenn man wollte, wieder wie ein Mensch fühlen konnte – man brauchte nur die schwindenden Hormone künstlich zu ersetzen. Also taten wir es und waren maßlos erleichtert, endlich nicht mehr zwischen durchgeschwitzten Laken liegen zu müssen, eine prallere Haut zu haben, unserer Umwelt wieder nett und freundlich zu begegnen und, das war das Allerbeste daran, auch noch vor dem gefürchteten Dreigestirn geschützt zu sein: Herzinfarkt, Brustkrebs und Osteoporose. Dann kam die Katastrophe. Im Jahr 2002 zeigte eine Studie der American Women’s Health Initiative, dass mit Hormonersatztherapie behandelte Frauen nicht nur nicht gegen Herzinfarkt und Brustkrebs geschützt, sondern sogar einem noch höheren Risiko ausgesetzt waren. Diese Studie war jedoch mangelhaft, und die Informationen entsprachen nicht der Wahrheit. Zum Glück konnte ich mir Rat bei einer befreundeten Ärztin holen, die mich beruhigte, dass die Recherchen fehlerhaft durchgeführt worden waren und es keine Notwendigkeit gab zu leiden, wenn ich es nicht wollte. Rein zufällig arbeite ich in einer Branche, dem Fernsehen, in der das Aussehen bis zu einem gewissen Grad wichtig ist, doch selbst wenn es nicht so wäre, hätte mich die Eitelkeit und die Wut, wie unfair diese Lebensphase ist, dazu getrieben, den Kampf gegen das Altern aufzunehmen.
    Natürlich zu sein, auf die Natur zu vertrauen und sie ihren Lauf nehmen zu lassen, bringt in diesem Fall nichts. DIE NATUR IST DEIN FEIND ! Sie will dich so schnell es geht wieder loswerden, sobald deine erste jugendliche Blüte vorüber ist. Sie setzt alles daran, deine weiblichen Knochen spröde und brüchig werden zu lassen, treibt dich in den Wahnsinn, indem sie dir lebenswichtige Hormone entzieht, macht, dass deine Hut aussieht wie ein Dörrapfel und hindert dich daran, nachts eine anständige Mütze voll Schlaf zu bekommen. Kaum braucht man uns nicht mehr, um für den Erhalt der Spezies zu sorgen und für unseren Partner attraktiv zu sein, nimmt sie dir dein gutes Aussehen, die Kraft und die Bedeutung im täglichen Leben weg. Die Natur schert sich einen feuchten