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Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

Titel: Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peta Mathias
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Landschaft um uns herum war atemberaubend: eisige Blau- und Rosatöne und die wildeste Vegetation, die man sich vorstellen kann.
    Zurück in Uyuni, duschte ich das erste Mal seit fast einer Woche. Ich kam mir vor wie Lady Macbeth, ich konnte nicht aufhören, mich zu waschen und zu schrubben. Danach fühlte ich mich blitzblank und geradezu euphorisch. Doch die Qual war noch nicht vorbei. Wir brachten eine grauenhafte zwölfstündige Rückfahrt im Bus über Nacht hinter uns, die die reinste Hölle war und jede Aussicht auf Schlaf zunichtemachte. Keine Heizung. Eiseskälte. Überfüllte Sitze. Die Bolivianer saßen in stoischer Ruhe auf dem Boden – fun fun fun. Wir hatten tagelang mit den Menschen gelebt, bei Abenteuerreisen gibt es keine Möglichkeit, elegant über die Oberfläche hinwegzusegeln, kein durch die Prada-Sonnenbrille geschönter Anblick der harten Wirklichkeit einer Kultur. Was das angeht, war die Reise ein unvergessliches Erlebnis, weil sie so intensiv war und uns keine andere Wahl ließ, als die Strapazen durchzustehen. Wenn ich maulte, lächelten die Leute nur und meinten, so würden alle hier leben, und alle seien glücklich damit. Schon ihre Vorfahren hätten in den Bergen gelebt, deshalb sei dies hier ihr Zuhause.
    Bei unserer Rückkehr nach La Paz halluzinierten wir förmlich vor Schlafmangel. Hätte ich nicht gewusst, dass dies der letzte Tag unserer Reise war, hätte ich wahrscheinlich die Nerven verloren und wäre irgendjemandem an die Gurgel gegangen. Der Hexenmarkt war genau mein Ding – wer will schon keinen Lamafötus haben, wenn er einen kriegen konnte? Ich glaube fest an diese kleinen Talismane, weil man nie weiß, wann sich ein bisschen Magie als nützlich erweist. Wir brauchen alle ein Quäntchen Magie. Auf diese Weise bewältigen die Bolivianer jeden Tag ihr hartes Leben: etwas Gift, gute Ratschläge und die Bereitschaft, sich um andere zu kümmern. Als ich die bolivianische Landestracht anzog, spürte ich die weichen und behutsamen Hände der Frau, die mir half, und lauschte ihrer glockenhellen Stimme. Wir genossen unser Abschiedsessen in einem angesagten Lokal, wo es zur Abwechslung tatsächlich etwas Leckeres gab. Alles war vergeben und vergessen. Unter Tränen und dem Versprechen, in Verbindung zu bleiben, nahmen wir Abschied voneinander. Wir waren aufrichtig traurig, diese reizenden Bolivianer zurücklassen zu müssen. Ich hatte das Gefühl, lediglich die Oberfläche dieses Landes gestreift zu haben und die Reise ein zweites Mal machen zu müssen – diesmal in einem Luxuswohnwagen mit zweihundert Paar Spitzenhöschen für die Damen und einer gut ausgestatteten Bordküche.
    Was lernen wir daraus
    ♥ Unabhängig vom Reiseziel und der Reisedauer – Sie brauchen nur einen einzigen Koffer.
    ♥ Versuchen Sie, ethisch korrekt zu reisen, verzichten Sie auf Luxushotels, und erleben Sie die Menschen, wie sie wirklich sind.
    ♥ Reisen Sie ohne Angst, aber nicht leichtsinnig.
    ♥ Lippenstift ist bei jeder Gelegenheit ein Muss, auch in der Wüste oder im Dschungel.

KAPITEL 6
Gesundheit, Hormone und die Schönheit:
Der Feind hat einen Namen – Natur
    Laut Epidemiologen hat eine Frau, die ohne eine Krebs- oder Herzerkrankung das fünfzigste Lebensjahr erreicht, gute Chancen, 92 Jahre alt zu werden. Experten legen uns nahe, uns regelmäßig zu bewegen. Bin ich die Einzige, die keine Lust darauf hat? Shoppen reicht nicht aus? Sex auch nicht? Im Chor singen? Bügeln? Wir wissen, dass zu viel Sport ebenfalls gesundheitsschädlich ist. Er raubt zu viel Zeit von wichtigen Aktivitäten wie Essen, Kochen, Trinken und Flirten und führt zu Magersucht und Tod oder, was noch viel schlimmer ist, er ermutigt zu Konkurrenzverhalten mit hirnlosen Maschinen und fördert unschöne Eigenschaften wie Selbstgerechtigkeit zu Tage. Und wer will schon zwei Stunden seiner kostbaren Zeit darauf verschwenden, ins Fitnessstudio zu fahren, sich umzuziehen, Gewichte zu stemmen, dabei bewiesen zu bekommen, dass so ziemlich jeder besser in Form ist, zu duschen, sich wieder anzuziehen und zurückzufahren? Und wer braucht schon diese Schwitzerei – sind Hitzewallungen etwa nicht genug? Und am Ende soll man auch noch dafür bezahlen? Sport nach Plan ist wie Religion nach Plan: absolut freudlos und mit der ständigen Gefahr verbunden, Gewissensbisse heraufzubeschwören, es sei denn, man ist von Natur aus eine Sportskanone und hat seinen Spaß daran. Der Begriff »Ohne Fleiß kein Preis« muss aus dem Handbuch eines

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