Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
Allerwichtigste, hören Sie auf, sich ständig einen Kopf darum zu machen, mehr oder etwas Besseres zu haben als alle anderen. Lassen Sie einfach los. Und schenken Sie Liebe.
GAIL
Dr. Gail Ratcliffe ist Psychologin und auf Depressionen und Angststörungen spezialisiert. Ihre Patienten wenden sich mit existenziellen Sorgen und Problemen bei der Arbeit, in der Partnerschaft und der Familie an sie. Sie ist sehr chic und verströmt eine Aura der Ruhe und Gelassenheit. Einige ihrer Patienten haben mir erzählt, sie hätte ihnen mit ihren pragmatischen, positiven Ratschlägen das Leben gerettet.
Gail legte mir die chemischen Basics des Glücks dar.
»Ob man glücklich ist oder nicht, ist eine Frage der Biochemie. Das Gehirn besitzt die Fähigkeit, tausende verschiedener chemischer Stoffe zu produzieren. Einige davon lösen positive Gefühle aus, andere wiederum negative. Ob man glücklich ist oder nicht, hängt vom Gleichgewicht dieser chemischen Stoffe im Gehirn zu einem bestimmten Zeitpunkt ab. Hat man mehr dieser positiv stimmenden Stoffe, ist man gelassen, zuversichtlich und glücklich. Überwiegen die negativen, ist man gestresst, deprimiert oder wird von einem anderen negativen Gefühl dominiert. Die Gedanken können steuern, welche dieser Stoffe vom Gehirn freigesetzt werden. Wenn Sie auf die Unwägbarkeiten des Lebens, Rückschläge und Katastrophen mit Grübeleien reagieren, überflutet Ihr Gehirn Sie regelrecht mit diesen negativen chemischen Stoffen. Gelingt es Ihnen jedoch, das Ganze etwas philosophischer zu betrachten, geschieht das nicht.
Davon abgesehen können Sie die Freisetzung positiver chemischer Substanzen fördern. Verbringen Sie Zeit in der Sonne, lachen Sie viel, treiben Sie Sport, praktizieren Sie Yoga, gönnen Sie sich Massagen, genießen Sie gutes Essen, singen und musizieren Sie, und seien Sie sexuell aktiv. Verliebtheit eignet sich ebenfalls hervorragend dazu, diese positiven Substanzen zu produzieren. Wenn man verliebt ist, werden fünf verschiedene chemische Stoffe freigesetzt, die dieselben Empfindungen auslösen wie der Konsum von Kokain oder Speed. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat bewiesen, dass der Ausstoß positiv wirkender chemischer Stoffe gefördert wird, wenn man sich angenehme Gedanken macht.«
»Was macht einen glücklichen Menschen aus?«
»Ein glücklicher Mensch ist ein Optimist; jemand, für den das Glas eher halb voll als halb leer ist und der nicht unter Unentschlossenheit leidet, sondern seine Entscheidungen mit Bedacht trifft; jemand, der seine Probleme aktiv in die Hand nimmt und nicht über Fehler nachgrübelt, sondern sie hinter sich lässt, sich weiterentwickelt und zuversichtlich in die Zukunft blickt.«
»Wieso scheinen es manche Menschen regelrecht zu genießen, unglücklich zu sein?«
»Ich glaube nicht, dass sie es unbedingt genießen, es sei denn natürlich, sie bekommen Aufmerksamkeit, weil es ihnen schlecht geht. Meiner Erfahrung nach liegt es vielmehr daran, dass die Menschen entweder nicht wissen, wie sie den negativen Teufelskreis durchbrechen sollen, oder sich nicht über die Folgen im Klaren sind, wenn sie ständig schlecht gelaunt und unglücklich sind. Die Konsequenzen sind, dass man die Leute um sich herum vergrault und andere sich in der Gegenwart dieser Menschen nicht wohlfühlen. Man neigt zu Fehlentscheidungen und trägt ein erhöhtes Risiko für Krankheiten und Beschwerden, die von schuppigem Haar bis hin zum Tod reichen. Man verliert das Selbstwertgefühl, die Kreativität und das Gefühl, sein Leben im Griff zu haben. Außerdem schafft ein unglücklicher Mensch es nie, sein volles Potenzial auszuschöpfen.«
»Wie wird man denn glücklich? Stimmen Sie dem Spruch ›So zu tun, als ob, ist der erste Schritt auf dem Weg, auch so zu werden‹ zu?«
»Ja, zu handeln, als wäre man glücklich, ist eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung, weil die Umwelt einem automatisch positiver begegnet. Man wird nicht länger gemieden oder mit Samthandschuhen angefasst, außerdem bewältigt man die Anforderungen im Beruf besser oder behandelt seine Mitarbeiter so, dass sie gern für einen arbeiten. Glücklich zu sein wird aber auch einfacher, wenn man sich mit vielen der Aktivitäten beschäftigt, die ich vorhin erwähnt habe. Wichtig ist vor allem regelmäßiger Sport, weil hierbei nicht nur positive Substanzen freigesetzt, sondern auch die Stoffe abgebaut werden, die für Kummer oder schlechte Laune verantwortlich sind – zum Beispiel
Weitere Kostenlose Bücher