Wer Wind sät
Sofort war Mark eifersüchtig. Ahnte sie denn nicht, was dieser geile Opa dachte? Der glotzte nur auf ihren Busen und ihren Hintern! Wäre Ricky seine Freundin, würde er ihr glatt verbieten, solche Tops zu tragen! Marks Finger umklammerten den Zaunpfosten, er konnte es kaum ertragen, dass dieser Lustgreis ihr jetzt auch noch die Hand auf die Schulter legte. Was fiel dem alten Sack eigentlich ein? Plötzlich schlug ihm jemand auf den Rücken, er fuhr erschrocken herum.
»Hey, Alter.« Vor ihm stand Linus, der Anführer der coolsten Clique in der Schule, der sonst so gut wie nie mit ihm sprach. »Was machst duân hier?«
»Ich muss doch noch meine Strafe abarbeiten«, log Mark ohne nachzudenken und ärgerte sich sofort über sich selbst.
»Echt, immer noch? Is ja krass.« Linus lehnte sich neben ihm an den Zaun. »Ich bin mit meinem Opa hier. Der kümmert sich um den neuen Köter von meiner Mum. Die kriegtâs null geregelt mit dem Viech.« Linus nickte in Richtung des Boxer-Opas und kicherte.
»Aber ich glaub, der kommt eher wegen der scharfen Tante«, verriet er mit gesenkter Stimme. »Auf die isser ganz spitz.«
Mark wurde abwechselnd heià und kalt.
»Wen meinst du?« Er stellte sich blöd. »Die Ricky?«
»Jepp. Die is echt heiÃ. Findste nich? Bissi angeschrumpelt zwar, aber mein Opa is ja auch nich mehr taufrisch.«
Mark hatte Linus noch nie leiden können, jetzt begann er ihn zu hassen. Er spürte, wie sich sein Magen vor Zorn verkrampfte. Wie konnte Linus es wagen, so abfällig über Ricky zu sprechen? Am liebsten hätte er erst ihm und dann seinem notgeilen Opa eins in die Fresse gehauen.
»Hast ja voll Glück, dass du hier arbeiten kannst, Alter. Is ja wie Urlaub«, sprach Linus arglos weiter. »Mich hamse damals in die Küche im Kindergarten gesteckt, das war âne ScheiÃe, Mann. Voll ätzend. Ey, du bist auch scharf auf die Alte, he?«
»Quatsch!« Hastig wandte Mark den Blick von Ricky ab. »Wie kommstân darauf? Die ist doch steinalt. Da steh ich echt nicht drauf.«
Sofort schämte er sich. Was war er nur für ein rückgratloser Feigling.
Endlich war der Kurs vorbei, die Hundebesitzer lieÃen ihre Hunde noch etwas herumtollen. Linusâ Opa laberte auf Ricky ein, und die schien rasend interessant zu finden, was er sagte. Sie lachte und wiegte sich in den Hüften. Mark platzte fast vor Eifersucht und Selbstekel. Er hätte eben zu Linus sagen sollen: Ja, Ricky ist super! Für mich ist sie die tollste Frau der Welt. Ich steh total auf sie. Aber stattdessen hielt er den Mund, weil er Angst hatte, Linus würde sich über ihn lustig machen.
»Komm schon, Opa! Ich muss zum Training«, rief dieser endlich, dann klopfte er Mark auf die Schulter. »Wir sehn uns, Alter. Ciao!«
»Ja. Ciao«, sagte Mark und dachte: Hoffentlich sehen wir uns nie wieder, du blödes Arschloch. Er wandte sich ab.
»Mark!«, rief Ricky in diesem Moment. »Mark, warte!«
Linus war noch in der Nähe und glotzte zu ihm herüber, deshalb drehte Mark sich betont lässig um.
»Wasân los?«, fragte er. Ricky kam an den Zaun.
»Ich muss noch mal schnell rüber ins Tierheim. Stell dir vor, die Besitzerin von unserem alten Jack Russell hat sich gemeldet. Sie war im Krankenhaus und ganz verzweifelt, weil ihr Hund weg war. Er ist wohl bei der Hundepension ausgerückt, in die sie ihn gegeben hatte.«
Ihre blauen Augen leuchteten.
»Das ist ja super. Soll ich mitkommen und dir schnell beim Füttern helfen?«, bot Mark an.
»Nein, nein, das schaffe ich schon. Aber meine Hunde hatten heute zu wenig Bewegung. Würde es dir was ausmachen, noch eine Runde mit ihnen zu drehen und sie dann zu uns zu bringen?«
Er war ein bisschen enttäuscht, nickte aber.
»Nee, geht klar«, sagte er.
»Du bist ein Schatz.« Ricky legte kurz ihre Hand auf seinen Arm. »Bis später!«
*
Die Luft war drückend. Nach dem Regen der vergangenen Tage war es schnell sehr warm geworden, und nun zog ein Gewitter herauf. Beide Fenstertüren, die von der Küche auf die Terrasse führten, standen weit offen, aber kein Windhauch regte sich. In Gedanken versunken stand Nika am Herd und wendete die Kalbshaxenscheiben, die bei starker Hitze im Schmortopf langsam Farbe bekamen. Die Abzugshaube lief auf vollen Touren, deshalb hörte sie nicht, wie die
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