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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Haustür aufgeschlossen wurde. Sie zuckte erschrocken zusammen, als Jannis sie plötzlich von hinten umarmte.
    Â»Hör auf!«, zischte sie und drehte sich in seinen Armen um. »Bist du verrückt geworden?«
    Â»Ist doch keiner da außer uns«, erwiderte Jannis und versuchte sie zu küssen, aber Nika entwand sich ihm.
    Â»Nicht jetzt«, redete sie sich heraus. »Sonst brennt das Fleisch an.«
    Â»Hm, riecht gut. Was wird das?« Jannis blickte neugierig in den Topf.
    Â»Osso Bucco.« Nika schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schraubte sie auf. Zischend entwich die Kohlensäure.
    Â»Ich hab übrigens gestern gesehen, wie du auf dem Rewe-Parkplatz mit dem Kripotypen geredet hast«, bemerkte er beiläufig. »Was wollte der von dir?«
    Nika erschrak. Damit hatte sie nicht gerechnet. Fieberhaft überlegte sie, was sie erwidern sollte. Nachdem Bodenstein und sie zusammen im Supermarkt gewesen waren, hatten sie im Auto gesessen und geredet. Und weil es endlich aufgehört hatte zu regnen, hatten sie danach noch einen Spaziergang unternommen. Aber das konnte sie Jannis unmöglich erzählen.
    Â»Ich bin ihm zufällig beim Einkaufen begegnet. Er wollte wissen, wann ich Frauke das letzte Mal gesehen habe«, erwiderte sie also wahrheitsgemäß. Deshalb war Bodenstein schließlich zu ihr in den Laden gekommen.
    Â»Wieso das?«
    Â»Sie ist wohl verschwunden.« Nika zuckte die Schultern und wandte sich zu ihm um. »Ich habe sie auch heute den ganzen Tag nicht gesehen.«
    Â»Frauke hat ihren Alten gehasst wie die Pest. Vielleicht hat sie ihn ja abgeknallt.« Jannis setzte die Wasserflasche an und trank ein paar Schlucke. Er hatte die ekelhafte Angewohnheit, die Flasche danach wieder in den Kühlschrank zu stellen.
    Â»Ja, ja«, sagte er leichthin, »jeder hat so seine Geheimnisse.«
    Vor allen Dingen du, dachte Nika, als ihr das Blut an seinen Kleidern einfiel. Er war nach dem Streit mit Ludwig sofort in sein Auto gesprungen und erst irgendwann mitten in der Nacht zurückgekommen. Ihm traute sie ohne weiteres einen Mord zu, so wütend, wie er werden konnte.
    Sie sagte aber nichts, sondern begann, Zwiebeln, Tomaten und rote Paprika klein zu schneiden.
    Â»Wo wir grad beim Thema Geheimnisse sind …« Jannis unterdrückte einen Rülpser und setzte sich auf einen der Küchenstühle. »Als du neulich beim Zeitunglesen so erschrocken bist, da bin ich neugierig geworden.«
    Sie spürte seine Blicke in ihrem Rücken wie Nadelstiche. Ihre Handflächen wurden feucht.
    Â»Ich habe mir die Zeitung genau angesehen. Seite für Seite«, fuhr er fort. Nika drehte sich um. Jannis hatte ein Bein über sein Knie gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er grinste selbstzufrieden, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Und da bin ich doch auf die Ankündigung des Vortrags von Professor Eisenhut gestoßen. Wusstest du, dass man ein paar hundert Treffer kriegt, wenn man seinen und deinen Namen zusammen bei Google eingibt?«
    Â»Kein Wunder, Eisenhut war schließlich jahrelang mein Chef.« Nika versuchte einen gelassenen Eindruck zu machen, obwohl in ihrem Kopf ein wildes Durcheinander tobte. Jannis konnte mit seinem Wissen nichts anfangen. Oder vielleicht doch? »Ich war seine Assistentin.«
    Weshalb hatte er es ihr nicht vorgestern Nacht schon gesagt, wenn er es doch schon seit ein paar Tagen wusste? Was führte er im Schilde?
    Â»Es kränkt mich schon ein bisschen, dass du mir nie etwas davon erzählt hast«, sagte er. »Monatelang hörst du mir zu, wie ich über dein Fachgebiet rede, und tust so, als hättest du keine Ahnung davon. Warum?«
    Plötzlich lag etwas Unberechenbares in seinem Blick. Kalte Angst umklammerte ihr Herz, so dass sie kaum denken konnte. Sie durfte jetzt nur keinen Fehler machen! Jannis konnte nichts wissen, er hatte lediglich ihren Namen herausgefunden und dass sie Dirks Assistentin gewesen war. Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden, seine dunklen Augen blickten direkt in ihre.
    Â»Wieso kommst du heute Abend nicht mit zu seinem Vortrag, Frau Dr. Sommerfeld?«, schlug er mit einem harmlosen Lächeln vor. »Stell dir vor, wie sehr sich dein Chef freut, wenn er dich wiedersieht.«
    *
    Es war kurz nach halb sieben, als Bodenstein langsam die Treppe hinaufging und in den Flur

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