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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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abgelaufen.«
    Â»Das weiß ich auch«, entgegnete Rademacher und hustete. »Aber es gibt noch ein zusätzliches Problem.«
    Â»Wie ich dieses Wort allein schon hasse!«
    Â»Hirtreiter hat seine Grundstücke an den Grafen Heinrich von Bodenstein vererbt. Und dessen Sohn ist pikanterweise der Kripomensch, der wegen Grossmann ermittelt.«
    Â»Auch das noch.« Theissen holte tief Luft und dachte nach. Sie hatten viel zu viel investiert, um das Projekt jetzt einfach sterben zu lassen. Wenn der Windpark nicht gebaut wurde, war die WindPro erledigt. Und diese Wanze Theodorakis, die ihnen den ganzen Ärger eingebrockt hatte, würde triumphieren. Das ging auf gar keinen Fall. Plötzlich hatte er eine Idee. Er drehte sich zu Rademacher um.
    Â»Was einmal geklappt hat, könnte wieder klappen«, sagte er. »Wir reden erst mal mit dem Alten, und wenn der sich querstellt, mit seinem Sohn. Polizisten sind Beamte. Und Beamte sind grundsätzlich der Meinung, dass sie zu wenig Geld verdienen.«
    Â»Du willst einen Bullen bestechen?« Ein neuerlicher Hustenanfall schüttelte Rademacher, er drückte die Zigarette aus.
    Â»Wieso nicht?« Theissen legte die Stirn in Falten. »Zwei Drittel unserer Freunde sind Beamte. Und keinen einzigen von ihnen mussten wir lange überreden.«
    Rademacher warf ihm einen zweifelnden Blick zu
    Â»Dir fällt schon was ein«, sagte Theissen. »Fahr erst mal hin und mach dem Alten ein Angebot. Eins, das er nicht ablehnen kann.«
    Er grinste, als er bemerkte, wen er da gerade zitiert hatte, dann konsultierte er seine Uhr. Höchste Zeit, wenn er Eisenhut nicht noch mehr verärgern wollte.
    *
    Da sich sein Vater auf seinen Schrecken bereits beim Notar zwei Williams Christ und später im Café Kreiner einen doppelten Cognac gegönnt hatte, lenkte Bodenstein den klapprigen grünen Jeep die Wiesbadener Straße hinunter. Am Ortsausgang von Schneidhain überholte ihn ein Porsche mit aufbrüllendem Motor und schoss davon wie ein schwarzer Pfeil. Bodenstein erwischte sich bei dem Gedanken, dass er sich mit drei Millionen auf dem Konto locker ein solches Auto würde leisten können.
    Und plötzlich fiel ihm auf, dass er doch eine ganze Menge Träume hatte, zu deren Erfüllung Geld nicht von Nachteil wäre. Ein neues Auto zum Beispiel. Nachdem er im vergangenen November seinen BMW zu Schrott gefahren hatte, benutzte er die Dienstwagen der Polizei. Das war kein Dauerzustand, genauso wenig wie die Wohnung im Kutscherhaus auf dem Gut, in der er seit fünf Monaten hauste. Aber ein schönes Apartment kostete … Geld. Geld, das er nicht hatte und nie haben würde. Es sei denn, er könnte seinen Vater dazu bringen, sich über alle moralischen Bedenken hinwegzusetzen und das Angebot der WindPro anzunehmen. Das war schließlich nicht ehrenrührig, sondern ein simples Geschäft. Angebot und Nachfrage. Ein Glücksfall, wie man ihn kein zweites Mal erlebt.
    Drei Millionen! Ein neues Auto, eine Eigentumswohnung mit schicker Küche. Eine Ostsee-Kreuzfahrt auf einem Windjammer nach St. Petersburg. Eine Ferienwohnung im Tessin … Da wurde es allmählich knapp, schließlich musste er dummerweise mit Theresa und Quentin teilen. Obwohl, warum eigentlich? Theresa brauchte das Geld genau genommen nicht, sie hatte selbst genug. Und Quentin hatte immerhin das Gut samt Schloss übernommen; Theresa und er hatten zu seinen Gunsten auf ihr Erbe verzichtet. Würde sein jüngerer Bruder ein bisschen kaufmännischer denken und handeln, könnte beides eine wahre Goldgrube sein.
    Als Bodenstein in die Straße zum Gutshof einbog, stellte er erschrocken fest, dass er bereits darüber nachdachte, wie er seine Geschwister beim Erben übervorteilen konnte. Von klein auf zur Sparsamkeit erzogen, hatte er sich immer für einen Menschen gehalten, dem Luxus nicht besonders viel bedeutete. Seine Schwiegermutter war sehr vermögend; dank ihrer diskreten Unterstützung hatten Cosima und er recht sorglos leben können, aber niemals hätte er sich von Gabriela einen Sportwagen oder eine Urlaubsreise finanzieren lassen.
    Bodenstein warf seinem Vater, der stumm und sichtlich mitgenommen auf dem Beifahrersitz saß, einen raschen Seitenblick zu. Seine Geschwister und er würden ja überhaupt erst dann in den Genuss des Geldes kommen, wenn ihre Eltern starben. Sofort schämte er sich für seine

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