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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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um. Kröger war verschwunden, sie stand allein im Badezimmer. Ihr Blick fiel auf das blutbeschmierte Messer.
    Â»Na super«, murmelte sie und holte tief Luft. »Da hab mal wieder ich die Arschkarte gezogen.«
    Sie zögerte kurz, aber dann riss sie sich zusammen und beugte sich über die Badewanne.
    *
    Auf dem Heuboden des Stalles war es stickig und heiß, dennoch zitterte Mark am ganzen Körper. Er war ganz nach hinten gekrochen und lag nun schluchzend auf den Strohballen, das Gesicht in den Händen vergraben. Ricky! Wie sie da in der Badewanne gelegen hatte, so bleich und steif! Diesen Anblick würde er nie vergessen. Die Bullen dachten sicher, er hätte sie umgebracht, dabei hatte er sie mit dem Messer nur befreien wollen! Mark krümmte sich zusammen. Irgendetwas Schreckliches war in Rickys Haus passiert! Wahrscheinlich hatte Jannis ihr das angetan, um sie aus dem Weg zu haben, damit er ungestört mit Nika herummachen konnte! Oder Ricky hatte die beiden miteinander überrascht, es war zu einem Streit gekommen, die beiden hatten Ricky überwältigt und … umgebracht. Deshalb war Nika auch heute nicht im Laden aufgetaucht! Mark versuchte vergeblich, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Er war den Bullen nur um Haaresbreite entwischt, sogar im Garten hatten zwei gelauert. Aber warum? Was hatten sie dort gewollt? Die rasenden Kopfschmerzen machten es ihm unmöglich nachzudenken.
    Mark blinzelte. Der Staub juckte in seinen Augen, und die Kratzer, die er sich bei seiner Flucht durch die Weißdornbüsche zugezogen hatte, brannten wie Feuer. Der Schnitt an seinem Finger war tiefer als gedacht und blutete ziemlich heftig. Er wälzte sich auf den Rücken, hob die Hand über den Kopf und drückte die Wunde zusammen. Das Blut rann über sein Handgelenk den Arm hinab und tropfte in sein Gesicht. Ja, das war gut. Allmählich bekam er wieder Luft, wurde ruhiger. Die rasenden Schmerzen in seinem Kopf verwandelten sich in ein dumpfes Pulsieren.
    Er musste einfach wissen, was mit Ricky passiert war, es ließ ihm keine Ruhe. Auf allen vieren kroch er über die Heuballen zum Giebel. Dort gab es eine kleine Luke, von der aus er die Straße überblicken konnte. Plötzlich ratschte sein Schienbein schmerzhaft über etwas Hartes.
    Â»Autsch«, murmelte er und hielt inne. Mit beiden Händen tastete er im diffusen Licht nach dem Ding. Es war länglich und steckte fest zwischen den Ballen. Er zog daran. Zog fester, bis das Ding hervorschnalzte und mit einem Ende gegen den niedrigen Dachbalken knallte. Mark verschlug es den Atem. In seinen Händen hielt er ein Gewehr!
    *
    Sie war auf das Schlimmste gefasst. Doch statt einer grausam zerstückelten Leiche erblickte sie eine Mumie. Friederike Franzen lag wie ein Paket verschnürt in der Badewanne, jemand musste gleich mehrere Rollen silbernen Gewebeklebebandes um ihren Körper bis hoch zu ihrem Mund gewickelt haben. Ihre Augen waren geschlossen.
    Pia beugte sich über die Frau, ertastete die Halsschlagader. Der Puls ging langsam, aber regelmäßig. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus, hob das Küchenmesser auf und begann, das Gewebeband zu zerschneiden, was sich als nicht ganz unproblematisch erwies, denn es klebte höllisch. Spätestens jetzt war ihr klar, dass es ganz sicher keine Kollegen gewesen waren, die eine Hausdurchsuchung durchgeführt hatten, denn die knebelten und fesselten die Hausbesitzer üblicherweise nicht. Obwohl es sie hin und wieder sicherlich in den Fingern juckte.
    Im Haus wurden Stimmen laut. Kröger erschien im Türrahmen.
    Â»Der Junge ist uns abgehauen, aber sein Roller steht unten auf dem Weg. Es ist der Kerl, der eben dein Auto gerammt hat. Wer ist denn das?«
    Er sah ein wenig zerzauster und verschwitzter aus als noch vor zehn Minuten, aber die Gelassenheit, für die er allgemein bekannt war, hatte er nicht verloren.
    Â»Die Hausbesitzerin«, entgegnete Pia zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie ärgerte sich, weil ihre Hände zitterten. Und das Klebeband saß so stramm, dass sie befürchtete, die Frau mit dem Messer zu verletzen.
    Â»Soll ich dir helfen?«, bot Kröger an.
    Â»Schaff ich schon alleine«, knurrte Pia.
    Â»Wir müssen sie erst mal da rausholen. So geht das nicht.« Er nahm ihr das Messer aus der Hand. Vor Anstrengung keuchend hievten sie die immer noch bewusstlose Frau über den Rand und legten sie

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