Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
durch unermüdliche Arbeit jede Menge Geld in die Kasse des Instituts und damit auch in seine eigenen Taschen spülte, und eine praktische Geliebte, die immer zur Stelle war, wenn er Lust auf Gesellschaft und Sex hatte.
    Plötzlich konnte sie ihn nicht mehr ertragen. Sie murmelte irgendeinen Vorwand, sprang auf und verließ das Restaurant. Weg, nur weg! Taub und blind vor Schmerz stürmte sie aus dem Hotel, direkt in die Arme eines Mannes, der sie davon abhielt, sich vor das nächste Auto zu werfen.
    Â»Lassen Sie mich los!«, flüsterte sie, doch der Mann hielt sie fest, und erst da erkannte sie Cieran O’Sullivan. Der Journalist gehörte zu Dirks schärfsten Kritikern, deshalb hatte sie nie mit ihm gesprochen, aber sie kannte ihn flüchtig von mehreren Kongressen. Vor ein paar Monaten hatte er ihr sogar seine Karte aufgedrängt, die sie aber zerrissen hatte. Nun kam er ihr gerade recht.

Donnerstag, 14. Mai 2009
    Â»Alles klar. Danke vielmals.« Pia kritzelte eine Zahl auf ihren Block. »Sie haben uns sehr geholfen.«
    Sie hängte das Telefon ein und betrachtete ihre Notizen. Der Vater von Jannis Theodorakis war tatsächlich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in die psychiatrische Klinik in Riedstadt eingeliefert worden. Es hatte Pia einiges an Überzeugungskraft abverlangt, aber schließlich hatte ihr die diensthabende Ärztin die genaue Uhrzeit der Einlieferung verraten: Viertel nach zwei am frühen Mittwochmorgen. Theodorakis hatte nach Aussage des Kronenwirtes nach dem Streit mit Hirtreiter um kurz vor neun die Gaststätte verlassen, Hirtreiter und Graf Bodenstein waren bis ungefähr halb elf geblieben. Auf dem Parkplatz hatte der unbekannte Mann gewartet und auf dem Rabenhof Frauke Hirtreiter, wenn es stimmte, was Polizeiobermeister Alois Bradls weitläufige Verwandtschaft beobachtet haben wollte. Wie lange war sie dort gewesen?
    Pia kratzte sich nachdenklich am Kopf und überlegte, was sich auf dem Hof abgespielt haben konnte. War Theodorakis nach dem Streit in der Krone auf den Rabenhof gefahren, um dort auf Hirtreiter zu warten? Hatte er Frauke dort angetroffen und mit ihr einen Cognac getrunken? Oder war sie schon wieder weg gewesen, und er hatte den Cognac später mit Ludwig Hirtreiter getrunken, dann aber erneut gestritten? Hatte Theodorakis den alten Mann voller Zorn gezwungen, den Waffenschrank zu öffnen, Gewehre und Pistole genommen und Hirtreiter hoch auf die Wiese getrieben, wo er ihn erschossen hatte? Anschließend konnte er nach Büttelborn gefahren sein. Hm. Wie lange fuhr man von Ehlhalten nach Büttelborn?
    Pia rechnete hin und her, rief google maps auf und gab die beiden Orte in den Routenplaner ein. Über die A 3 war die Strecke von 53 , 6 Kilometern in 39 Minuten zu bewältigen. Mist. Das war alles zu knapp und reichte wohl kaum für einen Hausdurchsuchungsbeschluss bei Theodorakis. Als Nächstes musste sie sich um sein Alibi von Freitagnacht kümmern.
    Â»Und?« Kai Ostermann kam herein und ließ sich auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch fallen. »Kommst du weiter?«
    Â»Nicht wirklich«, brummte Pia. »Ich werde Theodorakis, wenn er gleich kommt, die Fingerabdrücke abnehmen und ihn speicheln lassen. Was hast du rausgekriegt?«
    Â»Laut Auskunft ihrer Banken sind die Hirtreiter-Brüder total pleite. Ich habe eben mit dem zuständigen Gerichtsvollzieher telefoniert; bei Matthias Hirtreiter wird in den nächsten Tagen gepfändet, was möglich ist. Dem anderen Bruder steht das Wasser auch bis Oberkante Unterlippe.«
    Â»Na, wenn das keine fetten Motive sind.«
    Â»Allerdings. Und ihre Alibis wackeln schon beim Zuhören.«
    Sie hatten heute Morgen bei der Besprechung die Arbeit aufgeteilt; Pia hatte Theodorakis übernommen, Ostermann die drei Hirtreiters, Kathrin und Cem waren in die Rechtsmedizin gefahren, denn Pia hatte keine Lust verspürt, Henning zu treffen oder möglicherweise wieder im Sektionsraum zu kollabieren. Bodenstein steckte den Kopf zur Tür herein.
    Â»Guten Morgen«, sagte er. »Kommst du bitte mal kurz in mein Büro, Pia?«
    Pia nickte und stand auf. Bodenstein hatte ihr heute Morgen gegen sieben eine SMS geschrieben und mitgeteilt, dass er später kommen würde. Nach allem, was er gestern erlebt hatte, hätte sie es sogar verstanden, wenn er heute gar nicht aufgetaucht wäre.
    Die Katastrophe von Ehlhalten war in Rundfunk und

Weitere Kostenlose Bücher