Wer zuerst kommt, küsst zuerst
schmälern.“
Er hob fragend die Augenbrauen.
„Vertrau mir. Die Töchter der Amerikanischen Revolution sind wahre Glucken. Sie wachen mit aufmerksamen Augen über ihre Töchter. Ein geschiedener Mann ist ein Risiko – er könnte ihren kostbaren Engel ja auch verlassen. Aber ein Mann mit einer gescheiterten Verlobung ist einfach nur ein Mann, der noch nicht die Richtige gefunden hat. Damit bekommst du, was du willst. Zutritt zu den besten Häusern und eine Einführung in jeden eindrucksvollen Stammbaum von Texas.“
„Eine Verlobung?“
Sie nickte.
„Für ein Jahr?“, fragte er.
„Sechs Monate. Das ist lange genug.“ Es schien sogar viel zu lang.
Er lehnte sich gegen das Geländer. „Du stimmst einer sechsmonatigen Verlobung unter der Bedingung zu, dass ich dir zwei Millionen Dollar gebe.“
Obwohl dies keine Frage, sondern eine Feststellung war, antwortete sie mit „Ja“. Vielleicht um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie es auch tatsächlich meinte.
„Interessant“, sagte er langsam. „Aber ich habe ein paar Bedingungen.“
Schön für ihn. Sie stand kurz vor einem Herzinfarkt. Was dachte sie sich eigentlich? Eine Verlobung für Geld? Ihre Mutter wäre entsetzt. Nicht dass eine Verlobung ohne Liebe in ihren Augen anstößig wäre, aber eine Verlobung mit einem Mann von Cruz’ Herkunft sehr wohl. Was wohl genau das Problem war, das er mit seinem Angebot lösen wollte.
„Für die Zeit, in der wir verlobt sind, ziehst du zu mir“, begann er. „In mein Haus. In mein Zimmer und in mein Bett. Ich habe eine Haushälterin und diverse Angestellte, die sich um mein Grundstück kümmern. Sie werden mit Sicherheit tratschen. Alle müssen unsere Verlobung für authentisch halten.“
Oh. Mein. Gott. „Sprichst du von Sex?“, fragte sie und brachte die Worte nur mit Mühe über die Lippen. „Du willst, dass wir Sex haben?“
Er zog einen Mundwinkel hoch. „Ja.“
Warum in aller Welt wollte er es noch mal mit ihr tun? Nach dem letzten Mal war er so schnell verschwunden, dass seine Schuhe Gummispuren auf dem Fußboden hinterlassen hatten. Glaubte er, dass sie besser geworden war? Hatte er vergessen, wie es zwischen ihnen gewesen war? Wollte er sie noch einmal erniedrigen?
„Dass wir zusammenleben, ist nicht verhandelbar“, fügte er hinzu.
„Dann kommen wir nicht überein. Dem werde ich nicht zustimmen.“
Er zuckte die Achseln. „Wie du willst.“
Er drehte sich um und ging davon.
Lexi sah ihm nach. Aber anstelle von Cruz’ breiten Schultern sah sie den Haupteingang ihres Wellnesstempels. Die glänzenden Holztüren, die in einem eigens von ihr ausgesuchten Ton gebeizt waren. Die Kosmetik- und Hautpflegeserien. Sie konnte die frischen Blumen riechen, die Gäste im Entspannungsbereich sehen und die leichte Brise der Deckenventilatoren spüren.
Wenn sie sich um einen gewöhnlichen Kredit bemühte, bekäme ihr Vater es heraus. Er würde Fragen stellen und erfahren, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie würde jegliche Aussicht auf Titan World Enterprises verlieren. Sie würde alles verlieren.
Sie könnte aber auch das Geld von Cruz nehmen und alles gewinnen. War sie bereit, dafür sechs Monate ihres Lebens zu opfern?
Die Unentschlossenheit bereitete ihr Bauchschmerzen. Es war längst nicht mehr die Verlobung, sondern die Forderung,das Bett mit ihm zu teilen. Wieder. Das Schlimme war, dass sie seine Argumentation nachvollziehen konnte. Die Angestellten würden mit Sicherheit tratschen. Und wenn herauskäme, dass sie gar nicht wirklich verlobt wären, wäre der Deal hinfällig.
Konnte sie das durchziehen? War es das wert?
„Dann habe ich aber auch eine Bedingung“, rief sie, um eine feste Stimme bemüht.
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Mit hochgezogener Augenbraue wartete er darauf, dass sie weitersprach.
„Treue“, sagte sie. „Wenn du erwartest, dass ich mit dir schlafe, wirst du mit keiner anderen schlafen.“
Zum zweiten Mal wanderte sein Blick ganz langsam von ihren Füßen den gesamten Körper hinauf. „Glaubst du denn, dass du allein mich befriedigen kannst?“
Nicht mal im Traum, aber darum ging es nicht. „Das ist mir ziemlich egal. So ist die Abmachung. Stimm zu oder lass es bleiben.“
„Du bist wohl kaum in der Position, Bedingungen zu stellen, Lexi. Du brauchst das Geld.“
„Ich brauche einen Kredit“, bluffte sie. Sie war sich durchaus bewusst, dass es keine Option war, zur Bank zu gehen. „Jeder kann mir einen Scheck geben, aber es
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