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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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verfolgt hatten, feixten: »Ach hör auf, der ist doch ein Bazi!«
    »Was?«
    »Ein Ösi-Bazi, nimm dich bloß in acht vor dem alten Charmebolzen.«
    Wondrak ergänzte: »Ihr seid ungenau, Buam. Wie immer. Alt stimmt, aber Charmebolzen ist nur halb richtig. Ich bin halber Österreicher. Und halber Norweger.« Und dann fügte er in leicht resigniertem Ton an: »Das ist so was Ähnliches wie Sternzeichen Grantler mit Aszendent Autist.« Dabei sah er weiterhin in die Augen von Sophie und fragte sich, warum es ihm nicht gleichgültig war, ob sie verletzt, gekränkt oder einfach nur irritiert war. Jedenfalls sah er ausgesprochen gern in diese Augen. Und er war froh, dass der Anflug von Schmerz verschwunden und das freche Blitzen in diesen Blick zurückgekehrt war, der dem seinen auf neugierige Art standhielt.
    »Sag nicht immer Buam zu uns!«, muckte Dollinger auf.
    Aber Sophie ließ Wondrak gar nicht darauf antworten: »Soso, ein KommissaRR GRRRantler!«, stellte sie fest und gab sich alle Mühe, die Konsonanten kunstvoll aus ihrem Mund kullern zu lassen.
    Wondrak lauschte, als würde er dem fernen Grollen eines Donners nachspüren. »Könntest du bitte mal kurz Wondrak für mich sagen?«
    Sophie gurrte: »WondRRRak!«
    »Ich muss etwas zurücknehmen«, bedauerte er. »Du darfst doch nicht Thomas zu mir sagen.«
    »Wieso nicht?«
    »Da ist kein R drin.«
    »Verstehe, dann sage ich, du WondRRRak.«
    »Abgemacht.«

     
    Beim nachfolgenden Gespräch über die vermisste Kurierfahrerin konnte Sophie ihr ungezähmtes R auf überaus professionelle Art im Zaum halten. Und was immer es war, das Sophie kurz gegen Wondrak auflehnen ließ, für heute war es verschwunden.

6. Clara
    Hubert hatte sofort gespürt, dass der Lambswoolpulli vor ihm stand. Es war weniger ein Wiedererkennen der Stimme gewesen, sondern einfach nur eine Sache des Gefühls. Und des schlechten Timings, in diesem Fall für Clara. Er hatte das Mobiltelefon gesehen, das sie in der anderen Hand hielt, während er dem schwarzen, elektronischen Kästchen vor sich seine Unterschrift gab, und an der Art, wie sie das Telefon hielt, erkannte er, dass da noch ein Gespräch gehalten wurde, das sie auf keinen Fall verlieren wollte. Und plötzlich hatte er das sichere Gefühl, dass die Frau, mit der er gerade am Telefon die wüstesten Fantasien ausgetauscht hatte, und die er bisher allenfalls in seinen Träumen gesehen hatte, nun direkt vor ihm stand. In der Verkleidung einer Kurierfahrerin.
    Ein dummer Zufall und ein kluger, kalter Plan, den Hubert daraufhin entwickeln sollte, folgten. Clara ahnte nichts, als sie das Päckchen abgeliefert hatte und ihr Telefonat wieder fortsetzen wollte. Sie gab sich alle Mühe, aber sie bemerkte, das Prickeln war verflogen. Sollte er doch Viagra nehmen, dachte sie, vielleicht wirkte das auch bei Telefonsex! Es war eine ganz schale Verabschiedung, als Hubert, einer ihrer treuesten Verehrer, schließlich auflegte. Dieser Scheiß-Kurierjob, ausgerechnet Hubert! Vor fünf Jahren hatten sie sich kennengelernt, es war der heiße Sommer, in dem Clara fast durchgehend besetzt war und noch keinen Zweitjob brauchte, so reichlich sprudelten die Einnahmen aus der 0190er-Stellung. Durch Zufall war Hubert damals durchgekommen, als sie gerade ans Pucher Meer geradelt war, wie die Kiesgrube euphemistisch genannt wurde, und sich in der Sonne rekelte.
    »Magst du dich zu mir legen? Auf meiner Decke ist noch Platz.« Clara musste ihre Fantasie kaum bemühen. Es war alles da. Sie beschrieb ihren Bikini, ihre braune Haut, den Duft ihrer Sonnencreme. Im Hintergrund war vergnügtes Kindergeschrei zu hören. Man konnte die Hitze des Nachmittags spüren. Und Clara sah appetitlich aus. Zwei Tage Fitnessstudio und einmal joggen in der Woche zahlten sich eben auch stimmlich aus. Sie war unter der kratzwolligen Oberfläche fest und durchtrainiert, da wackelte nichts, die Stimme drang gradlinig vom Ohr ins Rückenmark. Sie stand auf: »Ich geh’ jetzt an die Karibik-Bar, kommst mit?« Sie trug ein kleines Headset unter ihrem schulterlangen, brünetten Haar und ein Handy, das sie sich beim Aufstehen in den Slip schob, was sie Hubert natürlich so ausschweifend wie möglich mitteilte. An der Bar angekommen fragte sie ihr Headset: »Na, was soll ich trinken?«
    »Ein Erdinger Champ, wenn sie haben«, tönte es aus dem Headset. Na toll, was war denn das für eine bizarre Idee, Weißbier aus der Flasche.
    »Wieso denn?«
    »Na, wegen der Form!«
    »Ah, schau an, ein

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