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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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Werbung. Das meine ich nicht. Ich rede von diesem Comic. Ich hab’ den starken Verdacht, dass er abbildet, was passiert ist und noch passieren wird.«
    »Sie meinen, noch ein Toter?«
    »Ich würde was darauf wetten, dass es wieder ein Schlaganfall sein wird. Wenn das so weitergeht, ist das bald die häufigste Todesursache.«
    Timo nahm das Heft zur Hand und blickte hinein wie in einen Spiegel. Wondrak sah, dass sein Blick nicht auf dem Papier hängen blieb, sondern tiefer eintauchte.
    »Es macht mir Angst.«
    »Ihre eigene Geschichte macht Ihnen Angst?«
    »Ich glaube, ich bin der Nächste.«
    Wondrak wunderte sich, warum es jetzt ausgerechnet Timo mit der Angst zu tun bekam, eigentlich machte er sich mehr Sorgen um Doktor Haslsteiner, aber er nahm seine Sorgen ernst.
    »Das versuche ich gerade zu verhindern. Kennen Sie TOPLITZ BRAIN TRUST?«
    »Diese Hirnis aus Hannover? Die müsste es erwischen! Die hätten alle einen kollektiven Schlaganfall verdient.«
    »Warum?«
    »Ach, die machen unseren Kunden weiß, sie wüssten, was in den Köpfen der Konsumenten abgeht. Das Ergebnis sind Kampagnen, die jeden Fünfjährigen zum Gähnen bringen. Leute wie die sind schuld daran, dass Werbung von allen so gehasst wird.«
    »Diese Werbung für den Möbelgiganten, etwa?«
    »Genau das. Ich weiß, dass wir das machen. Aber dafür gehört man doch bestraft, nicht bezahlt.«
    Wondrak konnte nur zustimmen. »Hatten Sie denn mit TOPLITZ BRAIN TRUST schon einmal Kontakt gehabt?«
    »Die haben bei uns Kreativitätsmessungen durchgeführt, Hirnstrommessung, während wir über Kampagnen nachgedacht haben. Wie Laborratten waren wir verkabelt.«
    »Wessen Idee war denn das? Thamms?«
    »Ich glaube, die ganze Geschäftsführung hat das abgesegnet.«
    »Also Thamm, Haslsteiner und Schneidervater? Komisch, bei Schneidervater hatte ich eigentlich den Eindruck, dass er ein strikter Gegner von TOPLITZ BRAIN TRUST ist. Und der Olanger? War der auch ein TBT-Freund?«
    »Und wie. TBT hat als Dankeschön für die Messungen so Auffrischungstherapien für die grauen Zellen angeboten. ›Turn grey to pink‹ nannten sie das. Da waren der Olanger und Tom ganz wild darauf. › Besser als Koksen ‹ , meinten sie.«
    »Haben Sie das mal ausprobiert?«
    »Nee, danke, so alt bin ich noch nicht. Im Moment klappt es ganz gut ohne.«
    »Bleiben Sie so. Das könnte lebensverlängernd wirken.«

     
    Auf dem Weg zum ›Alten Wirt‹ informierte Wondrak Stürmer. Er sollte in Niedersachsen anfragen, ob es eine Häufung von Schlaganfällen im Umfeld von TOPLITZ BRAIN TRUST gäbe. Besonders bei den Werbeagenturen, und anderen Geldgebern, die auf deren Kundenliste standen. Außerdem ordnete er Hausdurchsuchungen bei Thamm und Langer an, um die TBT-Geräte zu finden. Timo hatte ihm erzählt, dass sie Geräte hatten, so groß wie tragbare CD-Spieler, mit einem Kabel, an das eine Art Badekappe mit Elektroden befestigt war. Wondrak bot an, selbst nach Hannover zu reisen, doch Stürmer bremste ihn gleich wieder. Wie sollte man den Kollegen in Hannover klarmachen, dass Deutschlands Mordaufklärer No. 1 in ihrem Revier wilderte, wenn es gar keinen Mord aufzuklären gab?
    »Nein, nein, Wondrak, lass das mal die Kollegen im Norden machen!«
    Also fuhr Wondrak in Richtung Feierabend und freute sich auf die Stunden mit Sophie unter Kastanien.
    Der Biergarten liegt eigentlich zwischen Straße und Wirtshauswand eingeklemmt, bekommt abends nicht einmal richtig Sonne, und trotzdem ist er nach Feierabend der beste Fleck der Welt. Die Spareribs sind Weltklasse, das Bier ist frisch und die Brezn sind nicht lätschig, sondern knusprig. Im Hochsommer kehren hier die Familien nach dem Baden im Wörthsee ein und verwandeln den Garten in eine Art Ferienlager. Die heitere Ferienstimmung hat sich an diesem Ort dauerhaft festgesetzt. Nach einem Arbeitstag lässt sich hier wunderbar ein bisschen Abendurlaub machen.
    › Wozu brauche ich Urlaub, wenn ich auch in einem Biergarten sitzen kann?‹, hatte es Wondrak einmal einer Bekannten gegenüber formuliert, die ihn zu einem Wochenende in einem Wellnesshotel überreden wollte. Das Handy klingelte, Sophie war dran: »Du, WondRRRAK, ich dachte, das Geschäftliche könnten wir jetzt gleich, während der Fahrt besprechen, dann haben wir hinterher frei, okay?«
    Wondrak fand das sogar sehr okay. Für dienstliche Besprechungen gab es andere Biergärten. ›Der Alte Wirt‹ war sein Urlaubsgarten und sollte es auch bleiben.
    Sophie berichtete, was

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