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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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TBT-Ansprechpartner.«
    Wondrak sprang auf: »Danke, Herr Schneidervater. Als Nächstes wollte ich eigentlich mit Timo sprechen. Aber ich glaube, der Doktor Haslsteiner geht vor.«
    »Der kommt erst morgen wieder, der hat einen Auswärtstermin. In Hannover.«
    »Bei TOPLITZ BRAIN TRUST?«
    »Nein, er sagte, er fährt zur TUI, einem Kunden von uns.«
    »Sagte er. Ist Doktor Haslsteiner der zweite Mann in der Agentur?«
    »Ja. Gemeinsam mit Thamm ist er auch am Unternehmen beteiligt.«
    Wondrak blätterte in Windeseile den Comic durch: »Gibt es Leute, die Chef zu ihm sagen?«, fragte er gehetzt.
    » › Kleiner Chef ‹ sagen sie zu ihm. Er ist ja nicht besonders groß gewachsen, meine Leute nennen ihn hinter seinem Rücken den kleinen Chef.«
    »Herr Schneidervater«, Wondrak hatte die Seite aufgeschlagen, auf der der dritte Mann von dem mysteriösen Energiestrahl gepackt und zu Boden geschleudert wird. Der Mann, den sie Chef nannten. »Sie oder Ihr kleiner Chef sind in Lebensgefahr! Bitte passen Sie auf sich auf!«
    Am Empfang ließ er sich die Karte von Doktor Haslsteiner geben, der natürlich nicht ans Handy ging. Er sprach ihm eine Warnung auf die Mailbox, dann rief er Stürmer an und beantragte Personenschutz für Doktor Haslsteiner.
    »Hängt das mit deiner Voodoo-Geschichte zusammen, Wondrak?«
    »Norbert, dieser Voodoo ist in Wirklichkeit ein Pfusch am Hirn, gekoppelt mit einem Wirtschaftsverbrechen. Ich brauche mehr Leute.«
    »Du bekommst alle Leute, die du willst, wenn du mir die drei Toten aus meiner Statistik raushältst.«
    »Welche drei Toten?«, fragte Wondrak scheinheilig. Dann ging er zu Timo ins Büro.

     
    »Gratuliere zu Ihrer Karriere, Timo. Wenn ich so schnell vorankäme wie Sie, dann wäre ich morgen Polizeipräsident und übermorgen Innenminister.«
    »Danke, Herr Kommissar. Aber wollten Sie denn das überhaupt, Innenminister werden?«
    »Eigentlich nicht. Und Sie? Sind Sie jetzt Kreativchef?«
    »Ja, so ist das wohl. Unausgesprochen zwar, aber ich bin jetzt die Nummer eins hier. Fühlt sich im Moment nicht schlecht an.«
    Wondrak legte den Comic auf den Tisch. »Ich bin auf der Suche nach dem dritten Mann. Können Sie mir dabei helfen? Wen hatten Sie vor Augen, als Sie den Comic gezeichnet haben?«
    Timo nahm das Heft in die Hand, als würde er es zum ersten Mal sehen. »Wahnsinn, wie weit das weg ist.« Er blätterte die Seiten durch, manche überging er schnell, an machen blieb er lange hängen und tauchte ein in die Geschichte. Dann sah er Wondrak mit einem verzweifelten Ausdruck an und sagte fassungslos: »Das ist ja wie der Tod von Olanger und Tom. So hatte ich es aber nicht gemeint.«
    »Wie hatten Sie es denn gemeint?«
    Timo überlegte, wie er die Bilder in Worte übersetzen sollte. »Als Warnung gegen stumpfsinnige Werbung. Als Kampfansage gegen 99 Prozent der Reklame, die uns verfolgt. Die Leute, die in meinem Comic umkommen, sind alle Werbeleute. Werber, die vom rechten Weg abgekommen sind. Die versuchen nicht, die Leute durch fantasievolle, überraschende, unterhaltsame Werbung zu gewinnen, sondern sie benutzen Werbung wie Zaubersprüche, wie schwarze Magie. Sie verhexen Menschen, damit sie das tun, was sie sollen. Aber dabei haben sie das Wichtigste vergessen: Schwarze Magie fällt dreifach auf einen selbst zurück. Und das bringt sie am Ende um.«
    »Wer sagt das?«
    »Oma Amalia, die haben Sie ja auch schon kennengelernt.«
    »Stimmt, und ich hatte kurzzeitig Sorge, dass sie mich verhext.«
    »Würde sie nie tun. Sie hätte viel zu viel Angst, dass die Magie auf sie zurückfällt. Aber sie ärgert gern Leute, sie hat Spaß dran, sich als Hexe zu verkleiden und Leute wie Sie zu erschrecken. Sie ist wie ein kleines Kind.«
    »Glauben Sie, dass Olanger und Thamm an den Nebenwirkungen von schwarzer Magie gestorben sind?«, fragte Wondrak unvermittelt.
    Timo sah Wondrak an, wie der Personalchef einer Bank einen Bewerber in kurzen Hosen wohl ansehen würde.
    »Schwarze Magie? Schlaganfälle, soweit ich weiß. Die haben meines Wissens nach nichts mit Magie zu tun, sondern mit Bluthochdruck. Ich weiß das, weil ich bei meiner letzten Agentur an einer Schlaganfall-Aufklärungskampagne mitgemacht habe. Ist übrigens die dritthäufigste Todesursache.«
    »Timo, ich glaube nicht, dass Sie etwas absichtlich verbergen. Aber Sie wissen etwas. Schneidervater hat gesagt, dass Sie eine ganz starke Fähigkeit haben, die Dinge, die in der Luft liegen, einzufangen. Er meinte das in Bezug auf

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