Werde meine Prinzessin
lauschte er ihr. Wenn es sich um eine rein amerikanische Angelegenheit handelte, nahm er häufig ihren Rat an.
Er war außerdem ein reicher, gut aussehender Prinz. Sie versuchte, diese Tatsache zu ignorieren, aber manchmal wollte es ihr nicht gelingen.
"Sie waren sehr tüchtig", sagte er ihr. "Mir wurde gesagt, dass ich zu viel von meinen Angestellten erwarte, aber Sie haben sich nicht ein einziges Mal beklagt. Das weiß ich zu schätzen, ebenso wie Ihre harte Arbeit."
Sein Kompliment machte sie verlegen. "Sie sind nur froh, weil Sie sich nicht mit Bambi abgeben müssen", neckte sie.
Er erwiderte ihr Lächeln nicht. "Ich glaube, ich hätte mich gezwungen gesehen, sie zu erwürgen. Das hätte einen internationalen Skandal hervorgerufen." Er drehte sich zu ihr um. "Was werden Sie tun, wenn ich fort bin? Nicht zu Gerald zurückkehren, hoffe ich."
"Niemals", versprach sie und schluckte schwer. Im Stillen hatte sie gehofft, dass er sie mitnehmen würde. Ein törichter Traum. Aber sie sehnte sich danach, seine Familie kennen zu lernen, von der er ihr so viel erzählt hatte. Sie träumte davon, El Bahar und den Palast zu sehen. Khalil hatte ein wildes, ungezähmtes Land beschrieben, das auf der Schwelle zur Moderne stand. Unwillkürlich wollte sie an dieser
Transformation teilhaben. Doch das war verrückt. Frauen wie sie änderten gar nichts.
Er beugte sich vor und griff nach seinem Glas. "Ich werde morgen ein paar Erkundigungen einholen. Ich kenne mehrere Geschä ftsleiter hier. Ich möchte Ihnen helfen, eine gute Stellung zu finden."
"Danke."
Seine freundlichen Worte linderten ihren Kummer. Wie viele andere Männer hätten sich nach so kurzer Bekanntschaft für sie eingesetzt? Sie stand auf. "Gute Nacht, Khalil."
"Gute Nacht, Dora."
Lächelnd verließ sie den Raum und ging in ihr Zimmer. Ein Teil von ihr wollte glauben, dass er ihrem Namen einen zärtlichen Unterton verliehen hatte. Doch es war derselbe Teil von ihr, der bereit gewesen war zu glauben, dass Gerald ein Mann von Wort war.
Trotz der späten Stunde war sie noch nicht müde. Daher überlegte sie, ob sie alle nötigen Schritte unternommen hatte, um die Hochzeit abzusagen. Die Kirche, der Speiselieferant, der Florist und die Musiker waren bereits abbestellt, und sie hatte eine sorgfältig formulierte Absage an die dreihundert Gäste verfasst. Sie musste sich nur noch des Brautkleides entledigen, das sie ganz hinten in den Schrank gestopft hatte und der Kleidersammlung geben wollte, wenn sie das Hotel verließ.
Die Beschäftigung mit der Vergangenheit machte ihr bewusst, wie wichtig es war, auch in Herzensdingen Vernunft walten zu lassen, und dass es sehr unheilvoll sein konnte, sich in den Boss zu verlieben.
Fast ein Jahr lang hatte sie für Gerald gearbeitet, ohne dass zwischen ihnen etwas vorgefallen war. Doch sie hatte von ihm geträumt. Vielleicht lag es daran, dass sie einsam war und es in ihrem Leben nichts weiter gab als Arbeit. Sie hatte keine Hobbys, wenige Freunde, ging selten aus. Sie wirkte nicht attraktiv auf Männer. Zum Teil lag es an ihrem Verstand. Die meisten Männer fühlten sich bedroht von ihrer überlegenen Klugheit. Außerdem war ihr Gesicht unscheinbar und ihr Körper keineswegs perfekt, und sie war von Natur aus zurückhaltend.
Eines Abends hatten sie und Gerald Überstunden gemacht, und er hatte irgendwo eine Flasche Wein ausgegraben. Nach nur einem Glas hatte sie einen Schwips bekommen und zu kichern begonnen, und er hatte sie plötzlich in den Armen gehalten und geküsst.
Bevor es zu mehr als leidenschaftlichen Küssen gekommen war, hatte Mr. Greene, der Präsident der Firma, sie überrascht.
Die Firmenpolitik verbot flüchtige Beziehungen zwischen den Angestellten, und sogar Geschäftsleiter wurden gefeuert, wenn sie sich mit ihren Mitarbeitern einließen. Daher hatte Gerald behauptet, mit ihr verlobt zu sein.
Von jenem Moment an hatte Dora in einer Traumwelt gelebt, an Geralds Liebe geglaubt und sich zum ersten Mal im Leben zugehörig gefühlt. Doch er hatte ihr nie gesagt, dass er sie liebte.
Er hatte nie mit ihr geschlafen. Er hatte sie nur selten berührt.
Jener hässliche Vorfall im Flugzeug hatte ihr schließlich die Augen geöffnet. Gerald hatte sie nur benutzt, um seinen Job nicht zu verlieren. Ihm hatte nie an ihr gelegen. Sie konnte froh sein, dass die Sache vorüber war.
Dora streckte sich auf dem Bett aus und schwor sich, ihm keine Träne mehr nachzuweinen. Viele Frauen waren auf sich gestellt
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