Werke
an.
In Bezug auf die an die Wände geklebten Bildnisse berühmter Männer legte er sich auf das niederste Ruhebett, und musterte die untere Reihe durch. Der Rentherr mußte ihm bei jedem erzählen, was er von ihm wußte, und wenn beide nichts Ausreichendes von einem Manne sagen konnten, als daß er berühmt sei, so suchten sie Bücher hervor, und forschten so lange, bis sie Befriedigendes fanden. Dann legte er sich auf die höheren Ruhebette, dann saß er auf den nächsten, dann stand er, und endlich befand er sich auf den verschiedenen Stufen der Leiter. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Bequemlichkeit solcher Ruhebette kennen, und der Rentherr mußte ihm einen großen Rollsessel machen lassen, der eine gepolsterte Rücklehne und gute Seitenarme hatte.
In diesem Rollsessel saß er gerne, wenn er kam, und man überließ sich der Plauderei.
Auf diese Weise verging eine geraume Zeit.
Endlich fing Dall ein Liebesverhältnis mit der Frau des Rentherrn an, und setzte es eine Weile fort. Die Frau selber sagte es endlich in ihrer Angst dem Manne.
Dall mußte davon gewußt haben, oder er mußte es an dem Gewissen der Frau gemerkt haben, daß sie ihrem Manne das Verhältnis mit seinem Freunde bekennen würde. Denn er kam in diesen Tagen nicht, obwohl er sonst in der letzten Zeit häufiger in die Wohnung am Sanct Petersplatze gekommen war, als es in der früheren Zeit der Fall gewesen war.
Der Rentherr war in einer außerordentlichen Wut, er wollte zu Dall rennen, ihm Vorwürfe machen, ihn ermorden; aber auch in seiner Wohnung war Dall nicht zu finden, er spielte auch in jener Zeit nicht im Theater, und man wußte nicht, wo er war. Der Rentherr gab sich Mühe, Dall aufzufinden, er ging alle Tage zu verschiedenen Zeiten in dessen Wohnung, aber er fand ihn niemals, und die Leute sagten, Dall habe eine kleine Erholungsreise gemacht. Dasselbe war auch in der Stadt in allen Kreisen bekannt, und man sagte, der Künstler werde wohl bald wieder zurück kehren und die Welt mit seinem Glanze erfreuen. Der Rentherr aber ließ sich nicht irre machen, er fuhr fort, Dall zu suchen. Er suchte ihn in allen Teilen der Stadt, er suchte ihn an öffentlichen Plätzen, in der Kirche, an Vergnügungsorten, auf Spaziergängen, er suchte ihn neuerdings in seiner Wohnung. Der Gesuchte war nirgends zu finden.
So trieb es der Rentherr eine geraume Weile fort. Plötzlich aber wurde er sehr stille. Seine Freunde sahen, daß die Unruhe, die ihn in der letzten Zeit befallen hatte, verschwunden war. Er saß ruhig und sinnend. Da ging er zu seinem Weibe und sagte, sie habe an Dall fallen müssen, warum habe er ihn ins Haus geführt, sie habe ihm das Herz gegeben, wie er es Tausenden an einem Schauspielabende aus dem Leibe nehme.
Selber gegen Freunde, denen aus leisen Vermutungen, die in der Stadt herumgingen, die Sache im allgemeinen bekannt wurde, äußerte er sich bewußt oder unbewußt in einem Sinne, daß sie eine Gemütslage in ihm vermuten mußten, wie die eben geschilderte war.
Auch Dall mußte in seiner Entfernung von dem Stande der Sache Nachricht erhalten haben, und er mußte wissen, daß der Rentherr ruhig sei; denn da sich nichts Besonderes ereignete und die Dinge ihren Gang zu gehen schienen, war Dall wieder in der Stadt, und wurde wieder auf der Bühne gesehen.
Eines Tages verschwand die Frau des Rentherrn. Sie war ausgegangen, wie sie gewöhnlich auszugehen pflegte, und war nicht wieder gekommen.
Der Rentherr hatte gewartet, er hatte bis in die Nacht gewartet; aber da sie nicht erschien, hatte er gedacht, es könne sie ein Unglück betroffen haben, und er fuhr in einem Mietwagen zu allen Bekannten und Freunden und fragte, ob sie seine Gattin nicht gesehen hätten; aber niemand wußte eine Auskunft zu geben. Am andern Tage zeigte er die Sache bei den Behörden an, er forderte den Schutz der Ämter, und er bekümmerte sich um alle Verunglückten oder Aufgefundenen. Aber auch die Ämter fanden nichts, und unter den Verunglückten, die sich vorfanden, war sie nicht, und unter den Aufgefundenen, die sich als heimatlos auswiesen, war sie nicht.
Da dachte der Rentherr, Dall könne sie irgend wohin geführt haben und halte sie dort verborgen. Er ging zu Dall, und forderte von ihm, daß er ihm sage, wo sein Weib sei, und daß er ihm dasselbe zurück gebe. Dall beteuerte, er wisse nichts von der Frau, er habe sie seit seinem letzten Besuche in der Wohnung auf dem Sanct Petersplatze nicht mehr gesehen, er gehe von seiner Wohnung nicht viel
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